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Alts dein Archiv der Deutschen Seewarte. — 48. Bd. Nr. 1.
Anmerkungen.
(1) Vergl. Hann, Handb. d. Klimatol. (1911) I., p. 50: „Das Blut, das eines Teiles seines Wasser
gehaltes beraubt ist, wirkt als kräftiges Stimulanz auf das Nervensystem; trockene Luft und verminder
ter Luftdruck rufen hervor: nervöse Erregung, Schlaflosigkeit, Beschleunigung des Pulses, Vermehrung
der Hauttrockenheit, Verminderung der Wärme. Feuchte Luft wirkt beruhigend auf das Nervensystem,
bewirkt einen ruhigen Schlaf, vermehrt die Elimination der Kohlensäure und reguliert die Zirkulation.“
(2) Es wäre eine wichtige Aufgabe, diese Verhältnisse experimentell nachzuprüfen.
(3) Vergl. W. Knoche, Ein Beitrag zum Wesen der andinen Bergkrankheit. Berl. Med. Wochen
schrift Nr. 17, p. 767/69. Vergl. auch Hermann v. Schroetter, Zur Kenntnis der Bergkrankheit
(Beiträge zur klin. Medizin und Chirurgie. Heft 21, 1899); v. Schroetter betont besonders, daß außer
dem Mangel an Sauerstoff auch klimatische Faktoren zur Erklärung der Bergkrankheit herangezogen
werden sollen, p. 80. — Daselbst cit. Gueßfeld, Aconcagua-Expedition, p. 62: „Es ist mehr als wahr
scheinlich, daß die verdünnte und trockene Luft für den Organismus schädlicher ist als die feuchte Luft.“
Vergl. auch Hann (Handb. d. Klimatol. (1911) I., p. 197/198, cit. Plagemann) über die Puna.
Die Lufttrockenheit begünstigt vielleicht auch durch Erregung des Nervensystems eine Komponente
der Puna, nämlich die psychisch bedingte, autosuggestive Bergkrankheit.
(4) Auch die Nasenschleimhaut leidet unter der Austrocknung; nach Z u n t z und Lazarus be
dingt irgend eine Reizung dieser Schleimhaut eine Verengerung der Bronchien durch Zusammenziehung
der Ringmuskulatur, wie ja jedwede Reizung der Atmungswege asthmatische Erscheinungen hervorrufen
kann (vergl. I d e, Ueber Nord- und Ostseeklima, Med. Klinik, Nr. 28, 1914, p. 1186).
Betrachten wir diesen Faktor, so würde der Mangel an Wasserdampf in der Luft nicht nur fähig
sein, die Zufuhr an Sauerstoff mechanisch zu unterdrücken, sondern es käme auch unter Umständen
ein Reiz-Asthma resp. ein Höhen-Asthma zustande; hiex-durch könnte eine Bergkrankheit
schwerere Formen annehmen.
Selbstverständlich ist bei all diesen Ueberlegungen niemals zu vergessen, daß die Individuali
tät eine ausschlaggebende Rolle spielt, und daß die Mehrzahl gesunder Personen, welche in der Puna
resp. in der Hoch-Kordillere weilen, nur schwach oder überhaupt nicht von der Bergkrankheit befallen
werden.
Die Austrocknung des Körpers scheint sich weiter noch in einer anderen Form zu äußern. Verf. be
obachtete auf Reisen in Nordchile und in der bolivianischen Puna eine sehr starke Eindickung des Urins
bei sehr verminderter Emission. Diese Beobachtung wird bestätigt durch W. F. G. B e h n (Von Cobija
nach Potosi, Dtsch. Monatshefte f. Chile, Maiheft 1928, S. 214); er schreibt hierüber: „Es wird sehr heiß
unter Sonnenbrand und heißem Wind. Der Körper dunstet mehr aus, als daß er schwitzt; die Blut
menge wird dadurch sehr vermindert, was nach der Ankunft durch reichliches Trinken auszugleichen
ist. Der Urin ist spärlich und nimmt braune Farbe an. Lippen, Nase, Fingerspitzen und Nagelwurzeln
werden schmerzhaft (Neigung zu Nietnägeln).“ — Auch die Teilnehmer der englischen Mount Everest-
Expedition von 1924 (R. W. G. Hin gs ton, „The Geographical Journal“, Bd. LXV, S. 4—16) stellten
diese Tatsache fest: „Die Sehnsucht nach einem Trunk ist nicht die Folge des Schwitzens, sondern des
Flüssigkeitsverlustes in den Atmungswegen infolge der übermäßigen Einatmung trockener kalter Luft.
Diese Austrocknung des Körpers in extremen Höhen kann die Absonderung von Urin außerordentlich