W. Ernst, H. Seilkopf: Meteorologische Beobachtungen des Las Palmas-Fluges.
13
sonst an ähnlichen Steilküsten bis zu dem Stromstriche erhöhter Geschwindigkeit treiben und eine sich
weit auf See erstreckende Böigkeitszone bilden. So scheint die beobachtete Böigkeit am besten zu Rand
wirbeln in Beziehung zu stehen, wobei man sich stets vor Augen halten muß, daß die Annahme von
Randwirbeln mit annähernd vertikaler Achse und von Leewirbeln mit annähernd horizontaler Achse
nur eine stark vereinfachende, schematisierende Beschreibung der in Wirklichkeit außerordentlich ver
wickelten Bewegungsvorgänge ist.
Um 16.40 Uhr stand die Maschine über St. Cruz de Tenerife. Von dort wurde Kurs längs der Küste
von Tenerife südsüdwestwärts genommen. Die Flughöhe betrug durchschnittlich 200 m; der Flug war
sehr schwierig. Der Wind stand ziemlich parallel zur Küste. Infolgedessen machten sich die
längs der Küste treibenden Randwirbel durch sehr große Böigkeit bemerkbar. Scharfe Böen
traten auch auf der Südseite der Insel auf, namentlich bei Cap Rasca, dem Südcap, das ganz
dicht überflogen wurde. Dann wurde westlich nach der Christians-Bucht geflogen, um Landemög
lichkeiten dort festzustellen. In diesem Abschnitt westlich von Cap Rasca herrschte in den unteren
Schichten südlicher Wind. Dieser südliche Wind ist einerseits auf das Umströmen
der Insel zurückzuführen, andererseits aber auch darauf, daß sich infolge
der starken Erwärmung der Insel untertags auf der Leeseite Seewind ent
wickeln konnte. Dieser Seewind kann sich aber nach den bisher vorliegenden
Erfahrungen nur auf der Leeseite im windschwachen Gebiet ausbilden. West
lich von Cap Rasca herrschte in Lee klares Wetter.
Von dort aus wurde der Rückflug angetreten. Es wurde Kurs auf die Südspitze von Gran Canaria
genommen. Von Cap Rasca an wurde die Maschine langsam auf größere Höhen gezogen, um fest
zustellen, bis zu welcher Höhe der Passat hinaufreichte.
Die Beobachtungen dieses Flugabschnittes zeigten zwischen Tenerife und Gran Canaria zunächst
wieder die gelblich erscheinende Wolkendecke, die bald durchstoßen wurde. Um 17.20 Uhr stand die
Maschine quer vor Punta Roja. In einer Flughöhe von 600 m befand sie sich dort bereits über der
Wolkendecke. In dieser Höhe nahm die Temperatur plötzlich um 10—15° zu. In 500 — 6 0 0 m Höhe
wurde die Inversion passiert, die den unteren Kaltluftkörper des Passats von
einer oberen, wärmeren Strömung trennt. Die obere, wärmere Strömung kam, nach der
Abtrift der Maschine zu urteilen, aus SSW. Zwischen 700 und 800 m betrug die Temperatur in der
Kabine 37 °. Da die Motoren rasch zu heiß wmrden, mußte sehr bald wieder auf geringere Höhe gedrückt
werden. Durch den kurzen Flug durch die Inversion hindurch war die Maschine
mit feinem, g'elbem Staub bedeckt. Durch diese Beimengung mit dem gelben Staub erklärt
sich zwanglos die schmutzig-gelbe Farbe der Wolken, die bereits auf dem Hinfluge nach Tenerife zu
beobachten wrnr. Die starke Beimengung von mechanischen Staub teilen dürfte
das Fliegen in diesen Schichten auf längere Zeit sehr bedenklich machen,
namentlich da die Motoren leicht verschmutzen können.
Es wurde dann in einer Höhe von 500 m weitergeflogen. Die Inversionsschicht war durch
eine ausgeprägte Dunstschicht von gelber Färbung zwischen den Inseln deut
lich zu ve'rfolgen. Oberhalb der Dunstschicht war es dagegen klar. Die Berge von
Gran Canaria und Tenerife waren klar zu erkennen. Der Pico de Teyde auf Tenerife lag dagegen
wiederum im Dunst. In 500 m Höhe war die Maschine bald unterhalb, bald oberhalb der Dunstschicht,
was vielleicht so gedeutet werden kann, daß die Passat-Inversion wellenförmig verlief. Die Temperatur
in der Kabine betrug bei geöffneten Fenstern 22—25°. Die Schwankung der Inversionsgrenze ließ sich
an den Temperaturschwankungen deutlich verfolgen.
In der Peilung SW 15 Sm von Punta Mogan auf Gran Canaria wurde Nordkurs genommen, um an
der Westküste von Gran Canaria entlang zu fliegen. Auch hier war es in einer Flughöhe von 200—300 m
und in einem Abstande von 1—3 Sm genau so böig, wie auf der Ostseite von Tenerife. Von Cap Sardina