Dr. B. Schul z: Die period. und unperiod. Schwankungen des Mittelwasserstandes an der flandrischen Küste. 23
mittel bei der Windstärkegruppe 1 unsicherer ist als bei den übrigen Windstärken, wofür besonders
die sich bei Ausgleichung der für die einzelnen Richtungen dieser Gruppe gefundenen Wasserstands
mittel ergebenden unwahrscheinlichen Phase zeigt. Werden aus diesem Grunde die Werte der Wind
stärkegruppe 1 ganz ausgeschieden, so bleiben in obiger Tabelle die Werte der drei letzten Reihen.
Als Mittel dieser Werte ergibt sich, daß nach dieser Betrachtung einer T.uftdruckänderung von 1 mm
eine Wasserstandsänderung von 10.3 mm entspricht.
In der zuletzt gegebenen Bezeihung zwischen Wind und Wasserstand sind der Einfluß des Windes
und Luftdrucks noch miteinander verquickt. Um die Wirkung des Windes möglichst rein zu erhalten,
wurde der Luftdruckeinfluß eliminiert unter Benutzung des genannten sich aus. der Theorie ergebenden
Verhältnisses 1 mm Luftdruckänderung entspricht 13.4 mm Änderung der Höhe des Wasserspiegels.
Die sich für die einzelnen Windrichtungen und -stärken nach Elimination des Luftdruckeinflusses
ergebenden Wasserstandsmittel sind in Tabelle 9 gegeben. Durch Ausgleichung wurden für die
Beziehungen zwischen Wind und mittlerem Wasserstand die folgenden Gleichungen gefunden.
Ostende.
h a — v 1 = 2,08 + 0,023 . sin (« 234°)
h a — v 2 = 2,09 + 0,058 . sin (a — 194°)
h a — V., = 2,09 + 0,095 . sin (« — 195°)
h a — v, = 2,09 + 0,223 . sin (« — 185°)
h a — v. = 2,09 + 0,297 . sin (« — 212°)
h a — v 6 = 2,09 + 0,379 . sin (« — 204°)
Zeebrügge.
h a — v, = 2,13 + 0,032 . sin (« — 241°)
h a — v, = 2,14 + 0,065 . sin (« — 201°)
h a — V., = 2,13 -f 0,109 . sin (a — 202°)
h„ — v 4 = 2,13 + 0,244 . sin (a — 191°)
h a — V, = 2,13 + 0,298 . sin (a — 214°)
h a — v 6 = 2,12 + 0,394 . sin (« — 206°)
Die übrigbleibenden Fehler v und die mittleren Fehler finden sich ebenfalls in Tabelle 9.
Wichtig ist zunächst, daß die Mittel der Wasserstandswerte in den einzelnen Windstärkegruppen
annähernd gleich sind. Die Annahme, daß die vor Berücksichtigung des Luftdruckeinflusses
bestehenden Unterschiede vom Luftdruck herrühren, wird hierdurch gestützt und damit auch die auf
diese Annahme gegründete Rechnung.
Amplituden und Phasen seien mit 1en durch die beiden ersten Ausgleichungen gefundenen ver
glichen. In Tabelle 10 sind die sämtlichen Werte zusammengestellt.
Die Amplituden von Zeebrügge sind mit Ausnahme eines Falles bei Windstärke 1 in allen Fällen
größer als die von Ostende. Es bewirkt offenbar gleicher Wind in Zeebrügge entweder größeren Auf
stau oder Abtrieb oder aber beides als in Ostende. Näher lassen sich die Verhältnisse überblicken,
wenn die nach dem 3 Stunden vorher herrschenden Wind geordneten und vom Luftdruckeinfluß
befreiten Werte des mittleren Wasserstandes von Ostende und Zeebrügge verglichen werden. Die
Bildung der Differenzen Zeebrügge minus Ostende ergibt folgendes:
Die Ursache dafür, daß insbesondere die
WNW- bis N-Winde den Wasserspiegel in Zeebrügge
höher emportreiben als in Ostende, liegt im Verlaufe
der flandrischen und holländischen Küste. Die in
Flandern etwa nach N 60°O verlaufende Umrandung
der der südlichen Nordsee biegt in Holland scharf
nach Norden um. Im Innern der so gebildeten flachen Bucht werden hineinwehende Winde einen
größeren Aufstau bewirken als nach den Rändern der Bucht hin. Bei dem östlicher als Ostende
gelegenen Zeebrügge ist dies auch der Fall.
Die Phasen von Zeebrügge sind in allen Fällen größer als in Ostende, im Mittel etwa 5°. Die
Ursache dürfte sein, daß die Küste, die bei Ostende nach N 55°0 verläuft, westlich Zeebrügge etwas
nach Ost biegt und bei Zeebrügge nach N 69 O verläuft, infolgedessen wird der maximale Windstau
Im Mittel ist bei den
AVinden:
der Wasserstand in Zeebrügge
höher als in Ostende um:
NNO bis O
4.4 cm
OSO bis S
2.4 cm
SSW bis AV
3.4 cm
AVNAV bis N
5.0 cm