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Prof. Dr. B. SchulDie Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde.
Die Steigdauer ist zur Springzeit am kürzesten, zur Nippzeit treten die größten Werte auf, um=
gekehrt ist es mit der Falldauer. Im übrigen stimmen auch die Gesamtmittel der Steig- und Falldauer
mit denen der Dauer des Flut- und Ebbstrom es soweit überein, wie es sich bei der kurzen Dauer der
Strombeobachtung erwarten läßt. Die mittlere Steigdauer ist 5.3 h (Flutstrom 5.6 h), die mittlere Fall
dauer 7.0 h (Ebbstrom 7.0 h).
b) Kentern des Stromes.
Zwischen dem Flut- und Ebbstrom und umgekehrt ist einige Minuten hindurch völlige Strom-
stille, doch schnell erreicht der neue Strom nach seinem Einsetzen größere Geschwindigkeiten. Wird
nun die Dauer des Flut- bzw. Ebbstromes von größerer Geschwindigkeit als 14'Sm/stde betrachtet, so
ergeben sich im Mittl für di Oberfläche, folgende Werte: Flutstrom 5.1 h, Ebbstrom 6.8 h. Für beide
zusammen ein um 0.7 h kleinerer Wert als sich als Summe der Gesamtdauer von Flut- und Ebb-
strom ergibt 1 ). Etwa 40 Minuten ist demnach im Laufe von 12y 2 h der Strom schwächer als l A Sm.
Die nähere Betrachtung des Beobachtungsmaterials zeigt, daß sich diese Zeit gleichmäßig auf das Ken
tern von Flut- zum Ebbstrom und umgekehrt verteilt, so daß für die Oberfläche gilt: W ährend der
Kenterungszeiten tritt einige Minuten hi n d u r e h S t r o m s t i 11 e ei n u n d 20 M i -
nuten lang bleibt der Strom schwächer als K : Sm.
Dicht über dem Boden ist die Zeit geringerer Stromstärke etwas länger. Als mittlere Dauer des
über 'A'Sm starken Flutstromes ergibt sich wie für die Oberfläche 5.1 h, für den Ebbstrom nur 6.5 h, die
Gesamtdauer des über )4 Sm starken Stromes ist 11.6h. Da die Gesamtdauer des Flut- und Ebbstromes;
12.6h beträgt, ist-.der Strom während einer Tide etwa 1 Stunde schwächer als % Sm. Etwa 1 m über
dem Boden bleibt der Strom zur Kenterungszeit ungefähr 30 Minuten
schwächer als A Sm.
c) Die Maximalwerte der Geschwindigkeiten (vergl. Tafel 5, Nr. 16).
Die größten Werte der Geschwindigkeiten traten zur Springzeit beim Flutstrom auf mit Werten
von 1.7—1.8 m/sec, das entspricht einer Geschwindigkeit von etwa 3J4 Sm/stde. Da die meteorologischen
Verhältnisse dem Flutstrom nicht besonders günstig waren, sollte man für den Ebbstrom die größten
Stromgeschwindigkeiten erwarten, da dieser durch das Oberwasser gefördert wird; zur Nippzeit waren
(wie die Figur zeigt) die Maximalwerte beim Ebbstrom größer. Faßt man die Mondalter 1—3 als Spring
zeit und 8—10 als Nippzeit zusammen, so ergeben die zu diesen Zeiten angestellten Beobachtungen als-
mittlere Maxima der Stromgeschwindigkeiten folgende Werte:
Tabelle 30.
Maxima der Stromgeschwindigkeit zur Spring- und Nippzeit.
Oberfläche
6 m Tiefe
1 nt Uber Grund
. , j Springzeit
r lutstrom ,
1.59 m/sek = 3.1 Sm/stde
1.63 m/sek = 3.2 Sm/stde
1.13 m/sec = 2.2 Sm/stde
( Nippzett
1.05 „ =2.0 „
1.07 „ =2.1
0.84 „ =1.6 „
I Springzeit
Ebbstrom •:
1.44 „ =2.8
1.42 „ =2.8
1.09 „ = 2.1
( Nippzeit
1.15 „ =2.2 „
1.21 =2.4
0.92 „ =1.8
Der Gegensatz zwischen Spring- und Nippze.it ist hier wie auch bei den Kurven der maximalen
Geschwindigkeit in der Figur stark ausgeprägt. Von der Oberfläche bis 6 m Tiefe nahm in der Regel
das Maximum etwas zu, weiterhin bis zum Boden aber stark ab. Zur Springzeit betrugen die Höchst
werte der Geschwindigkeit 1 m über dem Boden etwa 75% der Oberflächenwerte, zur Nippzeit etwa 80%;
J ) Ans längeren Beobacht ungsreihen würde sich ohne Zweifel der Wert 12.4 für die Dauer einer ganzen Tide er
geben, hier wurde jedoch mit dem sich aus den vorliegenden Beobachtungen ergebenden Wert gerechnet.