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Full text: 48, 1929/1930

Lucie Kaebder: Grundlagen und Versuch einer landschaftskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 17 
Beweis für eine seit dem Altertum eingetretene, grundlegende Veränderung der Landschaft im Gebiet 
der Atalanten. Daß das Klima an dieser Umgestaltung nicht unbeteiligt war, wird wohl nicht zu 
leugnen sein. 
Der Gesteinsuntergrund. 
Betrachtet man eine geologische Karte des Arbeitsgebietes“), so fällt auf den ersten Blick die Ein 
förmigkeit der geologischen Schichten auf. In großen Teilen der algerischen Sahara — den beiden Ergs, 
der Chottregion, dem Gebiet des Wadi Ighaghar — bedeckt Dünensand das Anstehende. Wo es zutage 
tritt, ist sein Alter nicht höher als mesozoisch. Massengesteine fehlen vollständig, Sedimente bilden 
allein den Gesteinsaufbau. 
Das Gebiet gliedert sich in zwei Teile, von denen das östliche ein von Felstafeln — Hamada el 
Homra, Plateau von Tinghert — halbmondförmig umschlossenes Sandbecken — Ighagharbecken — dar 
stellt, während das westliche ein Schichttafelland ist — Mzabplateau. 
Nur Sedimente — die ältesten aus der Kreide — bilden also den Gesteinsuntergrund des Arbeits 
gebietes. Ihre Lagerung ist fast ausnahmslos flach, ihre Beschaffenheit für die Ausgestaltung der 
I.andformen wichtig und für die Bodenbildung mit ausschlaggebend. (Abb. 3, Tafel 4.) 
Die örtlichen geologischen Verhältnisse werden bei den einzelnen Landschaften beschrieben. 
Bodenbildung und Böden. 
Die Bodenbildung ist in dem Arbeitsgebiet durch chemische Verwitterung charakterisiert. Die 
Sonne trocknet nach kurzdauernden Regenfällen die Erde auf, erwärmt sie und führt zur Verdunstung 
des eingesickerten Wassers. Die Feuchtigkeit wird gezwungen kapillar aufzusteigen und scheidet die 
Salze an der Oberfläche oder in den obersten Schichten ab —- es handelt sich um Sulfate, Chloride und 
Karbonate der Alkalien und alkalischen Erden, die als Salzbildungen für die Salzsteppen der nörd 
lichen Übergangszone so bezeichnend sind 34 ) und zu den bekannten Krustenbildungen und Schutzrinden 
führen. Der eigentliche chemische Zersetzungsprozeß beginnt jedoch erst nach Ablagerung der Salz 
ausblühungen auf dem Erdboden; denn die vom Winde leicht erfaßbaren Salze werden verweht (beson 
ders natürlich aus den Salzpfannen), von Regenfällen aufgelöst und wieder dem Boden zugeführt. 
Dieses chemisch verunreinigte Wasser muß natürlich den Boden bedeutend stärker zersetzen als die 
reinen Niederschläge. 
So unterstützen die chemischen Kräfte die physikalischen bei der Zerstörung der Gesteine, arbeiten 
sich aber auch manchmal entgegen. Wenn z. B. der durch Insolation entstandene, eckige Geröllschutt 
an den Atlasbergabhängen kalkhaltige Verwitterungsprodukte enthält, so kann er mit Hilfe der chemischen 
Kräfte durch eine Kalkkruste verkittet werden. Aber auch dieser Schutzmantel kann wiederum zer 
platzen und in Gerolle zerfallen. 
Die Kalkkrusten, die oft eine Mächtigkeit von mehreren Metern besitzen, können den Oberflächen- 
sehutt zu Brekzie verkitten oder als Kalktuff unter einer harten Oberflächenbank liegen. Sie sind 
namentlich in dem Zwergstrauchsteppenstreifen, der Übergangszone von der Steppe zur Wüste, aus 
gebildet. 
Je mehr man sich vom Rand der Salzsteppen ins Innere der Wüste begibt, um so geringer ist die 
chemische Zersetzung, weil die Niederschläge an Umfang und Dauer abnehmen. 
In Gebieten mit noch verhältnismäßig reichen aber wenig periodischen Niederschlägen werden die 
Kalkkrusten in dieser niederschlagsärmeren Salzsteppe mit höchstens streng periodischen Winterregen 
durch Gipskrusten ersetzt. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser weißen Krusten mit ihren glitzernden 
Gipskristallen ist die Chottregion. Oft — z. B. im Chott Melrir — wölben sich die dicken Krusten von 
“) Pomeisehe Karte (Poyanne). 
**) Passargc, Keilhack, Lehrbuch der prakt'. Geologie, 1916, S. 267.
	        
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