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Werner frage: Das Wattenmeer zwischen frischen und Frieilricliskoog.
Der Dünenwall.
Aus der Schwemmsandplate hat sich der Dünenwall entwickelt, der das Kulturland Trischens see
wärts wie ein natürlicher halbkreisförmiger Deich schützt. Wenn diese Landschaft auch nicht zu den
eigentlichen Watten gehört, so steht sie doch in einem engen genetischen Zusammenhang mit ihnen, und
ich will sie daher kurz besprechen.
Die Dünen müssen, wie schon gesagt, aus der Schwemmsaudplate hervorgegangen sein. Das bestäti
gen die Mitteilungen der Literatur (Müller. Jessen. Hansen u, u.). Nach diesen Mitteilungen bildeten sich
im Osten des damaligen Buschsandes im Jahre 1854 zuerst grüne Tnselchen. die bald zu einheitlichen,
größeren Flächen zusammenwuchsen. An ihrem Grenzgebiet gegen den Sand häuften -sich nach und nach
die Dünen auf. Wir haben es hier zweifellos mit Vorgängen zu tun, wie sie Reinke so anschaulich geschil
dert hat. Nach ihm ist die Bildung von Dünen von einer mit Salzwasser getränkten, weiten Sandfläche,
wie das unsere Schwemmsandplate ja auch ist, ausgegangen. Fs bilden sich nach Reinke zunächst kleinere
Primärdünen, die mit Strand weizen, Triticum junceum, bestanden sind. I riticuim junceum kann einen
Salzwassergehalt des Bodens vertragen. Sind diese Primärdünen bis zu einer bestimmten Höhe heran
gewachsen, so kann sich der salzempfind liehe Strandhafer, Psamma arenaria, auf ihnen ansiedeln. Dann
können die Dünen größere Höhen erreichen, vorausgesetzt, daß genügend Saud vom Winde herangeführt
wird.
Irischen muß ein Musterbeispiel für diese Ansicht der Dünenentstehung gewesen sein. Ich sage aus
drücklich „gewesen sein", denn heutzutage findet eine derartige Neubildung von Dünen zum mindesten an
der Westseite nicht mehr statt. Besonders die Novembersturmflut des Jahres 1928 hat hier eine natür
liche Abbruchdünenlandschaft geschaffen, die im April bei meinem ersten Besuch als steiles Dünenkliff in
Fischeinung trat. Die Aufnahme 42, die eigentlich nicht veröffentlicht werden sollte, gewann aber da
durch dokumentarischen Wert, daß sie die Abbruchdünen im ursprünglichen Zustand zeigt, während im
August bereits der ganze Strand vor dem Dünenwall mit Reisiggärten zur Sandgewinnung bebaut war.
sich also in eine künstlich geschützte Abbruchdünenlandschaft verwandelt hatte (vergl. den Sonder-
abschnitt über „Einwirkungen des Menschen").
lieber die Flora des Dünenwalles macht Wetzei. der I rischen noch gerade vor der Eindeichung be
sucht hat, eingehendere Angaben, davon soll hier nur das Vorkommen von Triticum junceum erwähnt
werden, das nach dem vorher Gesagten wichtig ist.
Zur künstlichen Bepflanzung wird vorwiegend Psamma arenaria verwandt. Ich beobachtete außerdem
Horde um arenarium (syn. Flymus arenarius), der den bezeichnenden Namen „blauer Halm“ führt, und
von dem Wetzel erwähnt, daß ihn Rohweder auf Trischen gefunden habe. Anführen möchte ich auch noch
Kakile maritima, den Meersenf, der überall in den Dünen wächst und den Charakter der Landschaft mit
bestimmt.
Die Dünen an der Süd- und Nordseite des Walles zeigen keinen Abbruch; jedenfalls nicht in dem
Maße wie auf der Westseite, ln der Nähe des Dünenwalles aber versucht der Mensch auch hier, die Sancl-
massen, die bei Westwind sonst ungenutzt ins Watt treiben würden, durch Reisigzäune zu halten. Diese
sind nach Süden und Norden ein ganzes Stück auf die Plate vorgetrieben, werden aber in der Nähe des
Dünemvalles dichter. Dort tragen sie wegen ihrer sandfangenden Tätigkeit zur Bildung sog. Embryonal-
dünen bei (vergl. Lichtbilder). Natürliche Embryonaldünen fand ich meist auf der Südseite; hier ist wohl
auch die einzige Möglichkeit einer Neubildung.
Auf den Schlitz des hohen Dünemvalles bauend, hat der Mensch bei der Eindeichung des sog. Mai
feldes den Deich nur halbkreisförmig nach Osten laufen lassen, so daß er im Süden und Norden in den
Dünenwall übergeht. Dieser Uebergang gewährt ein eigenartiges und interessantes Bild. Es hat sich in
dessen gezeigt, daß der Dünenwall ein Schutz ist. auf den für die Dauer kein V erlaß ist. Vergleicht man,
wie ich das schon früher angeführt habe, das Bild und die Lage von Trischen auf der Generalstabskarte
mit der jetzigen Seekarte, so sieht man ohne weiteres, daß sich die Insel im Laufe der Zeit ostwärts ver
lagert hat. Die trocken liegenden, weiten Sandflächen. die mit Hilfe des Sandfluges das Material zur
Dünenbildung lieferten, liegen jetzt nicht mehr im Westen vor dem Dünenwall. Weiter und weiter rückt
der Brandungspriel ostwärts in den Strand. Gewaltige Löcher sind durch die Sturmfluten in clen Dünen-
hang geschlagen worden, die man durch dichte Faschinenbesteckungen und Samlsadkplombierungen aus
zufüllen sucht. Zwei Buhnen sollen die gefährliche Wirksamkeit des Brandungspriels hemmen; dazu
kommen die schon erwähnten Reisiggärten, die man als Schutz wehr vor die Dünen gelegt hat. Trotz