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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 48. ßd. Heft 5.
Fossiler Schlick.
Definition.
Schon im allgemeinen Teil ist viel von fossilem Schlick geredet worden, ohne daß bisher eine eindeutige
Definition gegeben wurde.
Unter „fossilem Schlick“ im Wattenmeer möchte ich Wattenschlick verstehen, der durch Ueberlagerung
von Sünden einesteils verfestigt wurde und andemteils durch Absterben der in ihm vorhandenen
Organismenwelt sich wesentlich von dem „rezenten“ Schlick, der eine reiche Fauna und Flora aufweist,
unterscheidet.
In engerem Sinne sind also unter „fossilem Schlick” nur jene dunklen Sch lick sch ich teil zu verstehen,
die wir ziemlich häufig unterhalb von Sandaufsdiüttungswatt antreffen. Sie sind zweifelsohne so zu er
klären, claß das Sandaufsdiüttungswatt langsam weitergewandert ist und dabei die Sdilickschiehten des
rückwärtigen Misch- oder Schlickwatts überschüttet und unter sich begraben hat. Dabei ging die Tierwelt,
soweit sie sich nicht retten konnte, zugrunde. Schnecken. Muscheln, sowie alle Tiere, die nicht völlig ver
westen oder besonders widerstandsfähige Teile besaßen, erhielten sich und wurden zu ..Fossilien“. Dieser
Ausdruck ist mit um so größerem Recht zu gebrauchen, weil dort, wo wir den fossilen Schlick finden, also
an der Außenkante von Sandaufsdiüttungswatt, Bedingungen herrschen, die die Vertreter dieser fossilen
Schlickfauna lebend meist nicht ertrügen. So liegen z. B. die Schalen von Muscheln, die lebend nur im
stillen Schlick- oder Mischwatt gefunden werden, im fossilen Schlick unter Umständen draußen in der
sandigen Brandungszone.
Das, was hier über die Tierwelt gesagt wurde, gilt natürlich audi für die Pflanzenwelt (Diatomeen).
Man könnte vielleidit auch unter fossilem Schlick im weiteren Sinne alle alten Sdilickschiehten ver
stehen, die durch Prielwanderung usw. später wieder aufgedeckt werden. Auch diese sind meist etwas
verfestigt und zeigen häufig Gezeiten sdiichtung. Die Verfestigung tritt aber in diesem Falle durdi die
jungen, darüber abgelagerten Sch lick schieb teil ein. In dieser Fassung würden also z. B. alle im Watt vor-
kommenden Myabeete unter den Begriff „fossilen Schlick,“ fallen. Wir haben diese letzteren Erscheinungen
und ihr Vorkommen im Wattgebiet zwischen Frischen und Friedrichskoog bereits im allgemeinen Teil be
handelt.
Wenn in dieser Arbeit von fossilem Schlick geredet wurde, so ist darunter der fossile Schlick im
engeren Sinne zu verstehen und nur dieser soll hier noch etwas eingehender besprochen werden.
Vorkommen.
Ueber das Vorkommen des fossilen Schlicks haben wir bereits im allgemeinen Teil gesprochen.
Wir können uns hier darauf beschränken, kurz und systematisch zusammenfassend darüber zu be
richten.
Wir finden fossilen Schlick zunächst vereinzelt an Prielen, vor allem an den größeren von ihnen, die
deutlich sandige Aufschüttungen zeigen (vergl. Nordhang des freien Wattrückens).
Wesentlich deutlicher aber tritt er uns an den Ufern der Wattströme entgegen. Durch die hier in
viel höherem Grade wirksamen Wellen und durch Strömungen bildet sich hier bedeutend mächtigeres
Sandaufschüttungswatt, als wir es an den Prielen finden. Der fossile Schlick ist deswegen hier meist noch
stärker verfestigt und tritt in besonders typischer Form auf (vergl. Lichtbild 82).
Am allerreinsten aber und meist in bemerkenswerter Mächtigkeit tritt der fossile Schlick an der
Außenseite von Sdiwemmsanclplaten, von hohem, am Meer gelegenen Sandaufsdiüttungswatt und von
wandernden Düneninseln auf. Das Vorkommen vor der Sch wemmsandplate und dem Dünenwall Trisdiens
haben wir bereits im allgemeinen Teil keimen gelernt. Wir sahen, daß die fossilen Schlickbänke in der
Brandungszone lagen und in ihrer Ausbildung vom Brandungspriel beeinflußt wurden. In derselben
Lagerung an der Bandseile des Brandungspriels fand ich aber auch fossilen Wattensdilick an der Westküste