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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. B<1. Nr. 3.
Aus Abb. 25 ergibt sich schließlich, daß eine Änderung der Wassertemperatur nicht für irgend eine
dieser Unstetigkeiten verantwortlich zu machen ist. Dadurch wird aber die Darstellung des Temperatur
ganges in der Hütte und am Mast noch schwerer verständlich. Hätte wie in früheren Fällen eine starke
Temperaturunstetigkeit der Wasseroberfläche die Temperaturzacke der Hütte bei 15 h BZ erzwungen, so
wäre die Abnahme der Amplitude am Mast verständlich. Wäre andererseits die starke Zacke in der
Feuchtekurve durch einen föhnartigen Vorgang an der Front verursacht, müßte die stärkere Temperatur
änderung in der oberen Luftschicht des Mastes eintreten. Die Temperatur-Amplitude des Wassers kann
in dem betrachteten Bereich zu Null gesetzt werden, diejenige der Luftschicht in 8.5 m Höhe zu 2° und
in 30 m Höhe wieder zu 0.7°. Der Effekt, der die nach abwärts gerichtete Zacke der Hüttentemperatur
bei 15 h BZ verursacht, muß also auf die unterste Schicht von 30 m
Dicke beschränkt sein. Im zweiten Fall nach 18“ BZ zeigt auch die
Mast-Temperatur die Zacke nach abwärts, aber verspätet und abge
schwächt.
Hinsichtlich der Ursache der Konvergenz erlaubt die Tatsache, daß
in dem Isobarenbild keine besonderen Erscheinungen zu erkennen sind,
wenigstens die Frage, ob hier eine durch die Insel Island selbst er
zwungene Störung des Stromlinienverlaufes vorliegt. Die längs der
Isobare als NE in breitem Strom von Spitzbergen her nach SW strömen
den Luftmassen werden, soweit sie Island treffen, abgehoben, und in Lee
Abb. 26. Passieren einer Front vermag Luft aus der Gegend südlich von Island als E-Wind in das
ISOsml westlich Island,25.8.28. Unterdruckgebiet einzuströmen. (Abb. 26.) Die von uns angetröffene
Grenze mußte also bei ungeänderter Druckverteilung stationär sein
und würde die Grenze der niehtabgelenkten Luftmassen gegenüber in Lee angesaugter südlicher Luft
darstellen.
Dienstag, 28. August. BZ = MIZ — MEZ — 2 h .
Die Witterung seit dem 26. hatte eine auffallende Ähnlichkeit mit derjenigen des 10.—13. 8., und
würde nach unserer üblichen Bezeichnung, nachdem am 25. noch Rückseitenwetter bestand, als typisch
für einen hohen polaren Lufteinbruch gelten. Z. B. vom 26.: „04 BZ: Snaefellsjökull auf 58 sml gesichtet,
windstill, glatte See... vorübergehend Aufheiterung... dann wieder heiter, im Faxafloi J /io bedeckt,
walzenförmige cu auf den Bergen, herrlicher Abend. <J Und vom 28. 8.: „Sehr schöner Tag, NNE 5 mps,
fast wolkenlos, sichtig, Snaefell sehr schön, desgl. Esja und die anderen Berge. — Nachts wunderbares
Nordlicht...“ Bemerkenswerterweise wird diese Ähnlichkeit noch unterstrichen durch den Pilotaufstieg
(Nr. 67) vom 28. 11.42“ MEZ. Dieser zeigt bis 2 km Ostwind, darüber nördliche Winde, über 5km
steifen N. Es könnte scheinen, als ob sich seit dem Nordlufteinbruch vom 9. (S. 27 ff.) gar nichts ge
ändert hätte. Uber die Höhenwindverhältnisse sind wir diesmal sehr gut unterrichtet. Am 26. wird auf
„Meteor“ im Faxafloi NNE 8 mps bis 5 km gefunde n, am 28. in dieser Höhe fast der gleiche Wind, dar
über hinaus zunehmender N bis 31 mps in 9 km. V on Akureyri liegt schon vom 25. eine ausgezeichnete
Messung bis 12 km vor, die von 2—8 km NE von etwa 10 mps, von 8—12 km starken N bis etwa 20 mps
zeigt. Und unser Aufstieg Nr. 67 wird in geradezu erstaunlicher Übereinstimmung von Akureyri be
stätigt, dessen Ballon 16 km erreicht.
Tabelle 8.
(Geschwindigkeit in mps) km 2—5 5—6 6—7 7—8 8—9 9—12 12—16
Reykjavik 28.8.28 11.42“ NE 4-9 N 12 NzW 20 NzW 21 NNW 31
Akureyri 28.8.28 16.45“ NNW8-9 NNW 15 NNW 14 NzW 23 NzW 34 NzW 37-17 NNW 8