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Aus dem 1 Archiv der Deutschen Seewärte. J- 48. ßch Nr. 4.
Auf dem gesamten Fluge hat der Navigationsoffizier Ernst, soweit es seine navigatorischen Auf
gaben zugelassen haben, ein umfangreiches meteorologisches Tagebuch geführt. Nach Beendigung des
Fluges hat die Deutsche Luft Hansa A.-G. in dankenswerter Weise Herrn Ernst für die Auswertung
und Bearbeitung der in dem Tagebuch niedergelegten Beobachtungen dem Seeflugreferat der Deutschen
Seewarte zur Verfügung gestellt, so daß die Bearbeitung gemeinsam von W. Ernst und H. Seilkopf er
folgen konnte.
Die Bearbeitung der meteorologischen Beobachtungen des Las Palmas-Fluges der Deutschen Luft
Hansa ist ursprünglich nicht für die Veröffentlichung im „Archiv“ bestimmt gewesen. Wenn sie den
noch in der vorliegenden Veröffentlichungsreihe erscheint, so geschieht es aus mehrfachen Gründen:
Zunächst können die gesammelten Beobachtungen als Beispiel dafür dienen, daß es durchaus Zweck
hat, auf derartigen Langstreckenflügen laufend Wetterbeobachtungen durchzuführen, und daß durch
eine solche Sammlung wertvolles Beobachtungsmaterial zusammengetragen werden kann. In diesem
Sinne soll die Veröffentlichung als Anregung zur Beobachtungssammlung dienen.
Weiterhin sind die Beobachtungen wertvoll für die Kenntnis des Flugwetters an der beflogenen
Strecke. Wenn es sich dabei auch nur um eine einmalige, stichprobenartige Erkundung handelt, deren
Ergebnisse von den Zufälligkeiten der Wetterlagen abhängen, so ist doch in der Erörterung der Beob
achtungen versucht worden, aus der bunten Fülle der zahlreichen Einzelbeobachtungen diejenigen her
auszuheben, denen allgemeinere Bedeutung zukommt, sei es, daß sie charakteristisch für Wind und
Wetter des betreffenden Gebietes sind, oder sei es, daß sie zu einer bestimmten mit mehr oder weniger
großen Wahrscheinlichkeit wiederkehrenden Wetterlage in Beziehung stehen.
Schließlich dürfen die Beobachtungen des Fluges auch rein meteorologisch eine Bedeutung haben.
Beim Mittelmeersturm am 28. Juni, beim Fluge durch die Gibraltarstraße, auf dem Hin- und Rückfluge
nach den Canaren und auf den dortigen Inselflügen konnten besondere strömungsmeteorologische Be
obachtungen und Feststellungen über die Böigkeit auf See eingebracht werden. Allgemein meteorologisch
bedeutungsvoll erscheint sodann das Material vom Mittelmeersturm, bei dem das Flugzeug zwischen
Korsika und Spanien ein Sturmband von 140 Seemeilen Breite durchflogen hat, und vom Nordostpassat.
Hat doch der Flug in das bemerkenswerte Gebiet geführt, in dem der Nordostpassat beginnt. Als beson
derer Vorteil erweist es sich hierbei, daß das Flugzeug das Gebiet in wenigen Stunden durchschnitten
hat, also die Änderungen mit dem Orte nahezu frei von zeitlichen Änderungen der Wetterlage erfassen
konnte. Die Strömungs- und Wetterverhältnisse im Gebiete des Nordostpassats wie der Mittelmeersturm
sind deshalb im vierten Teile der Bearbeitung noch gesondert behandelt, während der vorhergehende
Teil einen meteorologischen Reisebericht enthält, in dem die jeweils bemerkenswerten Wind- und
Wetterbeobachtungen erörtert werden.
Für die Überlassung der Beobachtungen des Fluges und für die schematische Übersichtskarte der
Flugstrecke (Abb. 1) sei der Deutschen Luft Hansa A. G. auch an dieser Stelle herzlichster Dank zum
Ausdruck gebracht.