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Prof. Dr. B. Schulz: Die Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde.
Tabelle 10.
Grundwerte der Gezeiten in Ostende und Zeebrügge am 29. bis 30. Oktober 1917.
a. Ostende.
Tag
Mond
alter
Hoch«
Höhe
m
asser
Anomalie
cm
Niedrig
Höhe
m
wasser
Anomalie
cm
Steig
h m
dauer
Anomalie
min
Falld
h m
auer
Anomalie
min
Tiden
stieg
(-fall)
29. 10. 1917
13
+ 0.20
+ 7
4.52
d- 27
530
—13
4.32
—0.42
—55
7 15
+ 36
(4.94)
4.24
- 1
5°ä
—38
4.66
30. 10. 1917 .
0
—0.90
—93
72Ô
+ 44
(5.14)
3.56
—81
515
—24
4.46
—0.82
—85
7OO
+ 19
(4.38)
31. 10. 1917
1
4.44
— 3
5«
+ 2
5.26
—0.02
6 äO
—21
(4.46)
b.
Zeebrugge.
29. 10. 1917
13
+ 0.42
+ 10
4.44
+ 23
5«
—9
4.02
—0.22
—54
6»
+ 23
(4.66)
4.18
- 3
5 30
—24
4.40
30. 10. 1917
0
—0.66
—88
700
+ 33
(4.84)
3.52
—82
5 3ö
-23
4.18
—0.60
—82
6 40
+ 13
(4.12)
31. 10. 1917
1
4.38
— 7
545
— 6
4.98
+ 0.18
+ 4
6 25
- 3
(4.20)
Die in der Tabelle 10 zusammengestellten Grundwerte der Gezeitenerscheinung an den beiden
Tagen zeigten die durch die Übereinanderlagerung der Abtrift und der Gezeiten bedingten Ab
weichungen der Grundwerte von den Mittelwerten. Während der Senkung des mittleren Wasserspiegels
war die Steigdauer anormal kurz, die Falldauer ungewöhnlich lang, ebenso waren die Werte für den
Tidenfall wesentlich größer als für den Tidenstieg. Nach Erreichen des niedrigsten Mittelwasserstandes
und während der Hebung desselben kehrten sich diese Verhältnisse unx. Hoch- und Niedrigwasser war
während der stärksten Wirkung der Abtrift bis zu 90 cm niedriger als im Mittel, so daß also der Wasser
spiegel während kürzerer Zeiträume als der oben betrachteten Doppeltide noch mehr als etwa 60 cm er
niedrigt wurde. Es ergibt sich gleichzeitig, daß wie schon früher erwähnt wurde kurzdauernde Niveau
schwankungen durch die angewandte Mittelwasserberechnung nicht voll erfaßt werden. Besser ist dies
schon durch Benutzung der für die einzelnen Mondalter berechneten mittleren Hoch- und Niedrigwasser
möglich. Bei Heranziehung von diesen ergibt sich, wie Tabelle 10 zeigt, daß-in Ostende undZee-
brügge die Hoch- und Niedrigwasser im Maximum etwa lm unter den mittle
ren Werten des betreffenden Mondalters liegen können.
Auf Tafel 2, Nr. 7 sind für die betrachteten Tage die Gezeitenkurven außer für Ostende und
Zeebriigge auch für Vlissingen, Hoek van Holland und Helder dargestellt. Die Wasserstandsänderung
in Vlissingen geht ganz parallel der in Ostende und Zeebrügge. Bemerkenswert ist bei den drei Kur
ven von Ostende, Zeebrügge und Vlissingen, daß mehrfach während des Steigens kurz nach Niedrig
wasser die Kurve eine kleine Einbuchtung zeigt, die besagt, daß zunächst ein schnelleres, dann vor
übergehend aber ein verlangsamtes Steigen des Wasserstandes stattfindet. Vielleicht darf man darin
ein Ausklingen der in Hoek van Holland festgestellten Agger-Erscheinung mit doppeltem Niedrigwasser
sehen, welche in der auf Tafel 2, Nr. 7 dargestellten Gezeitenkurve zu erkennen ist. Bei Hoek van Hol
land handelt es sich allerdings um ein geringes Steigen nach dem ersten Niedrig wasser und um ein
verstärktes weiteres Fallen. Das vorübergehende Steigen und das zweite Niedrigwasser wären nach
der hier vertretenen Auffassung von Ostende bis Vlissingen durch die Einbuchtung der Gezeitenkurve
nach dem Niedrigwasser noch schwach angedeutet. Diese abgeschwächte Aggererscheinung an der