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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 48. Bd. Heft 2.
] 6 m darüber. Diese im Norden tief gelegene Mulde dringt buchtförmig bei Biskra in die Ketten des
Atlas, so daß ihre Fortsetzung, die Ebene El Outaya mit 4—800 m Meereshöhe einen auffallenden Ein
schnitt im Verlauf des ganzen Sahara-Atlas darstellt.
In den Oasen Wargla 124, Touggourt 79, El Oued Souf 81, Beréçof 140 m beobachtet man überall
noch eine geringe Höhe über dem Meer. Dieses flachwellige, sanft nach Süden ansteigende Sanddünen
gebiet des Großen östlichen Erg wird von den Schichttafeln des benachbarten Ahaggarkomplexes um
schlossen, und so entsteht zwischen Atlas und dem Gebirge der zentralen. Sahara ein abflußloses Becken,
dem das Trockenbett des Wadi Igharghar seinen Namen gegeben hat. (Abb. 2, Tafel 4.)
Insgesamt ist die Reliefenergie des Gebietes gering, die Formen wenig abwechselungsreich. 1 )
Ein Versuch, das Arbeitsgebiet in orographische Räume aufzuteilen, würde auf einer Karte folgende
Anordnung zeigen (Tafel 2):
1. Die Bergfußhochebene am Südabfall des Saharischen Kettengebirges mit der Region der Dayas.
2. Die Depressionslandschaft der algerisch-tunesischen Chotts.
3. Das Becken des Großen Erg.
4. Der Tafelland-Rücken El Kantara-Beni-Mzab.
5. Die das Becken im Süden und Osten umrahmenden Schichttafel-Hochländer von Tinghert etc.
Klima.
Die nördliche algerische Sahara zeigt bis auf einen schmalen Streifen an ihrem Nordrand ein
schließlich des Küstensaums am Golf von Gabes, in den die Ausläufer der Winterregenzeit des Mittel
ländischen Meeres hineinreichen, ein ausgesprochenes Wüstenklima. Es läßt sich demnach das Wüsten
klima der algerischen Sahara vom Salzsteppenklima ihres nördlichen Saumes unterscheiden, der den
Abfall des saharischen Atlas und den Küstenstreifen bei Gabes umfaßt.
Das Wüstenklima des Innern hat nach Koppen 2 ) die Klimaformel: BWh, wobei h (heiß) bedeutet,
daß die Jahrestemperatur t > 18° ist. Das BW-Klima ist dadurch charakterisiert, daß die Jahresregenmenge
t "I - 33 cm
N < ist. Als Beispiel sei Ghardaia angeführt: hier ist t = 20,5°, also > 18°, und die Jahres
niederschlagsmenge gleich 11,4 cm, welche Summe also wesentlich kleiner ist als die Bedingung für das
Wüstenklima N < = 2 ° >5 + 8 - = 26,5 cm 3 4 ).
u u
Infolge der ungehinderten Ein- und Ausstrahlung sind die täglichen Temperaturschwankungen
sehr groß. Sie erreichen nach Koppen in einzelnen Monaten 17—20°. Infolgedessen kommen auch in
normalen Jahren bis in niedere Breiten im Winter starke Nachtfröste vor, im Sommer erreicht das
Thermometer tagsüber regelmäßig 40° und darüber. Die Jahrestemperatur ist hoch über 18°, die Monats
mittel des wärmsten Monats betragen selbst in Seehöhen über 500 m mehr als 30 O4 ). Die Luft ist sehr
trocken, jedoch treten infolge der Nachtkühle Nebel auf.
Die gleichen hohen Temperaturen — Jahresmittel über 18° — kommen aber auch noch im Salz
steppengürtel des Nordrandes vor, in dem sich regelmäßige, wenn auch spärliche Regenzeiten des Mittel
meergebietes bemerkbar machen. Dieses heiße Winter regen - Salzsteppenklima hat nach
Köppens Klassifikation die Klimaformel BShs, wobei s die Tatsache ausdrückt, daß die trockenste Zeit
*) Die Höhenangaben stammen größtenteils aus dem französischen Kolonialatlas. Die neueren französischen
Karten, Carte du Sahara 1 :400 000 000, etwa 1922 erschienen, und der große Atlas de l’Algérie et de la Tunisie
1924 geben nur wenige Zahlen an.
2 ) Koppen, Kliimate der Erde 1923, TJebeiisichtskarte.
3 ) Nimmt man, da die Jahresschwankung der Temperatur groß ist und die Niederschläge zumeist in der kalten
t + 22 20 5 + 22
Jahreszeit fallen, mit Koppen als Schwelle des BW-Klimas die Bedingung N < = 21,2 cm, so liegt
auch dann Ghardaia mit N = 11,4 cm weit unterhalb dieses Wertes.
4 ) Koppen S. 179.