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Full text: 48, 1929/1930

W. Ernst. H. Seilkopf: Meteorologische Beobachtungen des Las Palmas-Fluges. 
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lagerte, während nach dem Mittelmeer und nach Nordafrika zu der Druck langsam ahnahm. Im einzelnen 
meldeten um 07.00 Uhr die Beobachtungsstellen dieses Gebietes folgendes Wetter: Agadir: Windstille, 
wolkenlos; Madeira: E4, heiter; St. Cruz de Tenerife: N1, wolkig. 
Da vom Schiffahrtsweg nach Las Palmas drahtlose Wettermeldungen Vorlagen, die vor allen Dingen 
über die Windverhältnisse genügend Aufschluß gaben, wurde der Kurs, wie schon oben erwähnt, nicht 
auf Las Palmas, sondern auf Alegranza abgesetzt, um auf diesem östlicher gelegenen Flugwege die 
Windverhältnisse zu erkunden und unter Umständen festzustellen, wieweit der Passat bis an die Marokko 
küste heranreichte. Erfahrungsgemäß keilt nämlich der Passat zur afrikanischen Küste hin sehr flach 
aus, darüber wehen in einzelnen Fällen bereits westliche Winde. Die auf diesem Fluge gewonnenen Er 
fahrungen sollten dann beim Rückfluge gegebenenfalls grundlegend verwertet werden, sofern keine 
Änderung der Wetterlage eintrat. 
Einige Minuten nach dem Start wurde um 04.45 Uhr das Leuchtfeuer von Cadiz passiert bei wolken 
losem Wetter und NNW 2. 
Beim Weiterflug nach Süden drehte der Wind ganz allmählich von NNW auf Nord und schließlich 
weiter nach rechts. Von 05.30 Uhr ab wurden 4—5 Nebelstreifen von etwa je 1 Sm Durchmesser durch 
flogen. Die Nebelschwaden, die eine große horizontale Längserstreckung hatten, dehnten sich, soweit 
man sehen konnte, von W nach E, standen also senkrecht zur Windrichtung. Es handelte sich um einen 
ausgesprochenen Wogennebel an der Grenze einer unteren kälteren und oberen wärmeren Luftschicht. 
Der Nebel wurde in etwa 150 m Höhe durchflogen. Von oben her schien die Sonne hindurch, ein Zeichen, 
daß der Nebel nach oben sehr bald eine Begrenzung hatte, während er nach unten bis auf See herab 
reichte. 
Um 06.00 Uhr war der Standort der Maschine 35°5'N. Br. 8°9'W. Lg. Von diesem Standort aus 
wurde weit voraus eine geschlossene Wolkendecke im Süden bemerkt, die so gedeutet wurde, daß von 
dieser geschlossenen Decke an wahrscheinlich mit dem Eintreten des Passats zu rechnen sei. Der Nord 
ostpassat setzte dann auch um 06.15 Uhr auf 34°30' N. Br. ein mit Stärke 3—4. Die zunächst niedrige 
Wolkendecke (flache Cumuli in etwa 250 m Höhe) stieg bei dem Weiterflug nach Süden weiter an und 
blieb dann konstant in etwa 600—700 m Höhe. Im Passat, der nach Süden zu dauernd an Stärke zunahm, 
wurde in etwa 300 m Höhe geflogen. Um 07.00 Uhr war Standort 33°42' N. Br. 9°30' W. Lg. bei ge 
schlossener Wolkendecke und NE 5—6. 08.00 Uhr Standort 32°30' N. Br. 10°57' W. Lg. bei gleicher 
Wetterlage wie 07.00 Uhr. 09.00 Uhr Standort 31°2' N. Br. 11°42' W. Lg. gegißt. Um 09.20 Uhr gelang 
es, bei einem für kurze Zeit eintretenden Aufreißen der Wolkendecke eine Sonnenbeobachtung zu be 
kommen. Danach stand die Maschine nur 16' südlicher, als der gegißte Schiffsort betrug. Das gute Uber 
einstimmen des astronomisch beobachteten Standortes und des gegißten Standortes zeigt, daß in der 
Flughöhe von 300 m der Wind nach Richtung und Geschwindigkeit noch der gleiche war, wie an der 
Meeresoberfläche. Nach dem gegißten Besteck machte die Maschine 105 Sm/h, nach der astronomischen 
Beobachtung 108 Sm/h. Danach sollte die Maschine um 10.00 Uhr Land bekommen, und tatsächlich 
wurde um 10.00 Uhr die kleine Felseninsel Roca del Este gesichtet. Während nach Backbord die Sicht 
verhältnismäßig klar war, war es nach Steuerbord zu sehr diesig, so daß die nur 2—3 Sm abgelegene 
Insel Alegranza kaum im Dunst auszumachen war. Von hier wurde direkter Kurs auf Las Palmas ge 
nommen und kurz vor 11.00 Uhr ein Telegramm an Las Palmas abgesetzt: „Stehen 11.25 Uhr über Las 
Palmas. Landung 11.35 Uhr Gando-Bucht“. 
Um 11.00 Uhr war der Standort 28°20' N. Br. 15°5' W. Lg. (astronomisch). Und um 11.35 Uhr erfolgte 
die Landung in der Gando-Bucht an der Ostküste der Insel. Von Lanzarote bis Grand Canaria herrschte 
ziemlich starker Passat von 12—14 m/sec. 
Entlang der Küste von Grand Canaria, besonders an der Gando-Bucht, wurde der Passat durch den 
Küstenverlauf in einen Nordwest umgewandelt.
	        
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