22 Aerologische u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918,
1920. Heft 1.
so daß hierdurch der aus Betrachtung von Einzelbeispielen gezogene Schluß der Verspätung der
Windwirkung aui die Erhöhung des Wasserspiegels an der Küste von etwa 3 Stunden gestützt wird.
Die gefundenen Werte für die Amplitude und die Phase zeigen keine grundsätzliche Abweichung
von den bei Benutzung des gleichzeitigen Windes gefundenen.
Bemerkenswert ist, daß die mittleren Wasserstände der einzelnen Windstärkegruppen mit
wachsender Windstärke zunehmen, wie ja auch schon bei Benutzung des gleichzeitigen Windes hervor
trat. Die Mittel wachsen bei Ostende von 2.05 über 2.07, 2.08, 2.11, 2.13 bis 2.17 m und entsprechend
bei Zeebrtigge (vergl. Tabelle 8). Da bei der Berechnung dieser Mittel die Aufstau und Abtrieb
bewirkenden Winde nicht nach Häufigkeit ihres Auftretens, sondern in gleicher Weise herangezogen
sind, sollte bei allen Windstärkegruppen das gleiche Mittel erwartet werden, j Es lag nahe, die Ursache
deis Wachsens der Wasser standsmittel in den bei den einzelnen Windstärkegruppen herrschenden ver
schiedenen Luftdrucken zu suchen. Zur Feststellung der Beziehung wurde für jede Doppeltide der
drei Jahre der mittlere Luftdruck aus den zu den Beobachtungsterminen der Deutschen Seewarte
8hV, 2hN, 7hN abgelesenen und reduzierten Luftdrucken von Ostende bezw. Blankenberghe
bestimmt. Diese Luftdruckmittel wurden wie oben die Wasserstandsmittel nach dem während eines
drei Stunden früher gelegenen Zeitraumes herrschenden Winde geordnet und für jede Windrichtung
und -stärke ein mittlerer Luftdruck bestimmt. Die für jede Windrichtung innerhalb einer Windstärke
gruppe gefundenen Werte werden gemittelt. Die Mittelwerte des Luftdrucks zusammen mit den
Wasserstandsmitteln der einzelnen Windstärkegruppen sind in folgender Tabelle gegeben. Um die
Betrachtung nur auf Beobachtungen zu gründen, wurden die Windstärkegruppen 5 und 6 ausgeschieden.
Mittlerer Luftdruck und mittlerer Wasserstand bei den Windstärken
1—4 Beaufort.
Windstärke
1
2
3
4
mittlerer Luftdruck*)
762.89 mm
762.58 mm
761.41 mm
758.91 mm
mittl. Wasserstand Ostende.
2.046 m
2.067 m
2.080 m
2.108 m
„ „ Zeebrügge
2.096 m
2.111 m
2.119 m
2.148 m
*) in Ostende bezw. Blankenberghe.
Einer Luftdruckabnahme von 762.89 auf 758.91 mm von Windstärke 1—4 steht eine Erhöhung des
mittleren Wasserspiegels von 2.046 auf 2.108 m bei Ostende gegenüber. Einer Luftdruckabnahme von
1 mm entspricht also eine Erhöhung des Wasserspiegels von 15.6 mm. In folgender Tabelle sind die
sich aus den möglichen Kombinationen der einzelnen Windstärkegruppen ergebenden Werte für die
Wasserstandsänderung bei 1 mm Luftdruckänderung gegeben.
Der theoretische Wert für den Bereich der
13.6
flandrischen Küste ist ^ ; wird für das mittlere
spezifische Gewicht des dortigen Meerwassers 1.026
angenommen, so ergibt sich, daß nach der Theorie
1 mm Luftdruckänderung 13.4 mm Wasserstands
änderung entsprechen müßten. Von diesem Wert
weichen die Zahlen der ersten Zeile der Tabelle am
meisten ab. Dies ist auch nicht verwunderlich.
Wie aus obigen Werten des mittleren Luftdruckes
der einzelnen Windstärkegruppen hervorgeht, nimmt
der Luftdruck von der Windstärkegruppe 1 zu 2 nur sehr wenig ab. Ein kleiner Fehler des mittleren
Luftdruckes bei Gruppe 1 oder 2. wie er bei der K ürze des zur Untersuchung zur Verfügung stehenden
Zeitraumes zu erwarten ist, beeimlußt das Ergebni s stark; hinzu kommt, daß auch das Wasserstands
verglichen wurden die
Windstärkegrnppen
Ostende
mm
Zeebrügge
mm
1 und 2
68
00
K3
1 „ 3
22.9
15.5
1 „ 4
15.6
13.1
2 „ 3
11. Lj
6.8
2 „ 4
11.2
10.1
3 „ 4
11.1
11.5