W. Ernst. H. Seilkopf: Meteorologische Beobachtungen des Las Palmas-Fluges.
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lagerte, während nach dem Mittelmeer und nach Nordafrika zu der Druck langsam ahnahm. Im einzelnen
meldeten um 07.00 Uhr die Beobachtungsstellen dieses Gebietes folgendes Wetter: Agadir: Windstille,
wolkenlos; Madeira: E4, heiter; St. Cruz de Tenerife: N1, wolkig.
Da vom Schiffahrtsweg nach Las Palmas drahtlose Wettermeldungen Vorlagen, die vor allen Dingen
über die Windverhältnisse genügend Aufschluß gaben, wurde der Kurs, wie schon oben erwähnt, nicht
auf Las Palmas, sondern auf Alegranza abgesetzt, um auf diesem östlicher gelegenen Flugwege die
Windverhältnisse zu erkunden und unter Umständen festzustellen, wieweit der Passat bis an die Marokko
küste heranreichte. Erfahrungsgemäß keilt nämlich der Passat zur afrikanischen Küste hin sehr flach
aus, darüber wehen in einzelnen Fällen bereits westliche Winde. Die auf diesem Fluge gewonnenen Er
fahrungen sollten dann beim Rückfluge gegebenenfalls grundlegend verwertet werden, sofern keine
Änderung der Wetterlage eintrat.
Einige Minuten nach dem Start wurde um 04.45 Uhr das Leuchtfeuer von Cadiz passiert bei wolken
losem Wetter und NNW 2.
Beim Weiterflug nach Süden drehte der Wind ganz allmählich von NNW auf Nord und schließlich
weiter nach rechts. Von 05.30 Uhr ab wurden 4—5 Nebelstreifen von etwa je 1 Sm Durchmesser durch
flogen. Die Nebelschwaden, die eine große horizontale Längserstreckung hatten, dehnten sich, soweit
man sehen konnte, von W nach E, standen also senkrecht zur Windrichtung. Es handelte sich um einen
ausgesprochenen Wogennebel an der Grenze einer unteren kälteren und oberen wärmeren Luftschicht.
Der Nebel wurde in etwa 150 m Höhe durchflogen. Von oben her schien die Sonne hindurch, ein Zeichen,
daß der Nebel nach oben sehr bald eine Begrenzung hatte, während er nach unten bis auf See herab
reichte.
Um 06.00 Uhr war der Standort der Maschine 35°5'N. Br. 8°9'W. Lg. Von diesem Standort aus
wurde weit voraus eine geschlossene Wolkendecke im Süden bemerkt, die so gedeutet wurde, daß von
dieser geschlossenen Decke an wahrscheinlich mit dem Eintreten des Passats zu rechnen sei. Der Nord
ostpassat setzte dann auch um 06.15 Uhr auf 34°30' N. Br. ein mit Stärke 3—4. Die zunächst niedrige
Wolkendecke (flache Cumuli in etwa 250 m Höhe) stieg bei dem Weiterflug nach Süden weiter an und
blieb dann konstant in etwa 600—700 m Höhe. Im Passat, der nach Süden zu dauernd an Stärke zunahm,
wurde in etwa 300 m Höhe geflogen. Um 07.00 Uhr war Standort 33°42' N. Br. 9°30' W. Lg. bei ge
schlossener Wolkendecke und NE 5—6. 08.00 Uhr Standort 32°30' N. Br. 10°57' W. Lg. bei gleicher
Wetterlage wie 07.00 Uhr. 09.00 Uhr Standort 31°2' N. Br. 11°42' W. Lg. gegißt. Um 09.20 Uhr gelang
es, bei einem für kurze Zeit eintretenden Aufreißen der Wolkendecke eine Sonnenbeobachtung zu be
kommen. Danach stand die Maschine nur 16' südlicher, als der gegißte Schiffsort betrug. Das gute Uber
einstimmen des astronomisch beobachteten Standortes und des gegißten Standortes zeigt, daß in der
Flughöhe von 300 m der Wind nach Richtung und Geschwindigkeit noch der gleiche war, wie an der
Meeresoberfläche. Nach dem gegißten Besteck machte die Maschine 105 Sm/h, nach der astronomischen
Beobachtung 108 Sm/h. Danach sollte die Maschine um 10.00 Uhr Land bekommen, und tatsächlich
wurde um 10.00 Uhr die kleine Felseninsel Roca del Este gesichtet. Während nach Backbord die Sicht
verhältnismäßig klar war, war es nach Steuerbord zu sehr diesig, so daß die nur 2—3 Sm abgelegene
Insel Alegranza kaum im Dunst auszumachen war. Von hier wurde direkter Kurs auf Las Palmas ge
nommen und kurz vor 11.00 Uhr ein Telegramm an Las Palmas abgesetzt: „Stehen 11.25 Uhr über Las
Palmas. Landung 11.35 Uhr Gando-Bucht“.
Um 11.00 Uhr war der Standort 28°20' N. Br. 15°5' W. Lg. (astronomisch). Und um 11.35 Uhr erfolgte
die Landung in der Gando-Bucht an der Ostküste der Insel. Von Lanzarote bis Grand Canaria herrschte
ziemlich starker Passat von 12—14 m/sec.
Entlang der Küste von Grand Canaria, besonders an der Gando-Bucht, wurde der Passat durch den
Küstenverlauf in einen Nordwest umgewandelt.