Aerologisolve u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918. —1925. Heft 2. 49
es ist dies ein Beispiel dafür, daß mit wachsender Geschwindigkeit der Einfluß der Reibung am Boden
wächst,
d) Mittlere Geschwindigkeiten (vergl. Tafel 5, Nr. 15).
Die Beziehung zwischen den Höchstwerten der Geschwindigkeit des Elut- und Ebbstromes zur
Springzeit läßt bereits erkennen, daß die für die Navigation wichtigen Gipfelwerte der Geschwindigkeit
über die tatsächlichen durch Flut und Ebbe sowie d en Abfluß bewirkten Wasserbewegungen kein klares
Bild geben. Besser tun dies die Werte für die mittlere Geschwindigkeit während der ganzen Dauer des
Flut- und Ebbstromes. Bei diesen durch planimetrische Ausmessung gewonnenen Werten fallen Zu
fälligkeiten, die durch den zeitlichen Abstand der Einzelmessungen bedingt sind, weit weniger ins Ge
wicht, Die mittleren Geschwindigkeiten des Flut- und Ebbstromes sind an der Oberfläche zur Spring
zeit 0.92 und 1.05 m/sec. (1.8 und 2.0 Sm/stde), zur Nippzeit 0.65 und 0.83 m/sec (1.3 und 1.6 Sm/stde).
Der Ebbstrom hat also auch zur Springzeit eine größere mittlere Geschwindigkeit als der Flutstrom; die
Figur zeigt, daß dies bei allen Mondaltern der Fall ist. Ueber die Aenderung mit der Tiefe gibt Ta
belle 31 Aufschluß:
Tabelle 31.
Mittlere Geschwindigkeit des Flut- und Ebbstromes zur Spring- und Nippzeit.
Oberfläche
6 m Tiefe
1 m über Grand
| Springzeit ..
Flutstrom j
0.92 m/sec = 1.8 Sm/stde
0.93 111/sec = 1.8 Sm/stde
0.66 m/sec = 1.3 Sm/stde
(Nippzeit....
0.65 „ =1.3
0.68 „ =1.3 „
0.53 „ =1.0 „
(Springzeit ..
Ebbstrom ;
1.05 , =2.0
1.00 „ =1.9 „
0.76 . =1.5 „
1 Nippzeit....
0.83 „ =1.6
0.84 . =1.6
0.71 „ =1.4 „
Vorwiegend scheint in 6 m Tiefe die Geschwindigkeit etwas größer zu sein als an der Oberfläche.
In Nähe des Bodens beträgt zur Springzeit die Geschwindigkeit etwas über 70% der Geschwindigkeit
an der Oberfläche, zur Nippzeit über 80%. Also auch hier tritt wie bei den Höchstge
schwindigkeiten die Tatsache hervor, daß dib Ab nähme der Geschwindigkeit
von der Oberfläche bis zum Boden pro zentua 1 umso stärker ist, je größer die
absoluten Werte der Geschwindigkeit sind.
e. Durch Flut- und Ebbstrom verfrachtete Wassermengen.
Das in den mittleren Werten der Geschwindigkeit des Flut- und Ebbstromes hervortretende
Überwiegen des letzteren ist tatsächlich noch größer als die Geschwindigkeitswerte anzeigen, da auch
die Dauer des Ebbstromes größer ist als die des Flutstromes, die mittleren Werte waren 7.0 h und 5.6 h.
Wenn also statt der mittleren Geschwindigkeiten die durch deren Multiplikation mit der Zeit errech*
neten durch die Flächeneinheit (1 m 2 ) des Querschnittes an dem Beobachtungspunkte hindurchver
frachteten Wassermengen betrachtet werden, tritt der Unterschied zwischen Flut- und Ebbstrom noch
weit mehr hervor. Auf Tafel 5, Nr. 16 sind für die Oberfläche und Im über dem Boden die Wasser
mengen in ihrer Abhängigkeit vom Mondalter durch Kurven, die durch graphische Ausgleichung gewon
nen wurden, dargestellt. Die durch den Flut- und Ebbstrom an der Oberfläche transportierten Wasser
mengen waren zur Springzeit: 18 800 und 27 400 cbm, zur Nippzeit: 13 300 und 20 700 cbm. Dicht über
dem Boden waren die Wassermengen entsprechend der niedrigeren mittleren Geschwindigkeit geringer.
Der Verlauf der Kurven zeigt die enge Abhängigkeit der transportierten Wassermengen vom Mond
alter, eine Erscheinung, die nur Infolge der günstigen meteorologischen Verhältnisse so gut hervor-
treten konnte. — Die Differenz zwischen den durch den Flut- und Ebbstrom beförderten Wassermengen
ergibt die an der betreffenden Stelle des Querschnitts zum Abfluß gelangte Wassermenge. Aus dem
parallelen Verlauf der Kurven in der Figur ist zu schließen, daß wie zu er-