Aerologisehe u. Hydrographische Beobacht, dev deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918. — 1925. Heit 2. 1<J
des zweiten Tages drehte er nach Südwest zurück. Es folgte nun eine neue Depression, die aber nörd
licher und zwar durch Mittelnorwegen und Mittelschweden zog. Diese verursachte in den dänischen Ge=
wässern eine bemerkenswerte Sturmflut, die Gegenstand sorgfältiger Beobachtung und Bearbeitung ge
worden ist. 1 )
In Ostende wurden folgende Windbeobachtungen gemacht:
Windbeobachtungen in Ostende am 13./14. Januar 1916.
0 h
3 h
6 h
9 h
V 12 h N
3»
6 ! * *
9' 1
13. 1. 16.
SW 3
SW 5
WNW 6
WNW 7
WNW 7
WNW 8
NW 9
NW 9
14. I. 16.
NW 8
NW 8
NW 7
NNW 6
NNW 5
NNW 4
NW 3
SW 3
Infolge des Vorübergangs mehrerer Zyclonen zeigte die Kurve des mittleren Wasserstandes seit
Anfang Januar 1916 einen sehr unruhigen Verlauf. Mehrfach sank dabei nach dem Abwandern einer
Zyclone und dem Wiedereintritt von Winden geringerer Stärke der mittlere Wasserstand unter den
mittleren Wert, so auch am 12. Januar. Durch den Einfluß des am frühen Morgen des 13. Januar un
ter starkem Auf frischen von SW nach WNW drehenden Windes trat jedoch eine schnelle Erhöhung ein,
am Nachmittage (um 6h) wurde mit 3.70m in Ostende und 3.79m in Zeebrügge der höchste im
Laufe der ganzen Beobachtungszeit überhaupt eingetretene mittlere Was
serstand erreicht. Vergleichen wir diesen mit dem am 29./30. Oktober 1917 vorgekommenen Mi
nimalwert (vergl. S. 15), so ergibt sich, daß d ieSch w ankung d es mittleren Wasserstan
des im Lauf e der drei betrachteten Jahre in Ostende und Zeehriigge 2, ä in be
trug,*) Der höchste mittlere Wasserstand war in Ostende 1.52 m, in Zeebrügge 1.58 m über den drei
jährigen Mitteln für Januar, hei der stärksten Abtrift betrug die Senkung des mittleren Wasserspiegels
nur etwa 60cm, so daß die stärkste Abtrift nur etwa 40% des größten Aufstaus be
trug. Nach dem Erreichen des größten Wertes sank das Niveau des mittleren Wasserstandes sehr
schnell, am Abend des folgenden Tages war bereits wieder ein niedriger Minimalwert erreicht mit 1.91 m
in Ostende und 1.84 m in Zeebrügge. Im Laufe der etwa 48 Stunden vom Abend des 12. bis zum Abend
des 14. Januar schwankte der mittlere Wasserspiegel um 1.79 m in Ostende und 1.95 m in Zeebrügge!
Die nächste am 15./16. Januar vorübereilende Zyclone, die im Kattegat besonders hohen Aufstau be
wirkte (s. La Cour a. a. O.), verursachte eine abermalige beträchtliche Schwankung des Wasserspiegels,
der höchste Wert des mittleren Wasserstandes, der erreicht wurde, war 2.65 m in Ostende und 2.66 m in
Zeebrügge.
Während des Steigens und Fallens des mittleren Wasserstandes spielte sich auch der Gezeitenvor
gang ab. In der folgenden Tabelle sind die diesen am meisten charakterisierenden Werte zusammen
gestellt, vergl. auch Tafel 2, Nr. 8. Infolge der Übereinanderlagerung beider Wasserbewegtungen
(Aufstau und Gezeit) wichen die resultierenden Schwankungen des Wasserstandes in charak
teristischer Weise von den normalen ab. Zur Zeit der größten Windwirkung stieg das Wasser
bis auf 5.58 m (5.75) über Pegelnull, das sind die höchsten in den 3 Jahren erreichten Hochwasserwerte.
Die Dauer des Steigens nahm mit wachsendem Tempo des Aufstaus zu und stieg von 5 h 30 m am 12.
auf 7 h 15 m in der dem höchsten Hochwasser unmittelbar voraufgehenden Tide, die Falldauer dagegen
nahm in der gleichen Zeit ab. Der größte Aufstau scheint ungefähr gleichzeitig mit dem höchsten
Hochwasser stattgefunden zu haben, denn schon die folgende Falldauer ist wesentlich größer als die vor
hergehende, besonders aber zeigt sich der Einfluß des zurückfließenden Wassers bei der nun folgen-
*) D. la Cour, Abnorme Vandstandsforhold i de Danske Forvandc. l’ublicationer fra det Danske Met. Inst.,
Meddelelser Nr. 4. Kopenhagen 1917. vergl. auch II. Thorade. Hie Sturmflut vom 15. und 16. Januar 1916 in den
dänischen Gewässern. Annalen der Hydrographie nsw. 1918. S. 234—238.
*) In Heft 1, S. 14 ist gesagt, daß der höchste mittlere Wasserstand am 2. Dezember 1917 aufgetreten sei;
dies ist durch obige Angabe zu berichtigen, ebenso auch die dort gegebene Maximalschwankung des mittleren
Wasserstandes durch obige Zahl. Die ebenda S. 17/18 durchgeführte Untersuchung über die Beziehung zwischen
Wind und mittlerem Wasserstand konnte für die Sturmflut vom 13./14. Januar 1916 nicht ausgeführt werden, weil
die Windregistrierungen erst später begannen.