4 Aerologisehe u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. 'Marinestât, währ. d. Kriegszeit 3914—1918. — 1920. Heft 1.
1. Das Beofoachtungsinaterial.
Vom 1. Mai 1915 ab wurden sowohl in Ostende wie in Zeebrügge Lattenpegelablesungen durch-
geführt zunächst nur tagsüber, später fortlaufend und zwar in Ostende vom 1. Juli 1915 ab, in
Zeebrügge vom 1. Oktober 1915 ab. Später wurden in beiden Häfen Selbstschreibschwimmerpegel,
System Ott, eingerichtet. Beide Pegel, der Ostender beginnend mit dem 1. November 1915, der
Zeebrügger mit dem 1. April 1916, waren bis zum 2. Oktober 1918 vormittags im Betrieb. Während
kürzerer, durch Verschlammen der Schwimmerschächte oder durch die Folgen von Beschießungen
bedingte Unterbrechungen wurden am neben dem Selbstschreibpegel angebrachten Lattenpegel Ab
lesungen vorgenommen, so daß lückenlose Aufzeichnungen vorliegen, für Ostende demnach vom 1. Juli
1915 bis zum 1. Oktober 1918, für Zeebrügge vom 1. Oktober 1915 bis zum 1. Oktober 1918.
Für die Lattenpegelablesungen kamen, um möglichst genaue Ablesungen zu erhalten, nur Orte in
Frage, die vor zu starkem Seegange geschützt waren. Es wurde der Lattenpegel in Ostende an der See
seite der sog. Seeschleuse angebracht? hier wurde auch der Selbstschreibpegel eingerichtet, nachdem
sich seine Aufstellung auf dem Hoek des Seebahnhofs wegen häufigen Verschlammens des Schachtes
als ungeeignet erwiesen hatte (s. Figur 1 a). ln Zeebrügge wurde sowohl der Lattenpegel wie auch der
Selbstschreibpegel an der Seeseite der den nach Brügge führenden Kanal abschließenden Schleuse auf
gestellt (s. Figur 1 b).
Fig. I.
Plan des Hafens von Ostende und Zeebrügge.
Die Vorgefundenen belgischen Pegel waren an der Küste auf das Null des schon vor 1853 aus
geführten Nivellement du département des ponts et chaussées bezogen. Dies Null war die Höhe des
Mittelspringniedrigwassers zu Ostende, wie es auf Grund einiger Beobachtungsjahre von 1820 bestimmt
worden war. Es lag 1.48 m über dem Blankscheit der Schleuse des Handelshafens von Ostende 1 ). Für
das 1853 begonnene und 1877 beendete Nivellement du dépôt de la guerre wurde ebenfalls das Mittel
springniedrigwasser als Null festgesetzt, aber aus Wasserstandsbeobachtungen aus den Jahren 1834
bis 1853 neu berechnet. Es wurde als 0.1665 m über dem ersteren Null befindlich gefunden.
’) M. Bovie. Etude sur le régime de la marce au port d’Ostende. Annales des Travaux Publies. Tome XVIV.
Brüssel 18S7.