Lucie Raehder: Grundlagen und Versuch einer landschaftskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. ‘21
richtung der Atlasketten gemäß von Südsüdwest nach Nordnordost. Zahlreiche kleine Zuflüsse erhält
das Wadi Djedi — bis Laghuat Wadi Mzi genannt —aus dem niederschlagreichen Gebiet der Atlasberge,
deren Oberflächenwasser mit Eintritt in die Wüste in die durchlässigen Geröllschichten des Flußbettes
einsickert. Beim Verlassen des Gebirges bildet es nach Borchardt ein 20—25 km langes seenartiges
Gebiet“), dessen Vorhandensein aber von andern Forschern nicht bestätigt wird“). Von Norden nach
Süden erhält das Wadi Djedi eine ganze Reihe von Zuflüssen, die wie sein Flußbett selbst nur im Früh
jahr und Winter besonders in den Monaten Februar und März mit Wasser angefüllt sind, das durch
große Wehre nutzbar gemacht wird 42 * 44 * ).
Aus dem Kalkmassiv des Aures fließen dem Chott Melrir zahlreiche Flüsse zu. Im Winter werden
sie manchmal zu gefährlichen Strömen, im Sommer ist nur ein dünnes Wasserfadennetz ausgebildet. An
wichtigeren Wadis sind hier das Wadi Biskra mit seinen Nebenflüssen Wadi Abiad, Wadi Nessaoual,
das Wadi Aldi, das Wadi El Arab, das Wadi Mongwar, Wadi Ensira, Wadi Guechtane und Wadi Dokkan
zu nennen. Diese dicht nebeneinander liegenden Flüsse laufen einander parallel von Norden nach Süden,
ihre Quellen liegen etwa 1000 m hoch; die Länge des ganzen Laufs gibt Lahache zwischen 60 und 120 km
an, mit Ausnahme des Wadi Biskra mit 160 km Länge. Diese Wadis befördern während der Winterregen
und zur Zeit der Schneeschmelze ganz beträchtliche Wassermassen zu Tal, graben ihre Betten tief in
den Gesteinsuntergrund ein und bilden manchmal wahre Schluchten. Mit Annäherung an die Chotts
verlieren sie z. T. des verringerten Gefälls wegen ihre Bedeutung, teilen sich in unendlich viele Arme
auf und versickern im Sand, Gips und den weichen Mergeln des Quartärs in nächster Nähe des Chotts.
Die Zuflüsse zum Chott Djerid sind an Zahl beschränkt. Unter ihnen ist nur das Wadi Baiech 15 )
erwähnenswert, das nach Speisung der Oase Gafsa in Tunesien in nordost-südwestlicher Richtung dem
Chott el Rharsa zufließt.
Als letztes Wadi der periodischen Flußläufe sei das Wadi Melah genannt. Er verbindet den öst
lichsten Ausläufer des Chotts Djerid, den kleinen Chott el Hameima mit dem Mittelländischen Meer. Nach
Borchardts Darstellung entspringt der Fluß 20 km südlich des Chotts im Djebel Gloua, durchfließt den
Chott und erreicht nach 10 km den Golf von Gabes.
Schließlich sind unter den fließenden Gewässern noch die künstlichen Bewässerungs- und Abzugs
gräben der Oasen zu erwähnen.
2. Stehende Gewässer
Als a) dauernde stehende Gewässer
sind die Chotts und Sebkhen zu bezeichnen. (Tafel 2.) Nach Gautier 46 ) sind diese Namen Synonyma, die
nur nach dem Dialekt verschieden angewandt werden. Eine Sebkha ist ein See und ein Aus
breitungsendgebiet eines Flußnetzes. Die Ufer sind oft durch Steilabfälle klar begrenzt, die Ober
flächen eben, frei von Vegetation und Sand, doch kommen Schlammlöcher und Flugsand vor. Die Salz
ausblühungen steigen, wenn Regenfälle und Überschwemmungen für eine Erhöhung des Grundwasser
spiegels sorgen. Berbrugger 47 ) sieht einen Unterschied zwischen Chott und Sebkha. Sebkha sei ein
Becken mit salzhaltiger Erde (ähnlich den Becken der Zibanoasen, den sandigen Becken des Wadi Souf,
den steinigen im Mzab) und nähme den Namen Chott an, wenn sie gewöhnlich mit Wasser bedeckt oder
durchtränkt sei.
42 ) Borchardt, a. a. O. S. 26.
4:l ) Die hypsometrische Karte 1 : 1 500 (XXI des Atlas de l'Algérie et de ta Tunésie Alger 1924 verzeichnet diesen
Sumpfsee nicht.
4 ‘) Schönitli, Oasenbewässerung' im Becken des Chott Melrir, 1911, S. 9.
**) Ginestons Karte. Nach Schönith Wadi Tarfaoui bezeichnet. Nach der Karte 1:4 000 000 Wadi el Melah,
4 ») Siahara Algérien I, 1908, S. 11.
47 ) Les puits artésiens etc., 1862, S. 35.