Aerologisehe und Hydrographische Beobachtungen
der deutschen Marinestationen während der Kriegszeit 1014—1918.
Vorwort.
Während des Krieges ist in Mitteleuropa eine große Zahl meteorologischer, namentlich aero-
logischer Stationen des Heeres und der Marine in Tätigkeit gewesen, wie sie in gleicher Dichte mit Rück
sicht auf die Kosten wohl in absehbarer Zeit nicht wieder zu erwarten sind. Die im Kriege gewonnenen
Beobachtungen bilden daher ein Material, welches voraussichtlich noch auf lange Zeit hinaus an
Reichhaltigkeit unübertroffen bleiben wird. Es durch Bearbeitung und Veröffentlichung für die
wissenschaftliche Forschung zu erschließen, ist daher eine unabweisbare kulturelle Forderung.
Die Deutsche Seewarte hat mit den ihr vom Reich für diese Zwecke überwiesenen Mitteln die
Bearbeitung der Beobachtungen der deutschen Marinestationen übernommen, deren Organisation auch
in den Händen von Beamten der Deutschen Seewarte lag. Die Zweigstelle der Deutschen Seewarte
in Brügge, später umgewandelt in das Observatorium des Marinekorps in Ostende, wurde 1914 ein
gerichtet von Dr. Perle witz, 1915 übernahm Prof. Dr. Herr mann die Leitung des Wetternach-
richtendienstes beim Marinekorps in Flandern; die Einrichtung und Organisation der Stationen an der
deutschen Küste wurde von Prof. Dr. Steffens geleitet. Die Deutsche Seewarte beabsichtigt die
Drucklegung der Ergebnisse dieser Stationen in einer Reihe von Heften, die zusammen als eine
Sonderveröffentlichung der Deutschen Seewarte gedacht sind.
Von einer Bearbeitung der gewöhnlichen meteorologischen Beobachtung am Boden wurde abge
sehen, da diese mit Rücksicht auf die schon vorliegenden langjährigen Beobachtungsreihen von Zivil
stationen nicht genügend Interesse zu bieten scheinen, um den heute so kostspieligen Druck zu recht-
fertigen. Dagegen schien eine möglichst ausführliche Bearbeitung der aerologischen Beobachtungen
wünschenswert. Die wichtigsten hiervon, nämlich die Drachenaufstiege, sollen in extenso, wenn
auch in möglichst gedrängter Form, veröffentlicht werden, weil nur hierdurch das Ziel erreicht werden
kann, künftige synoptische Untersuchungen einzelner Fälle unter Hinzuziehung aller zu der betreffenden
Zeit verfügbaren Drachenaufstiege zu ermöglichen. Von Pilotaufstiegen dagegen sollen nur
Bearbeitungen aufgenommen werden.
Die ersten beiden Hefte werden hydrographische Untersuchungen enthalten, die an der flan
drischen Küste vom Observatorium des Marinekorps ausgeführt wurden, in Heft 3 und 4 werden sämt
liche Drachenaufstiege an der deutschen und flandrischen Küste veröffentlicht werden; Heft 5—7
werden eine Bearbeitung der aerologischen Beobachtungen in Flandern nach Wind, Temperatur und
Feuchtigkeit, Heft 8 und 9 eine Bearbeitung der Drachenaufstiege und Pilotaufstiege an den deutschen
Küsten, enthalten. Änderungen der Anordnung bleiben Vorbehalten. Die Hefte werden außer der
Reihe je nach ihrer Fertigstellung gedruckt und versandt werden und dem zuletzt zur Versendung
gelangenden Heft wird ein ausführliches Inhaltsverzeichnis des ganzen Bandes beigelegt werden.
Der Abschluß der Arbeit wird voraussichtlich 1922 (r folgen können.
Juni 1920.
DEUTSCHE SEE WARTE.