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Aus dem Archiv der Deutschen See warte. — 48. Bd. Nr. 7.
noch an einem deutlichen Steilerwerden zur Talsohle hin zu erkennen. Bedeckt aber Acker auch den
unteren Teil des Gehänges, dann ist der steile Absatz fast vollständig verschwunden. (Vgl. Bild 4.)
Der Landwirt planiert. Er gräbt den oberen Teil des Gefällsabsatzes ab und schüttet die frei
gewordenen Erdmassen am Fuße in flacherer Böschung auf. Im Herbst, wenn die Erntearbeiten beendet
sind, kann man den Landwirt dabei antreffen, wenn auch selten, denn diese Arbeiten sind auf Ge
nerationen verteilt. Fragt man einen älteren Bauer, so erfährt man dann meist, daß er mit seinem Vater
jenes Stück, sein Vater mit dem Großvater ein anderes Stück planiert hat. Ist er gesprächig, so erzählt
er vielleicht noch, daß sie durch geschicktes Anpflügen verstehen, kleine Gefällsknicke im Laufe der
Jahrzehnte völlig zu beseitigen. Folgt man dem Gefällsabsatz des flachen Hanges, so bemerkt man, daß
er an Besitzgrenzen, die ja senkrecht zum Tale verlaufen, ganz plötzlich abbricht. Der flache Hang zieht
sich ohne Unterbrechung zur Talaue herab. Der Besitzer hat planiert. An der nächsten Besitzgrenze
beginnt bisweilen ebenso plötzlich der Gefällsabsatz wieder. Es ist dort noch nicht planiert worden.
Weitgehend ist auch die Talsohle verändert worden. Um gute Wiesen zu erhalten, hat man den
sumpfigen Boden drainiert. Die Quellgebiete mancher kleinen Tälchen sind oft durch diese Arbeiten
oberflächlich wasserlos gemacht worden. Die Bachschlingen hat man zum größten Teil beseitigt. Der
Bach verläuft dann schnurgerade in der Mitte der Talaue oder längs des unveränderten Gefällsabsatzes
des flachen Hanges oder dicht am steilen Hang entlang-
Überall ist das Bestreben des Landwirtes zu erkennen, möglichst viel Platz für Feld oder Wiese zu
erlangen. Steile Böschungen sind für ihn unproduktiv. Die steilen Taihänge kann er nur wenig ver
ändern. Aber den wenig hohen Gefällsabsatz am unteren Teil der flachen Hänge kann er ausgleichen.
Der Landwirt bestärkt so die Asymmetrie. Ein oberflächlicher Beobachter kann dadurch sehr getäuscht
werden, denn leicht wird er die Abweichung von der Ungleichseitigkeit im unteren Teil der Täler über
sehen. Er wird glauben, daß noch heute die Entstehung der Asymmetrie ungehindert fortgehe. Je weiter
er aber von den Siedlungen sich entfernt, um so weniger ist das Gelände von Menschen umgestaltet, um
so eher wird er anderer Meinung werden. Doch sofort überzeugt wird er, wenn er Wald betritt, der
sich über flachen und steilen Hang gleichmäßig erstreckt. Mit der Waldgrenze setzt auch
unmittelbar ohne Unterbrechung der Gefällsabsatz des flachen Hanges ein.
c) Talanfang und Talschluß der ungleichseitigen Täler.
Mulde und Pleiße sind zumeist beiderseitig, stellenweise auch einseitig von breiten Terrassen be
gleitet. Verfolgt man die untere Kante der Terrassenschotter, so kann eingehend gegliedert werden.
Morphologisch ist eine derartige Gliederung unmöglich, weil Lößstaubablagerungen die obere Kante der
Schotter verwischen. Nur ganz rohe Zahlen können angegeben werden. Deutlich wahrnehmbare Terrassen
senken sich von 40—20 m bis zur Talaue hinab. Oft enden sie aber in einem jähen Absturz nach der
Aue zu. Dessen Höhe richtet sich danach, wie stark die Terrasse vom Flusse angegriffen worden ist.
Die Terrassen werden von den Nebenbächen zerschnitten. Auffallend ist, daß das Neben
tal innerhalb der tieferen Terrassen gleichseitig ist. Erst außerhalb bergaufwärts
beginnt die Ungleichseitigkeit. Die Talflanken dieses gleichseitigen Talstückes besitzen die gleichen
Böschungswinkel wie die Gefällsabsätze der flachen Hänge, ungefähr 25 bis 35°, d. h. wenn sie nicht
durch Kulturarbeiten verändert worden sind. Der nach Süden schauende Hang geht mit dem Ende der
Terrasse in den steilen Hang des ungleichseitigen Tales über. Ist dieser flacher als 25°, wie meist bei
den westöstlichen Nebenbächen links der Mulde und Pleiße, so zeigt er einen deutlichen Gefällsabsatz
in seinem unteren Teile. Der Hang wird der Talsohle zu steiler (vergl. Fig. 2). Dieser Gefällsabsatz ist
die unmittelbare Fortsetzung des nach Süden gerichteten Hanges des symmetrischen Talstückes inner
halb der Terrassen. Genau so steht der nach Norden gerichtete Hang in Verbindung mit dem Gefälls
absatz des flachen Hanges. Die Kante, die zwischen der Terrasse und dem nach Norden schauenden
Hange des symmetrischen Talstückes liegt, setzt sich außerhalb der Terrassen in der Kante, die vom
flachen Hang und vom Gefällsabsatz gebildet wird, ohne Unterbrechung fort. Veränderlich ist nur die