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Full text: 48, 1929/1930

Lucie Raehder: Grundlagen und Versuch einer landscliai'tskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 25 
>i. Herkunft und Erhaltung des Grundwassers. 
Für die Schaffung des oberen Grundwasserspiegels sorgen, wie wir sahen, vornehmlich an Ort und 
Stelle eingesickerte Oberflächen- oder Regenwasser; für die Entstehung des Tiefengrundwassers liegen 
die Verhältnisse anders. Der Ursprung ihrer Speisung liegt im Atlas, Ahaggar und dem Mzabplateau. 
Regen- und Schneeschmelzwasser sickern in die durchlässigen Kalke und Sandsteine ein, die von 
undurchlässigen Tonen, Mergeln eingeschlossen sind. Durch den schüsselförmigen Bau des Igharghar- 
beckens bedingt, strebt das Wasser von den Höhenrändern dem tiefsten Punkt der Mulde zu, gerät unter 
Druck und wird versuchen, die überlagernden Schichten an einer geeigneten Stelle zu durchbrechen. 
Das geschieht (wenn nicht der Mensch die Bodenschichten künstlich durchstößt), wenn Hindernisse 
— etwa Gesteinsschwellen — sich im Untergrund in den Weg stellen und es zum Aufsteigen zwingen, 
Brüche und Spalten für ein Heraussprudeln sorgen — oder wenn die darüber liegenden Schichten 
nicht die nötige Widerstandskraft haben, wie sich z. B. die an der Sohle des Chott Djerid oder im Ufer 
schlamm durchbrechenden Quellen erklären lassen. 
Für das Wadi Rir nimmt Rolland eine Speisung des Tiefengrundwassers vom Atlas her, also in Nord 
südrichtung, an, in: Gegensatz zu Lahache, der auf Grund chemischer Untersuchungen zu dein Schluß 
gelangt ist, daß nur die Regen der südlichen Plateaus das artesische Tiefengrundwasser speisen 
können. Passarge 61 ) dagegen hält es für möglich, daß das artesiche Tiefengrundwasser aus der Pluvial- 
zeit stammt. 
5. Art des Wassers. 
Im allgemeinen sei nur gesagt, daß der Salzgehalt des Wassers mit der Zusammensetzung des 
Untergrundes zusammenhängt. Je tiefer ein Brunnen ist, um so reiner ist sein Wasser, je schneller es 
durch den Oberboden dringt, um so geringer ist der Salzgehalt. Uber die Trinkbarkeit des Wassers 
weichen die Ansichten der Araber von den unsrigen stark ab, da sie unser süßes Trinkwasser nicht 
kennen. Wasser von 1—1,5 g Salzgehalt pro Liter ist eine ausgezeichnete Quelle 62 ), während der Araber 
des Südens Wasser mit 3,5 g verschiedener aufgelöster Salze im Liter für wohlschmeckend hält. Die 
Tiere — Pferd, Kamel, Esel — trinken es noch, wenn es 10 g pro Liter enthält. Diesen chemischen 
Charakter verdankt das Wasser der Natur des passierten Bodens 63 ). 
III. Kanal- und Binnenmeerprojekte. 
Zum Schluß sei hier auf das Projekt zur Schaffung eines inneralgerischen Meeres hingewiesen 64 ). 
Ein Binnenmeer sollte sich vom Chott Rharsa nach, dem Chott Melrir ausbreiten bis auf 30 km an 
Biskra heran, über 250 km lang und 30—35 km breit. Zu diesem Zweck müßte ein Kanal gebaut werden, 
der die Kalkschwelle von Gabes im Wadi Melah durchschneiden würde und über 170 km Länge durch 
die Chotts Fedjedj und Djerid gelegt werden müßte. Ein Durchstich der trennenden Sandschwelle bis 
zum Chott Rharsa würde diesen Kanalbau beendigen, und das vom Mittelmeer eingeleitete Wasser 
würde einen See schaffen, der mit 8200 qkm die 14fache Größe des Genfer Sees hätte. Der Zweck eines 
solchen Meeres bestünde darin, erstens auf die klimatischen Verhältnisse verbessernd zu wirken durch 
Milderung der Temperaturextreme, Erhöhung der Feuchtigkeit, zweitens die gesundheitlichen Verhält 
nisse günstig umzugestalten und neue Oasen zu schaffen, eingegangene wieder zu beleben, bestehende 
zu verbessern. Auch militärische Vorteile würden erlangt werden. An Gegnern dieses Planes hat es 
nicht gefehlt; in der Hauptsache scheiterte das Projekt wohl an den enormen Kosten. 
61 ) Passarge (Keilhack), S. 273. 
82 ) Lahaclie, a. a. O., S. 14. 
M ) Vergl. im einzelnen <lie betreffenden Kapitel in Lahache. 
C4 ) Roudaire: La dernière expédition des chotts. Paris 1881,
	        
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