Dr. \Y. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedrachonstationen Brecdene/Mecr und St. Michel 1915—1918.
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In einzelnen Fällen ist dieser sehr auffällig, z. B. wenn in Bodennähe bei winterlichen Kälteinversionen
stärkerer Wind weht, wodurch die Inversion in den den Boden unmittelbar berührenden Schichten zer
stört wird und erst in größerer Höhe beginnt. Thermische Konvektion ist hier ausgeschlossen.
Kondensationsvorgänge können in Bodennähe keine große Rolle spielen, abgesehen von gelegent
lichen Nebeln und tief liegendem Stratus und Nimbus. Die Schicht bis 200 resp. 500 m ist meist wolken
frei. In diesem Raume spielt sich an der Küste die mechanische Konvektion im wesentlichen ab.
Oberhalb 500 m, wo über Breedene die st.- und ni.-Schichten beginnen, spielen die Kondensations
vorgänge eine größere Rolle. Sie verringern den Gradienten und verursachen die große Häufigkeit
mittlerer Gradientgrößen, doch bleibt der Scheitelwert immer noch oberhalb der Kondensationsadiabate.
Trockenadiabatische Vorgänge treten zurück, ebenso die Inversionen. Erst oberhalb 1500 m nimmt die
Streuung wieder zu, wohl hervorgerufen durch die häufigen Inversionen des st-cu-Niveaus.
Es ist interessant, diesen Ergebnissen einmal diejenigen gegenüberzustellen, die Huber bei der
Bearbeitung der Temperaturgradienten Partenkirchen-Zugspitze gefunden hat 1 ), obwohl es sich um sehr
verschiedene Klimagebiete handelt, Huber findet, daß die größere Streuung in den Bodenschichten durch
die größere Häufigkeit der Inversionen bedingt ist, aber er findet auch, daß in der wärmeren Jahres
hälfte die Streuung größer um 2p als um 7a ist, und schließt, daß sowohl häufige Inversionen, als auch
häufige Konvektionsströme die Streuung vergrößern. Er findet folgende Häufigkeitswerte für die
Gradienten Partenkirchen-Zugspitze:
Winter
Frühjahr
Sommer
H erbst
Jahr
dt 100 in
0.5 und 0.4'
0.6 und 0.5
0.6 und 0.5 ;
0.6 und 0.5
0.6 und 0.
5'
Maximum (° o)
17.2
28.3
38.7
24.4
26.9
Der Scheitelwert liegt im Allgemeinen im Intervall 0.51 und 0.60 . Die Ergebnisse von der flan
drischen Küste weichen davon zum Teil stark ab, doch ist eine Vergleichbarkeit kaum möglich, da es
sich um Höhenschichten ungleicher Höhendifferenz handelt. Benutzt man sehr große Höhenstufen, so
fallen die extremen Gradienten nach der negativen und positiven Seite im Wesentlichen heraus.
W. Schmidt findet in einer Bearbeitung der Häufigkeitsverteilung der Gradienten für die
unteren Schichten bis 2000 m, daß das Wechselspiel der trocken- und kondensationsadiabatischen Vor
gänge allein die Zustände in der freien Atmosphäre nicht erklären kann; er denkt vor allem an den Ein
fluß der mit horizontalen Luftversetzungen verbundenen Schrumpfungs- und Streckungsvorgänge.
Mit den Breedener Ergebnissen stimmt überein, daß in den unteren Schichten bis 3 km trocken-
und kondensations-adlabatische Vorgänge nebeneinander wirken. Schmidt findet den adiabatischen Scheitel
wert in 0.5 km Höhe bei 0.663°, der darüber nur langsam abnimmt. Ferner findet er, daß in 1.8 km eine
hervorspringende Grenze besteht, die als oberer Bereich stärkerer jahreszeitlicher Änderungen und des
häufigeren Vorkommens von Inversionen auftritt. In Einzelheiten ist die Übereinstimmung mit Breedene
aber schlecht; im ozeanischen Klima folgen die Gradienten offenbar anderen Verteilungsgesetzen als
über dem Kontinent.
Es muß hier auch darauf aufmerksam gemacht werden, daß diese Methode der Untersuchung der
Gradienthäufigkeit nach großen Höhenstufen allzu schematisch ist und den natürlichen Verhältnissen
nicht Rechnung trägt. Man müßte die natürlichen Schichten dazu heranziehen; es bereitet dies aller
dings Schwierigkeiten, da von vornherein nicht leicht festzustellen ist, was als natürliche Schicht im
thermodynamischen Sinne anzusprechen ist. In einigen Fällen aber ist es leichter zu entscheiden, z. B.
bei bewölktem Himmel, wo man die Schicht unterhalb der Wolkendecke, die Wolkenschicht selber und
die oberhalb der Wolken gesondert untersuchen müßte. Daß man auf diese Weise zu besonderen Ergeb
nissen gelangt, habe ich bereits früher gezeigt. Der mittlere Temperaturgradient ergab sich als be
sonders groß unterhalb von Wolkenschichten, aber auch unterhalb und oberhalb von Inversionsschichten,
*) Anton Huber, Die Änderung der Temperatur mit der Höhe im bayerischen Alpengebiele. Deutsches Met.
Jahrb. für Bayern. 1907.