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Ans dem Archiv der Deutschen Seowarte. — 48. Bd. Heft 2.
Blöcken von verschiedener Größe. Sie ist die Wüste im eigentlichen Sinne: Sahara = harte Erde 14 ), eine
ebene, steinige Fläche ohne nennenswerte Erhebung, ohne Brunnen, ohne Wasseradern — vegetations
lose Einöde. Diese Hamaden bedecken das Mzabplateau mit seinen Kalk- und Sandsteinen des Cenomans
und Senons ebenso wie die nach Norden und Osten anschließenden flachgelagerten kalkreichen Sandsteine
jungtertiären bis quartären Alters ohne Übergang, in die oft tiefe Kessel eingesenkt sind. —- So ver
gleicht Passarge die Oberfläche des fabelhaft durchlöcherten und zerfressenen turonen Kalksteins in der
Nähe von Ghardaia mit einem Karrenfeld. Sogar die Gerolle sind zerfressen, geriefelt und zu Kanten
geschieben umgewandelt. In den Vertiefungen der Oberflächen liegen kleine Sandseen. Manchmal sind
die Gerölle geglättet und gebräunt. Wurmförmig gewundene Rillen sind von Passarge nur auf der frei
gelegten Oberfläche beobachtet und fehlen den Gerollen unter der Oberfläche.
Die Entstehung der Hamada ist auf zwei Hauptkräfte zurückzuführen: Insolation und Wind. Die inten
sive Sonnenstrahlung sorgt für Erhitzung und Ausdehnung der zutage tretenden Gesteine, die sich
während der starken Ausstrahlung nachts zusammenziehen müssen. Verstärkend kommt der Umstand
hinzu, daß der Temperatursturz am Abend sehr schroff ist. Tritt noch gelegentlich die Sprengwirkung
des Frostes hinzu, dessen Häufigkeit oft genug bestätigt wird, so zerplatzen die Gesteine und
bilden alsbald einen Mantel aus eckigem Geröll. Die Abhänge der Atlasketten und die Felstafeln des
Mzab sind mit solchem Schutt, Gesteinstrümmern, Blöcken und Brocken von verschiedener Größe bedeckt.
Gelegentlicher Niederschlag — Reif und Tau — unterstützen diesen Gesteinszerfall, der somit an Ort
und Stelle für eine Abtragung des Gesteinsbodens sorgt.
Die weitere Ausgestaltung der Hamada übernimmt der Wind. Er fegt über die durch Insolation in
Geröll zertrümmerte Oberfläche der Hamada und beraubt sie aller vegetabilischer Erde und Sande und
mit dem fortgeführten Sand bearbeitet er Steine, Blöcke und Flächen des Bodens. Auch die abschleifende
Wirkung des Windes, die Korrasion, tritt überall sichtbar zutage. Mit Sand- und Kiesmassen beladen
fegt der Wind über den Boden. Er greift die feste Kalksteintafel des Mzab an, so daß ihre Oberfläche
— wie bereits erwähnt — einem Karrenfeld ähnelt. Hier und da sieht man dann noch in den Vertiefungen
das Arbeitsmaterial, den Sand, liegen. Dochbildungen, Wurmrillen, Kantengeschiebe verdanken ihre
Entstehung also dem Sandschliff.
Die Ausbildung der Hamaden ist verschieden je nach den geologischen Verhältnissen: die obere
Kreide ist reich an schwarzen Flintsteinen und gibt damit zur Entstehung der schwarzen Hamaden
Anlaß; die mittlere Kreide liefert das Material zu den weißen Hamaden.
Der Untergrund ist festes Gestein. Im Norden beherrscht die cenomane Kreidetafel vornehmlich das
Plateau von Mzab und Metiili, im Westen begrenzt durch den Steilabfall von El Loua und dem bei
El Golea. Die senone Kreidetafel nimmt den Norden des Mzabplateaus in einem ca. 100 km breiten
Streifen bis nahe an Guerrara ein und taucht in Nord Südrichtung bis Ghardaia über Berriane in einzelnen
Rücken und Inseln auf. Südlich von Metiili beherrscht das Senon die größte Fläche des Kreiderückens
zwischen den beiden Ergs bis zum Plateau von Tademait. Die Ränder der beiden Schichttafeln sind
zwei einander parallele Steilabfälle. Das Tertiär ist nur durch einzelne Flächen des Eocäns vertreten:
östlich des Hassi Berkan, bei Dzioua nordwestlich von Touggourt und am Rande des Atlas nördlich des
Wadi Djedi. Den Übergang von Laghuat zur Hamada des Mzab bilden die ältesten Alluvionen des
Quartärs in der Region der Dayas, die in Form einer geschlossenen Hamada an die Kalktafel des Mzab
im Norden wie auch im Osten anschließen 15 ). Ein merklicher Steilrand ist die Grenze dieser 120 m
mächtigen Ablagerung am linken Ufer des Wadi Mya von Kechaba über Wargla und den nordöstlich
davon gelegenen Sebkhen und leitet dann nördlich von Guerrara zu der senonen Kalktafel über. Das
weitere Auftreten des Quartärs innerhalb des Dünenbeckens sei später besprochen.
14 ) Gaffarel: L’Algérie. Paris 1883. S. 383.
Zittel: Beiträge zur Geologie und Paläontologie der libyschen Wüste. München 1883.
15 ) Nach dem Atlas de l’Algérie et de la Tunisie 1924 gehört sie dem Miocän an. Die darin enthaltene geolo
gische Karte zeigt jedoch nicht die gründliche Durcharbeitung wie die Pomelsche Karte.