Lucie Raehder: Grundlagen und Versuch einer landsehaftskund). Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 19
Hydrographie.
In hydrographischer Hinsicht ist das Ighargharbecken ein ebenso abgeschlossenes Becken wie in
geologischer und orographischer Beziehung. Die Schichten fallen von der äußeren Umrandung nach
dem Inneren zu, erst steiler, dann unmerklicher, von etwa 500 m Höhe bis auf —32 m ein. Dieser tiefste
Punkt des Beckens ist der Ghott Melrir, dem alle Wasser des Ighargharbeckens oberflächlich oder unter
irdisch zufließen. Es seien hier zunächst die
I. Oberflächenwasser
besprochen, unter denen das Netz der Täler oder Wadis der algerischen Sahara verstanden sei.
Unter den
1. fließenden Gewässern
des Flußnetzes unterscheiden wir periodische und nicht - periodische. Dauernd fließende Gewässer,
d. h. Flüsse, die die trockene Jahreszeit überdauern, sind nicht vorhanden; es handelt sich nur um
periodische Flußläufe, die vornehmlich am Rande des Atlas im Winter und zur Zeit der Schneeschmelze
reichlich und regelmäßig Wasser führen, im Sommer aber versiegen — ferner um
a) nicht periodische Flußläufe
d. h. Trockenbetten, die höchst selten, nach jahreszeitlich nicht gebundenen Regenfällen voll
Wasser sind.
Ein solches Wadi ist der Igharghar, die Hauptwasserader des Gebietes. Als oberflächlich ablaufender
Fluß ist der Igharghar größtenteils verschwunden, unterirdisch läßt er sich jedoch noch auf der ganzen
Strecke verfolgen. Seine Quelle liegt im Süden auf der Wasserscheide zwischen dem Mittelländischen
Meer und dem Golf von Guinea auf dem 2000 m hohen Plateau Atakor-n-Ahaggar des Ahaggarmassivs
unter 23° nördlicher Breite. Bis zum Plateau von Tinghert ist sein Flußbett noch sichtbar eingeschnitten
und fast immer mit einer beständigen Wassermenge angefüllt. Zahlreiche Flüsse des Zentralgebirges,
vom Mouidir- und Tassilihoehland führen ihm reichlich Wasser zu. In den Felsboden des Plateaus von
Tinghert hat der Igharghar eine sichtbare, deutliche Rinne eingegraben, verschwindet dagegen im Norden
unter den Sanddünen des östlichen Erg an einer Stelle, die Menkeb Gharaghar heißt. Unter dem Sand
strömen ihm verschiedene Flüsse des Tinghert und der östlichen Seite des Tademait zu. Sie sind zu
nächst unter der Sandmasse in der Höhe der Maäderregion begraben und vereinigen sich dann im Wadi
el Achyia, durch das sie augenscheinlich dem Igharghar zugeführt werden. Es ist im Gebiet des Großen
Erg unmöglich, die Stelle des alten Ighargharbeckens zu erkennen, das sich in der Nachbarschaft des
Gassi Touils ausbreitet, sich aber eigentlich weiter nach Osten erstrecken müßte, wenn man nach den
verschiedenen Felstrümmern wie Quarz, Schiefer, Glimmerschiefer, löcheriger Lava ferner Herkunft
urteilt, die seine Wasser in dieser Richtung abgelagert haben 87 )- Bis Touggourt läßt sich der unter
irdische Lauf des Flusses durch Brunnen verfolgen, hier tritt er jedoch zutage und wird nun bis zu
seinem Eintritt in den Chott Melrir unter dem 34° nördlicher Breite Wadi Rir genannt.
Bei Touggourt findet die Vereinigung des Igharghar mit dem Wadi Mya statt, das die abfließenden
Gewässer des Tademaitplateaus und des Mzab sammelt. Das etwa 600 km lange Wadi Mya entspringt
im Südwesten des Kreideplateaus von Tademait und läuft dem Igharghar in nordöstlicher Richtung zu.
Mya bedeutet Hundert, und hunderte von Nebenflüssen zersägen die Kalktafeln der Chebka östlich von
El Golea und dem Mzab, bis sie in den Sandmassen versiegen und auch der Verlauf der trockenen Fluß
betten nur schwer in der Sandmulde zu erkennen ist. Die größeren Wadis: Wadi el Khoua, Wadi Sadana,
Wadi Terir und Wadi Zahara sollen sogar im Sandgebiet im Winter ihr Bett mit Wasser füllen. Das
Mzabplateau selbst ist in Nordwest-Siidostrichtung durch große Wadis zerschnitten, z. B. vom Wadi Zegrir,
37 ) Fourean, Doc sc., 1905, S. 239.