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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

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Prof. Dr. IS. Schulz: Die Gezeiten au der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde. 
durch den 5 h währenden Flutstrom betrug 4% Sin, die mittlere Geschwindigkeit also etwas weniger als 
1 Sm. Der folgende Ebbstrom war kräftiger ausgebildet. Wird bei beiden Ebbewegungen die gleiche 
Tidenzeit von 4 l / 2 h vor H.W. betrachtet, so läßt sich eine Verfrachtung im Laufe der einen Tide um 
3 Sm kanalwärts feststellen, also um 'A Sm in der Stunde. —• Der mittlere Wasserstand war an diesem 
Tage und auch an den beiden vorhergehenden sehr gleichmäßig 2.00 m. Der Wind schwankte zwischen 
O und NNO, Stärke 1—2. An den beiden Tagen vorher wehte der Wind aus N bis NNO mit der Stärke 
3—5. Die Verstärkung des Ebbstroms und die Versetzung kanalwärts ist hiernach durch die Windver 
teilung begründet. 
21. Stromkörper V (ausgesetzt am 4. Juli 1917, beim Mondalter 0 auf der nördlichen 5 m=Linie dei- 
Stroombank querab Mariakerke, 5 h vor H. W.) wurde wie bei allen früher in ähnlicher Lage beobachteten 
Stromkörpern durch den Ebbstrom über die Bank hinweggeführt, kentert« links herum, trieb dann 
mit dem Flutstrom zunächst mit größerer Geschwindigkeit, über der Bank aber wesentlich langsamer. 
Die Kenterung zum Ebbstrom erfolgte rechts herum. Der Ebbstrom auf der Südseite der Kleinen Ost 
ender Reede hatte eine gegen die Küste gerichtete Komponente, wodurch der Treibkörper abends 11 h 
bei Westende-Bad an Land getrieben wurde. — Der Wind war NO bis N1—2, der mittlere Wasser 
stand 2.11 m. 
c. Z u s a m m e n f a s s u n g ü b e r d ie Abhängigkeit der S t r ö m u n gen i m U n t e r - 
suchungsgebie t von Bodengestalt und W ind. 
Bei der Einzelbetrachtung der Triften der Schwimmkörper traten drei Tatsachen besonders 
auffallend hervor, nämlich 1. die Beeinflussung der Triften durch die Bänke, 2. die große Abhängigkeit 
der Gezeitenströmungen und des Reststromes vom Winde, 3. die Veränderlichkeit des Drehungssinnes 
der Kenterung. 
1. Der Einfluß der Bänke äußert sich darin, daß in ihrem Bereiche der Gezeitenstrom verlang 
samt und außerdem quer zur Erstreckung der Bänke abgelenkt wird. Beide Tatsachen traten bei den ver 
schiedensten Wetterlagen und an ganz verschiedenen Orten (Stroombank, Bank von Ostende, Nieuport, 
Wenduyne) mit großer Regelmäßigkeit ein, sie sind durch zahlreiche Einzelheiten bewiesen, vergl. die 
Bahnen der Treibkörper A, B, C, D, E, F, H, K, M, N, O, S und deren Diskutierung. 
2. Die Richtung des Gezeitenstromes an den einzelnen Orten, sowohl in tieferem Wasser wie 
auch über den Bänken, war von großer Beständigkeit. Die Wirkung des Windes zeigte sich weniger 
in der Beeinflussung der Richtung als vielmehr ganz im wesentlichen in der Dauer und der Stärke 
des Flut- und Ebbstromes, also in der durch diese bewirkten Gesamtversetzung. Obgleich die Winde 
während der untersuchten Triften nur schwach bis mäßig waren, liegen die Extreme recht weit aus 
einander. Während Treibkörper A bei schwachen nördlichen Winden durch den Ebbstrom eine Ge- 
samtversetzung von 8 Sm erfuhr, war diese bei Treibkörper J während mäßiger westlicher Winde nur 2 
bis 3 Sm! Beide Triften fanden in der Großen Reede von Ostende statt, die erstere beim Mond 
alter VII, die zweite beim Mondalter X, also annähernd gleichweit von Nipptide entfernt. Die Zusam 
menstellung zu gleichen Tidenzeiten gewonnener Beobachtungen in Tabelle 23 zeigt dies deutlicher. 
Im ersten Falle war der Ebbstrom 4 h nach H.W. bereits ausgebildet und war auch 2 h vor H.W. 
noch vorhanden, bei J aber konnte der Ebbstrom erst 2 Stunden später festgestellt werden, außerdem 
war er bereits 2 Stunden früher wieder verschwunden. Die erreichten Maximalgeschwindigkeiten 
waren 1.6 und 0.8Sm/stde. Bei den mäßigen westlichen Winden war der Ebbstrom also nicht allein 
wesentlich schwächer, sondern dauerte auch erheblich kürzere Zeit als bei den nördlichen Winden wäh 
rend der Trift von A. 
Einen entsprechenden Gegensatz zeigen die Triften von L und Q, bei beiden konnten außer einem 
erheblichen Teil der Ebbstromtriften auch die Flutstromtriften festgestellt werden. In der Tabelle 24 
sind einige der gewonnenen Ergebnisse zusammengestellt.
	        
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