Lucie Kaebder: Grundlagen und Versuch einer landschaftskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 17
Beweis für eine seit dem Altertum eingetretene, grundlegende Veränderung der Landschaft im Gebiet
der Atalanten. Daß das Klima an dieser Umgestaltung nicht unbeteiligt war, wird wohl nicht zu
leugnen sein.
Der Gesteinsuntergrund.
Betrachtet man eine geologische Karte des Arbeitsgebietes“), so fällt auf den ersten Blick die Ein
förmigkeit der geologischen Schichten auf. In großen Teilen der algerischen Sahara — den beiden Ergs,
der Chottregion, dem Gebiet des Wadi Ighaghar — bedeckt Dünensand das Anstehende. Wo es zutage
tritt, ist sein Alter nicht höher als mesozoisch. Massengesteine fehlen vollständig, Sedimente bilden
allein den Gesteinsaufbau.
Das Gebiet gliedert sich in zwei Teile, von denen das östliche ein von Felstafeln — Hamada el
Homra, Plateau von Tinghert — halbmondförmig umschlossenes Sandbecken — Ighagharbecken — dar
stellt, während das westliche ein Schichttafelland ist — Mzabplateau.
Nur Sedimente — die ältesten aus der Kreide — bilden also den Gesteinsuntergrund des Arbeits
gebietes. Ihre Lagerung ist fast ausnahmslos flach, ihre Beschaffenheit für die Ausgestaltung der
I.andformen wichtig und für die Bodenbildung mit ausschlaggebend. (Abb. 3, Tafel 4.)
Die örtlichen geologischen Verhältnisse werden bei den einzelnen Landschaften beschrieben.
Bodenbildung und Böden.
Die Bodenbildung ist in dem Arbeitsgebiet durch chemische Verwitterung charakterisiert. Die
Sonne trocknet nach kurzdauernden Regenfällen die Erde auf, erwärmt sie und führt zur Verdunstung
des eingesickerten Wassers. Die Feuchtigkeit wird gezwungen kapillar aufzusteigen und scheidet die
Salze an der Oberfläche oder in den obersten Schichten ab —- es handelt sich um Sulfate, Chloride und
Karbonate der Alkalien und alkalischen Erden, die als Salzbildungen für die Salzsteppen der nörd
lichen Übergangszone so bezeichnend sind 34 ) und zu den bekannten Krustenbildungen und Schutzrinden
führen. Der eigentliche chemische Zersetzungsprozeß beginnt jedoch erst nach Ablagerung der Salz
ausblühungen auf dem Erdboden; denn die vom Winde leicht erfaßbaren Salze werden verweht (beson
ders natürlich aus den Salzpfannen), von Regenfällen aufgelöst und wieder dem Boden zugeführt.
Dieses chemisch verunreinigte Wasser muß natürlich den Boden bedeutend stärker zersetzen als die
reinen Niederschläge.
So unterstützen die chemischen Kräfte die physikalischen bei der Zerstörung der Gesteine, arbeiten
sich aber auch manchmal entgegen. Wenn z. B. der durch Insolation entstandene, eckige Geröllschutt
an den Atlasbergabhängen kalkhaltige Verwitterungsprodukte enthält, so kann er mit Hilfe der chemischen
Kräfte durch eine Kalkkruste verkittet werden. Aber auch dieser Schutzmantel kann wiederum zer
platzen und in Gerolle zerfallen.
Die Kalkkrusten, die oft eine Mächtigkeit von mehreren Metern besitzen, können den Oberflächen-
sehutt zu Brekzie verkitten oder als Kalktuff unter einer harten Oberflächenbank liegen. Sie sind
namentlich in dem Zwergstrauchsteppenstreifen, der Übergangszone von der Steppe zur Wüste, aus
gebildet.
Je mehr man sich vom Rand der Salzsteppen ins Innere der Wüste begibt, um so geringer ist die
chemische Zersetzung, weil die Niederschläge an Umfang und Dauer abnehmen.
In Gebieten mit noch verhältnismäßig reichen aber wenig periodischen Niederschlägen werden die
Kalkkrusten in dieser niederschlagsärmeren Salzsteppe mit höchstens streng periodischen Winterregen
durch Gipskrusten ersetzt. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser weißen Krusten mit ihren glitzernden
Gipskristallen ist die Chottregion. Oft — z. B. im Chott Melrir — wölben sich die dicken Krusten von
“) Pomeisehe Karte (Poyanne).
**) Passargc, Keilhack, Lehrbuch der prakt'. Geologie, 1916, S. 267.