Aerologisehe u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918. — 1925. Heft 2. 35
per mittlere Wasserstaue! war 2.11 m. Der unbedeutende Reststrom parallel zur Küste wird dadurch zu
erklären sein, daß die Wirkung der westlichen Winde durch die darauf folgende nördliche und östliche
Luftbewegung z. T. wieder aufgehoben wurde.
9. Die Trift J (vergl. Tafel 4) war durchaus abweichend von den bisherigen, sie verlief nördlich
der Stroombank auf der Großen Reede von Ostende. Die Aussetzung erfolgte am 11. Juli 1916 (Mond
alter 10) 1/ h nach H.W., 2'/ Sm querab der Ostender Einfahrt. Der Flutstrom hatte eine maximale
Geschwindigkeit von 1.8 Sm. Das Kentern zum Ebbstrom erfolgte links herum und zwar von 4—5 ¡4 h
nach H.W. Die Ebbströmung zeichnete sich durch auffallend geringe Geschwindigkeit aus, der Mittel
wert für die ganze 4/ Stunden, von 5*4 h nach H.W. bis 3 h vor dem nächsten H.W. dauernde Ebbebe
wegung war nur 0.5 Sm, die maximale Geschwindigkeit 0.9 Sm. Die Gesamtversetzung durch die Ebb
strömung war nur 2.3 Sm, bei Treibkörper B war die Versetzung durch die ehre Stunde länger dauernde
Ebbströmung mehr als 3*4 mal so groß, nämlich 814 Sm! Die durch J festgestellte Ebbströmung war
also auffallend durch niedrige Geschwindigkeit, kurze Dauer und außerdem auch durch ihre Richtung,
die eine Komponente nach der Küste zu aufwies (N140°—150° W). Die Kenterung zum Flutstrom (rechts
herum) erfolgte von 2% h bis 2*4 h vor H.W. Der Flutstrom entwickelte sich im Gegensatz zum Ebb
strom normal, seine größte Geschwindigkeit war 1.8 Sm. Bei diesem Treibkörper trat also zum ersten
Mal eine beträchtliche resultierende Versetzung nach NO auf. Leider kam er schon 1 h vor H.W. außer
Sicht, nimmt man aber für die Zeit von 1 h vor bis 1 !4 h nach H.W. eine Fortdauer der zuletzt erreich
ten Flutstromgeschwindigkeit von 1.8 Sm an, so ergibt sich bei Benutzung der Orte, die 1*4 h nach H.W.
erreicht waren, während des Ablaufs einer Tide ein Transport von 7.7 Sm nach NO! — Der Wind war an
diesem Tage: W3—4, der mittlere Wasserstand 2.10 m, ebenso auch am Tage vorher und nachher.
Wenn auch der Wasserstand unverändert blieb, so war die Wasserbewegung parallel der Küste erheb
lich beeinflußt, der Reststrom parallel der Küste vom Kanal fort betrug 0.6 Sm in der Stunde.
10. Stromkörper K (vergl. Tafel 3) wurde am 18. Juli 1916 (Mondalter 3) 1% Sm querab Maria-
kerke-Bad 5 h 40 m nach H.W., also bei Ebbstrom über der 5 m-Linie am Nordrand der Stroombank
ausgesetzt. Die Beeinflussung der Trift durch die Stroombank trat in gleicher Weise hervor wie bei
den Schwimmkörpern C, D und E. Zu Beginn, 5 h 40 min nach H.W. herrschte Ebbstrom (N 135° W),
der über der Bank nach links drehte (bis N 150° W), südlich der Bank aber wieder annähernd der ur
sprünglichen Richtung folgte (N125°—130° W). Die Geschwindigkeit am Nordrande der Bank betrug
1.5 Sm, über der Bank 1.0—1.3 Sm und südlich von ihr wieder 1.5 Sm. Nach 2 Stunden, 4 h vor H.W,,
kam der Treibkörper 1 Sm querab Middelkerke außer Sicht. Der Wind war an diesem Tage recht gleich
mäßig N1—2, der mittlere Wasserstand an den Tagen vorher, nachher und am 24. Juli selbst 2.00 m.
Der Reststrom war wegen der kurzen Beobachtungsdauer nicht feststellbar.
11. Die Trift L (21. Juli 1916, Mondalter 6) ergab in bezug auf das Verhältnis von Flut- und Ebb
strom das Gegenteil von J (vergl. Tafel 3). Die Aussetzung erfolgte 2*4 Sm querab vom Ostender Kur
haus während des Kenterns von Flut- zum Ebbstrom. Der letztere, der eine maximale Geschwindigkeit
von 2.0 Sm erreichte, führte den Treibkörper 8*/4Sm kanalwärts mit einer geringen von der Küste fort
gerichteten Komponente. Das Kentern vom Ebb- zum Flutstrom erfolgte wie die vom Flut- zum Ebb-
strom links herum. Der sich entwickelnde Flutstrom erreichte eine Maximalgeschwindigkeit von nur
1.5 Sm und bewirkte einen Transport von nur 4*/4 Sm. Das Kentern zum Ebbstrom erfolgte abermals
links herum. Die Versetzung kanalwärts war bedeutend, sie betrug während einer Tide 3% Sm, also
0.3 Sm in der Stunde, sie war halb so groß wie die entgegengesetzt gerichtete des Treibkörpers J. Die
Windverhältnisse waren durchaus abweichend von denen am 11. Juli. Es wurde beobachtet: 6h V :O l,
11 hV : Stille, 4hN:Nl, 9h N : N2. Gleiche Winde sind nach der Luftdruckverteilung für die gesamte
Nordsee, besonders deren westlichen Teil anzunehmen. Der mittlere Wasserstand war am 18. Juli 2.06 m,
am 19.: 1.99m, am 20.: 1.99m, am 21.: 1.97m, es trat also eine zwar geringe, aber stän
dige Erniedrigung des Wasserspiegels ein, der, wie aus der Trift von L folgt,
ein Wassertransport kanalwärts parallel ging.