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Full text: 48, 1929/1930

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Werner frage: Das Wattenmeer zwischen frischen und Frieilricliskoog. 
Der Dünenwall. 
Aus der Schwemmsandplate hat sich der Dünenwall entwickelt, der das Kulturland Trischens see 
wärts wie ein natürlicher halbkreisförmiger Deich schützt. Wenn diese Landschaft auch nicht zu den 
eigentlichen Watten gehört, so steht sie doch in einem engen genetischen Zusammenhang mit ihnen, und 
ich will sie daher kurz besprechen. 
Die Dünen müssen, wie schon gesagt, aus der Schwemmsaudplate hervorgegangen sein. Das bestäti 
gen die Mitteilungen der Literatur (Müller. Jessen. Hansen u, u.). Nach diesen Mitteilungen bildeten sich 
im Osten des damaligen Buschsandes im Jahre 1854 zuerst grüne Tnselchen. die bald zu einheitlichen, 
größeren Flächen zusammenwuchsen. An ihrem Grenzgebiet gegen den Sand häuften -sich nach und nach 
die Dünen auf. Wir haben es hier zweifellos mit Vorgängen zu tun, wie sie Reinke so anschaulich geschil 
dert hat. Nach ihm ist die Bildung von Dünen von einer mit Salzwasser getränkten, weiten Sandfläche, 
wie das unsere Schwemmsandplate ja auch ist, ausgegangen. Fs bilden sich nach Reinke zunächst kleinere 
Primärdünen, die mit Strand weizen, Triticum junceum, bestanden sind. I riticuim junceum kann einen 
Salzwassergehalt des Bodens vertragen. Sind diese Primärdünen bis zu einer bestimmten Höhe heran 
gewachsen, so kann sich der salzempfind liehe Strandhafer, Psamma arenaria, auf ihnen ansiedeln. Dann 
können die Dünen größere Höhen erreichen, vorausgesetzt, daß genügend Saud vom Winde herangeführt 
wird. 
Irischen muß ein Musterbeispiel für diese Ansicht der Dünenentstehung gewesen sein. Ich sage aus 
drücklich „gewesen sein", denn heutzutage findet eine derartige Neubildung von Dünen zum mindesten an 
der Westseite nicht mehr statt. Besonders die Novembersturmflut des Jahres 1928 hat hier eine natür 
liche Abbruchdünenlandschaft geschaffen, die im April bei meinem ersten Besuch als steiles Dünenkliff in 
Fischeinung trat. Die Aufnahme 42, die eigentlich nicht veröffentlicht werden sollte, gewann aber da 
durch dokumentarischen Wert, daß sie die Abbruchdünen im ursprünglichen Zustand zeigt, während im 
August bereits der ganze Strand vor dem Dünenwall mit Reisiggärten zur Sandgewinnung bebaut war. 
sich also in eine künstlich geschützte Abbruchdünenlandschaft verwandelt hatte (vergl. den Sonder- 
abschnitt über „Einwirkungen des Menschen"). 
lieber die Flora des Dünenwalles macht Wetzei. der I rischen noch gerade vor der Eindeichung be 
sucht hat, eingehendere Angaben, davon soll hier nur das Vorkommen von Triticum junceum erwähnt 
werden, das nach dem vorher Gesagten wichtig ist. 
Zur künstlichen Bepflanzung wird vorwiegend Psamma arenaria verwandt. Ich beobachtete außerdem 
Horde um arenarium (syn. Flymus arenarius), der den bezeichnenden Namen „blauer Halm“ führt, und 
von dem Wetzel erwähnt, daß ihn Rohweder auf Trischen gefunden habe. Anführen möchte ich auch noch 
Kakile maritima, den Meersenf, der überall in den Dünen wächst und den Charakter der Landschaft mit 
bestimmt. 
Die Dünen an der Süd- und Nordseite des Walles zeigen keinen Abbruch; jedenfalls nicht in dem 
Maße wie auf der Westseite, ln der Nähe des Dünenwalles aber versucht der Mensch auch hier, die Sancl- 
massen, die bei Westwind sonst ungenutzt ins Watt treiben würden, durch Reisigzäune zu halten. Diese 
sind nach Süden und Norden ein ganzes Stück auf die Plate vorgetrieben, werden aber in der Nähe des 
Dünemvalles dichter. Dort tragen sie wegen ihrer sandfangenden Tätigkeit zur Bildung sog. Embryonal- 
dünen bei (vergl. Lichtbilder). Natürliche Embryonaldünen fand ich meist auf der Südseite; hier ist wohl 
auch die einzige Möglichkeit einer Neubildung. 
Auf den Schlitz des hohen Dünemvalles bauend, hat der Mensch bei der Eindeichung des sog. Mai 
feldes den Deich nur halbkreisförmig nach Osten laufen lassen, so daß er im Süden und Norden in den 
Dünenwall übergeht. Dieser Uebergang gewährt ein eigenartiges und interessantes Bild. Es hat sich in 
dessen gezeigt, daß der Dünenwall ein Schutz ist. auf den für die Dauer kein V erlaß ist. Vergleicht man, 
wie ich das schon früher angeführt habe, das Bild und die Lage von Trischen auf der Generalstabskarte 
mit der jetzigen Seekarte, so sieht man ohne weiteres, daß sich die Insel im Laufe der Zeit ostwärts ver 
lagert hat. Die trocken liegenden, weiten Sandflächen. die mit Hilfe des Sandfluges das Material zur 
Dünenbildung lieferten, liegen jetzt nicht mehr im Westen vor dem Dünenwall. Weiter und weiter rückt 
der Brandungspriel ostwärts in den Strand. Gewaltige Löcher sind durch die Sturmfluten in clen Dünen- 
hang geschlagen worden, die man durch dichte Faschinenbesteckungen und Samlsadkplombierungen aus 
zufüllen sucht. Zwei Buhnen sollen die gefährliche Wirksamkeit des Brandungspriels hemmen; dazu 
kommen die schon erwähnten Reisiggärten, die man als Schutz wehr vor die Dünen gelegt hat. Trotz
	        
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