58 Prof. Dr. B. Schulz: Die Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde.
Verhältnisse in Nähe des Bodens darstellende Kurvenpaar wurde in engster Anlehnung an die tat
sächlichen Beobachtungen gezeichnet. An der Oberfläche gelangten während einer Tide etwa 8000 m 3
zum Abfluß, am Boden etwas über 30 % davon, nämlich 2500 m 3 . Es wurden also die gleichen Verhält
nisse’ festgestellt wie im Vorjahre.
f. Salzgelia 11.
Die höchsten Salzgehalte während der einzelnen Tiden schwankten an der Oberfläche zwischen
16.42 und 14.25'Voo, am Boden zwischen 17.50 und 15.35°/oo, die niedrigsten Salzgehalte an der Ober
fläche zwischen 9.43 und 7.55°/oo, am Boden zwischen 10.23 und 7.94 0 / O o. Die mittleren Salzgehalte schwank
ten zwischen 13.19 und 11.01°/oo an der Oberfläche und zwischen 13.89 und 11.72°/oo am Boden. Der
Einfluß der vorherrschenden Winde auf die Höhe des Salzgehalts trat wieder deutlich hervor. Die zu
Beginn der Beobachtungen schwachen bis mäßigen nördlichen bis westlichen Winde frischten am 21. 6.
auf und brachten eine Erhöhung des Salzgehalts. Nach Zurückdrehen des Windes am 22. herrschten
am 23. 6. starke nordwestliche Winde, der Salzgehalt nahm weiter zu. Vom 25. 6. bis 2. 7. wehten
schwache bis mäßige Winde aus wechselnden Richtungen, der Salzgehalt nahm ab und blieb auch
niedriger als am 23. 6. In den letzten Beobachtungstagen, am 3. und 4. Juli, wehten mäßige bis starke
nördliche Winde, die wie oben erwähnt den Flutstrom förderten und den Salzgehalt erhöhten. Am
5. Juli war die Windstärke geringer, es wehten schwache westliche Winde, der Salzgehalt nahm ab, wie
an dem festgestellten niedrigeren Salzgehalt zur Kenterungszeit von Ebb- zum Flutstrom am Morgen
des 5. Juli nachweisbar ist.
Die Menge des transportierten Seewassers geht aus folgender Tabelle 35 hervor:
Tabelle 35.
Durch die Flächeneinheit des Querschnitts bei Beobachtungsstelle 5 hindurchfließende Menge See
wasser von 35 °/oo in m ! :
Oberfläche
1 m über Grund
Flutstrom | Ebbstvoin
Flutstrom
Ebbstrom
5990 | 8050
4490
5690
Die durch den Ebbstrom beförderte Seewassermenge war auch hier größer als die durch den Flut
strom flußaufwärts gebrachte.
g. Die Wasserteinpera tu r e n
bewegten sich zwischen 17.8 und 14.3°, die Tagesamplituden zwischen 1.2 und 2.4°.
5. Zusammenfassung der wichtigsten Erscheinungen.
Die Haupttatsachen der Änderungen des Wasserstandes in dem von den Gezeiten be
herrschten Mündungsgebiet der Schelde sind nach den von L. van Brabandt 1 ) veröffentlichten Mittel
werten in folgender Tabelle zusammengestellt und zwar für die Orte Lillo, Antwerpen (Kattendyk),
Ternsche (Tamise), Gentbrügge, die in der Achse des Flußlaufes gemessen etwa 63, 77, 98, 160km von der
Mündung der Schelde bei Vlissingen entfernt sind.
l) l. van Brabandt, Récapitulations annuelles et décennales des observations de marées faites dans le service spécial de
l'Escaut maritime et de ses affluents soumis à la marée pendant la période 1901—1910. in: Annales des Travaux publics de
Belgique 69. année, II. Serie, tome XII. 1912, Bruxelles 1912.