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Full text: 48, 1929/1930

W eine r Wr a £ e : Das Wattenmeer zwischen T rischen und Friedrichskoos;. 
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Schichtung des Watts zutage. Meist handelt es sieh um ziemlich dünne Blättchen, die verhältnismäßig 
regelmäßig gelagert sind, doch kommen dazwischen auch oft dickere Schichten vor. Wir haben es hier 
sicher mit einer Gezeitenschichtung im Sinne von Richter und Trusheim zu tun. Besonders deutlich be 
obachtete ich sie im Gebiet des Randsehl ickwatis an den Prallhängen größerer Priele (vergl. Lichtbild 52, 
53 und 56). Am Gleithang tritt meist eine Ablagerung ein. Je nach dem Gebiet, durch das der Priel fließt, 
ist das Material der Ablagerung entweder Sand oder Schlick. Besonders interessant sind die Gleithänge des 
Randschlickwatts durch den oft außerordentlich weichen, halbflüssigen Schlick, der sich dort abgesetzt hat 
(vergl. Bild 52 rechts und Bild 55 links). 
Gleit- und Prallhang ist weiter für das Wandern der Priele von großer Bedeutung. Auf diese Tatsache 
hat schon Richter hingewiesen. Besonders interessant ist die Arbeit von F. Trusheim „Zur Bildungs 
geschwindigkeit geschichteter Sedimente im Wattenmeer, besonders solcher mit schräger Parallel Schichtung“. 
Der Prallhang zeigt die Richtung an. in der der Priel Avanciert. Am Gleithaiig aber lagert sieh bei 
jedem Gezcitenwechsel eine neue Schicht ah. Die schräge Parallelschichtung, die auch ich an einzelnen 
Stellen, wenn auch nur schwach, erkennen konnte, führt Trusheim auf diese schräge Ablagerung am 
Gleithang des Priels zurück. Deutlich sichtbar wird sie erst, wenn ein anderer Priel später senkrecht 
zur Richtung des früheren Priels, -der die Schichtung schuf, verläuft und an seinem Prallhang einen na 
türlichen Aufschluß schafft. Truslieims Arbeit ist im einzelnen vor allem durch das historisch aufein 
anderfolgende Kartenmaterial wertvoll. Ich entnehme seiner Arbeit einige Zahlen. Ein größerer Priel 
(nach meiner Definition vielleicht schon ein Strom) legte z. B. in 14 Jahren ein 1000 m langes und 1,50 m 
dickes Paket von schragge-schichteiern Material hinter sich ab. 
Trusheim weist auch auf das Hin- und Herpendeln von Prielen und die dadurch unter Umständen 
entstehende Kreuzschichtung hin, die aber auch durch andere Ursachen entstehen kann. 
Wichtig für das Zustandekommen von Schrägschichtung ist jedenfalls, was Trusheim auch betont, eine 
gewisse Stetigkeit im Wandern des Priels und ein Gleichbleiben des Böschungswinkels des an wachsen den 
Gleithanges. Trusheim bemerkt übrigens, daß das gleiche Gesetz für die kleinsten Verästelungen bis zu 
den größten Wattströmen gilt. 
Mit der Ablagerung von Sand und Schl ick durch die Priele steht auch eine Erscheinung in Zusammen 
hang, die manchen vielleicht überrascht, wenn er ihr zum erstenmal begegnet. Man sollte eigentlich an 
nehmen. daß die Priele den Schlick wegspülen und daher in ihrer Umgebung besonders sandig seien. Aber, 
wie wir schon im allgemeinen Teil sahen, ist meist das Gegenteil der Fall. Vor allem für das Randschlick - 
watt und für das Nordgehänge der Marner Plate ist die Tatsache charakteristisch, daß sich gerade in der 
Umgehung der Pr iele das tiefste Schlickwatt findet. In welchem Maße man da einsinken kann, habe ich schon 
erwähnt. Diese Tatsache wird vor allem erklärlich, wenn man an die dauernde Veränderung und oft 
völlige Verlagerung des Prielbettes denkt, verbunden mit den starken, mäanderförmigen Krümmungen. 
Dadurch entstehen bald da, bald dort stille Buchten, tote Arme oder tief ausgekolkte und ausgewaschene 
Stellen, die hei einer Verlagerung des Stromes ruhig vollschlicken können. Dazu kommt, daß die Kraft 
v on Ebbe und Flut verschieden wirkt, worauf auch O.Jessen hingewiesen hat. Die den Schlickfall fördernde 
Tatsache des Stauwassers wollen wir dabei noch ganz außer acht lassen. 
Für die Verteilung von Sand und Schlick im Prielbett dürfte Sk. 22. T. 13, einiges aussagen. die nicht 
theoretisch konstruiert ist, sondern die natürlichen V erhältnisse an einem kleineren Priel annähernd 
wiedergibt. Ich konnte dieselben an einer Biegung des Prieles auf dem ganzen Boden seines Bettes gut 
überblicken und aufzeidineu. Durch die Skizze wird unter Berücksichtigung der Buchstabenerklärung die 
eigenartige Sand- und Schlickverteilung auf dem Boden der Priele klar. Aehnlich sind die Verhältnisse 
auch in den Betten der größeren Priele. Derartige Verlagerungen des Stromstrichs uncl damit verbundene 
Ablagerungen werden wahrscheinlich auch in den Betten der großen Wattströme stattfinden, nur ent 
ziehen sie sich hier unserer direkten Beobachtung. Daß dieselben Bedingungen für das kleinste Rinnsal 
und den großen Wattstrom gelten, hat bereits Trusheim, wie erwähnt, bemerkt. 
An der Skizze ist vor allem das Auftreten alter, verschlickter Rinnen interessant. Die Verlagerung 
des Stromstrichs tritt dadurch deutlich hervor. Die Lage des Stromstrichs vor dem Trockenfallen wird 
durch die mit Sand bedeckte Hauptrinne gekennzeichnet. 
An vielen Prielen, vor allem an kleineren, macht sieh die mehrfache Verlegung des Stromstrichs 
während des Laufes der Ebbe durch mehrere Prallhänge unter- und nebeneinander bemerkbar.
	        
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