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Full text: 48, 1929/1930

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Aus (1cm Archiv der Deutschen Seewarte. — 48. Bd. Heft 5. 
geschützte oder ungeschützte Abbruchkante begrenzt. Die ungeschützte Abbruchkante tritt uns in der 
Form eines Flutkliffs entgegen. Dieses Flutkliff kann nach dem Grade des Abbruchs verschiedene Höhe 
aufweisen. Die Höhe schwankt etwa zwischen ungefähr 20 cm als Minimalwert und rund 1 m als Maximal 
wert (bei Friedrichskoog-Spitze, wo schon fast die Berme des Deiches in Abbruch liegt). Am Flutkliff 
tritt die Schichtung des Vorlandbodens oft deutlich zutage. Mitunter, vor allem bei starkem Abbruch, 
wird der alte Kleiboden in breiten Streifen und Terrassen freigelegt. Dieser Streifen gehört dann schon 
zum eigentlichen Abbruchvorlandwatt. Als Teilformen zeigt die ungeschützte Vorlandabbruchkante oft 
mehr oder weniger tiefe, fjordartige Einschnitte und Hohlkehlen. In der Nähe des Flutkliffs weist der Vor 
landrasen oft kleinere und größere Runsen und Löcher auf, die wohl durch die Brandungstätigkeit zu er 
klären sind. Durch die geschaffene Hohlkehle stürzen mitunter ganze Blöcke des Vorlandes mitsamt der 
bedeckenden Rasennarbe ab un i werden dann von den Fluten weiter zerkleinert und über die Fläche des 
Abbruchvorlandwatts zerstreut (siehe Bild 11). 
Ist der Abbruch zu stark, so sucht man die Abbruchkante dadurch zu sichern, daß man das Flutkliff 
mit Bauschutt. Steinen usw. zuschüttet. So geschieht es an Friedrichskoog-Spitze (siehe Bild 14). Eine 
andere Möglichkeit wäre die Bedeckung der Deichberme mit Steinplatten und der Bau von Steinbuhnen. 
Im Gebiet dieser Arbeit kommt das aber nicht vor. Dagegen findet man einige Buschdämme. Es mag 
auffällig erscheinen, daß hier trotz einer geschützten Abbruchkante, wie sie eben beschrieben wurde, von 
einem „natürlichen“ .Abbruchvorlandwatt geredet werden kann. Aber ein Schutz der Kante selbst durch 
Bedeckung oder Zuschüttung wirkt sich im allgemeinen in keiner Weise im Charakter des Vorlandwatts 
aus. Selbst bei Buhnen und Buschdämmen, die ja im A orlandwatt liegen, findet man oft keinerlei Beein 
flussung desselben. Erst wenn sich die Wirkung dieser Bauten im Watt deutlich bemerkbar macht, kann 
man von einem künstlich beeinflußten Vorlandwatt reden. 
Seewärts ist die Grenze des natürlichen Abbruchvorlandwattes entweder ein Priel bzw. ein Strom, so 
z. B. bei Friedrichskoog-Spitze, wo der Flackstrom hart am Ufer vorüberstreicht, oder aber das Abbruch- 
vorlanclwatt geht allmählich in das freie Watt über, das uns bei Friedrichskoog meist in der Form des 
Mischwatts entgegentritt. 
Die Breite des Abbruchvorlandwatts ist meist nicht groß. Häufig beträgt sie nur wenige Meter 
(Friedrichskoog-Spitze). 
Dem Material nach ist dieser AVattstreifen in dem von mir untersuchten Gebiet meist Sandwatt, allen 
falls ein Mischwatt mit stark sandiger Komponente. Durchschnittlich fand ich, daß je höher das Flutkliff, 
je stärker also der Abbruch war, desto reiner das Sandwatt in Erscheinung trat. Dort lag der Priel auch 
meist am nächsten an der Kante. Das Abbruchvorlandwatt macht oft den Eindruck einer sandigen Auf 
schüttung. die etwas höher liegt als das übrige AVatt. Es legt sich gewissermaßen als niedriger, kaum 
merklich erhöhter Streifen vor die V orlandkante. Da, wo es zum Mischwatt übergeht (im Gebiet nord 
östlich von Friedrichskoog-Spitze), tritt diese Erhöhung besonders deutlich in Erscheinung. Es zeigt sich 
übrigens, daß Arenicola, der Sandspierwurm, erst in einiger Entfernung vom Ufer in größerer Zahl auf- 
tritt. Diese Entfernung beträgt etwa 100 bis 200 m und mehr. Bis dahin ist der Grund fast rein sandig, 
ziemlich trocken und weist nur hier und da vereinzelt die charakteristischen Kothäufchen «des Arenicola 
auf. Dann aber wird der Boden plötzlich feuchter, anscheinend auch etwas schlickiger und ist dicht an 
dicht mit Arenicolahüufchen bedeckt. Dort trat auch vereinzelt Zostera. das Seegras, auf. Ich bin geneigt, 
das zahlreichere Auftreten cles AVurmes auf drei Ursachen zurückzuführen: 1. Reicherer Schlickgehalt und 
damit reichere organische Nahrung; 2. Größerer Feuchtigkeitsgehalt; 5. Geringere Höhe und damit 
längere Flutwasserbedeckung. Hier also tritt die Verschiedenheit des natürlichen Abbruchvorlandwattes 
gegen das angrenzende Watt in auffälliger Weise in Erscheinung. 
Die erwähnte Tatsache, daß der sandige Charakter da am stärksten in Erscheinung tritt, wo das höchste 
Flutkliff und der größte Abbruch sich findet, läßt sich wohl dadurch erklären, daß im Gebiet des stärksten 
Abbruchs auch der Wattengrund am meisten den Kräften der Brandung ausgesetzt sein muß. Dadurch 
werden die tonigen Bestandteile ausgewaschen und nur der gröbere Sand vermag sich zu setzen. Den 
Charakter einer sandigen Aufschüttung verliert das natürliche Abbruchvorlandwatt nur da, wo der alte 
Kleiuntergrund des V orlandes in wechselnder Breite bloßgelegt worden ist und den Wattenboden bildet. 
Nachdem wir so diese Teillandschaft kennen gelernt haben, lasse ich einige Aufnahmen folgen.
	        
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