Lueie Raehder: Grundlagen und Versuch einer landschaftskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 43
IV. Die Salzsumpfdepression der großen Chotts.
Am Fuß des Auresmassivs und der südtunesischen Atlasketten erstreckt sich vom Golf von Gabes
bis fast zum Meridian von Biskra die Landschaft der algerisch-tunesischen Salzpfannen über 400 km
in Ostwestrichtung.
Die Chotts Fedjedj und Djerid bilden eine Depression, deren Umrandung gut bekannt ist, und die
man unter der einen Bezeichnung Chott Djerid zusammenfaßt. Im Norden und Süden sind die Ufer
des Fedjedj durch kahle Felsketten begrenzt, deren Gipfel 400—500 m Höhe ereichen, und von denen
zum Teil gefährliche Pfade herabführen. Die südliche Kette, der Djebel Tebaga, zieht sich in großem
nach Süden geschweiften Bogen von der rund 50 m hohen Schwelle von Gabes um das Ufer des Salz
sees und stößt mit einem Vorgebirge in den leicht nach Westen geneigten Chott Djerid hinein. Von
hier (bei Debabcha) führt die 45 km lange Karawanenstraße über den Chott nach Kriz, das auf der Land
zunge zwischen Djerid und Melrir liegt. Dieser Weg ist die Teilungslinie zwischen den Chotts Fedjedj und
Djerid. Die nördliche Gebirgskette verläuft etwas unregelmäßiger. In einzelne Bergzüge aufgelöst,
die wie in der Cherb Berrania unmittelbar in den Chott hineinragen, enden sie in der etwa 90 m hohen
Schwelle von Kriz, die den Chott Djerid im Nordwesten begrenzt, und im Westen eine Scheide zwischen
dem in tiefsten Punkt 13,33 m unter dem Mittelmeer gelegenen Chott Djerid und dem ebenfalls bis mehr
als 30 m unter Mittelmeerhöhe reichenden Chotts Melrir und Rharsa bildet. Ihm entspricht im Osten
die nur ca. 50 m hohe Schwelle von Gabes, die Schranke zwischen den Chotts und dem Meere. Die
Chotts Rharsa und Melrir jenseits der Schwelle von Kriz zeigen eine andere Gestaltung und Lage. Das
Auresmassiv tritt nach Norden zurück, die Vorlandsenke zwischen Chott und Gebirge ist breiter, so
daß der Rand der Chotts durch keinerlei Bergketten (wie beim Djerid) bestimmt ist. Die starkgegliederte
Form des Melrir läßt sich daher schwer bestimmen; seine sich in der einförmigen Ebene verlierenden
Ufer verändern sich außerdem je nach den Wetterverhältnissen. Durch die enorme Gliederung sind eine
Anzahl kleinerer Chotts abgeschnürt worden. Der Salzsteppenstreifen im Norden wird von zahlreichen
Flüssen durchzogen, die Schuttfächerdeltas in den Chott vorgeschoben haben. Im Süden verlieren sich
die Grenzen wie beim Chott Djerid in der Sandwüste.
Das steile Nordufer des Chott Fedjedj wird von einem felsigen Kalkband gebildet, das vom Meer
bis zur Schwelle von Kriz zwischen Chott Rharsa und Djerid" 9 ) verläuft. Im Süden wird der Chott
Fedjedj von einer ähnlichen Kette, dem Djebel Tebaga umgrenzt, der von der Schwelle von Gabes in
ostwestlicher Richtung verläuft und mit einem Vorgebirge bis in den Chott Djerid vorstößt. Der Djebel
Tebaga am Südrand des Chott Fedjedj besteht wahrscheinlich aus turonen Kalken — genaue Unter
suchungen darüber fehlen jedoch.
Im Djerid herrschen blaue Tone und weiche Sandsteine vor (Nefta), an der Oberfläche zahlreiche
Körner von Flintsteinen. Jüngere und ältere quartäre Ablagerungen sind durch Puddingsteine, kiesel
steinige Alluvionen, Lehme und tonige Sande vertreten. Man trifft sie im Bett der Flüsse an. Die in
Nordsüdrichtung verlaufende Schwelle von Gabes besteht aus quartären Anschwemmungen, doch ist
ihre Form und Ausdehnung durch den kretazischen Untergrund vorgezeichnet.''’ 0 )
Die Bohrungen der Roudaireschen Expedition haben ergeben * 31 ), daß an der Oberfläche der Chotts
eine Sandschicht mit cardium edule von manchmal nur 30—40 cm Stärke auf rötlichen Mergeln
liegt. An den niedrigen Stellen verschwindet die Sandschicht in einer schlammigen Salzmergelablage
rung, die vom Regenwasser oder Flußwasser eingeschwemmt ist. Diese Sand-, Ton- und Mergelschichten
sind sämtlich gipshaltig 32 ), ihre obersten Schichten sind stark von Salz durchdrungen und von Salz
ausblühungen bedeckt.
- 9 ) Ginestous, Esquisse géologique de la Tunisie, 1911, Karte.
10 ) Rolland, Sür le terrain crétacé. Bull. Soc. Geogr. de France. 1881. S. 514.
31 ) La dernière expédition des Chotts. Paris 1882. S. 48.
32 ) Der pulverige oder kristallische Gips ist durch Eisenoxyde gefärbt.