60 Prof. Dr. B. Schulz: Die Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde.
Tabelle 37.
Verspätung des Beginns von Flut- und Ebbstrom auf der Schelde bei Lillo (Positions) und bei Austruweel
(Position 1) gegenüber dem Niedrig- und Hochwasser der Schelde hei Lillo.
Mondalter
1. Bei Lillo vom 20
Verspätung de
Flutstrom gegenüber dem
Niedrigwasser bei Lillo
. Juni—5. Juli 1918
s Beginns vom
Ebbstrom gegenüber dem
Hochwasser bei Lillo
2. Bei Anstruweel vor
Verspätung de
Flntstroni gegenüber dem
Niedrigwasser bei Lillo
u 31. 7,—16. 8. 1917
s Beginns vom
Ebbstrom gegenüber dem
Hochwasser bei Lillo
min.
min.
min.
min.
0
35
40
100
60
1
25
25
60
70
2
50, 30
60, 35
60, 60
50, 70
3
30, 35
45, 40
65
75
4
—
—
60
70
5
25
60
70
70
6
25
45, 40
60
60
8
35
35
60, 35
60
9
35, 35
65, 60
65. 70
60, 60
10
25, 55. 40
30, 70, 60
75
65
11
35, 55
20, 46, 40
—
—
12
30, 25
45
70, 80, 65
65, 70
13
35
55
65, 70
80, 70
Mittel:
35 Minuten
43 Minuten
66 Minuten
65 Minuten
Van Brabandt hat den Zeitpunkt des Stromkenterns vom Flut- zum Ebbstrom und umgekehrt so
wie die Beziehung zum Hoch- und Niedrigwasser am Ort für das ganze Gebiet von Vlissingen bis
Gentbrügge näher untersucht. 1 ) Das interessante Ergebnis sei in Figur 10 nach einer von v. Brabandt
selbst gegebenen Darstellung wiedergegeben. Um diese zu erhalten, wurden auf den für die einzelnen
Orte gezeichneten Ordinaten bei den jeweils erreichten Wasserständen die Zeiten angegeben, wann
sie erreicht wurden und zwar in Stunden nach Hochwasser in Vlissingen. Durch Interpolation konnten
dann die Linien des in den einzelnen Stunden nach Hochwasser bei Vlissingen von der Oberfläche ein
genommenen Niveaus gezeichnet werden. Weiterhin wurden die Momente des Stromkenterns einge
tragen und durch eine Linie verbunden. Aus dem Kurvenverlauf geht in Übereinstimmung mit dem
oben Ausgeführten hervor, daß das Hochwasser sowie der Beginn des Ebbstromes sieh flußaufwärts
schneller fortpflanzen als das Niedrigwasser und der Beginn des Flutstromes, weiter aber, daß die
Verspätungen des Beginns von Flut- und Ebbstrom gegenüber dem Eintritt von Niedrig- und Hoch
wasser nicht überall gleich sind. Die größten Werte treten zwischen Lillo und Hemixen ¡auf, also in un
serem Untersuchungsgebiet. An mehreren Stellen des Scheldelaufes, und zwar oberhalb und unter
halb von Antwerpen, tritt Hoch- bzw. Niedrigwasser gleichzeitig oder nahezu gleichzeitig mit Kentern
zwischen Flut- und Ebbstrom bzw. Ebb- und Flutstrom ein. Insbesondere für unsere Strombeobach
tungsorte ergibt sich aus der graphischen Darstellung folgendes: In Lillo setzt der Ebbstrom 3 / 4 Stunden
nach Hochwasser am Ort ein, der Flutstrom '/ Stunde nach Niedrigw;asser, bei Auistruweel 1 Stunde und
®/ 4 Stunden. Diese Werte stimmen mit den aus der 14tägigen Reihe 1918 abgeleiteten befriedigend über
ein (vergl. Tabelle 37).
*) L. van Brabandt, Note sur les étales de courant dans l’onde marée et sur leurs lieux géométriques. Annales
des travaux publics de Belgique. 65. année. II. série, tome XIII. Bruxelles 1908. S. 175—219. (Die allgemein ge
haltene Arbeit enthält in ihrem Schlußtext eine Anwendung auf die Schelde.) Ähnliche Kurven waren vorher für
die Elbe veröffentlicht worden von .1. F. Bubendey und M. Buchheister in: Charakteristische Kennzeichen eines
Tideflusses mit besonderer Anwendung auf den Elbstrom. VII. Internationaler Schiffahrts-Kongreß Brüssel 1898.
Ebenso für Bremerhaven von L. Franzius in: Charakteristische Kennzeichen eines Tideflusses ebenda, für die
Gironde und Garonne von de Francliimont ebénda, für den Hugli und Merscy von L. F. Vernon-Harcourt ebenda.