24 Aerologische u. hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918.— Heft 4.
großer Regelmäßigkeit und gerade die Hauptsprünge des Zuges fallen, wie aus Fig. 12 zu sehen ist, mit
den fr-ni -Wolken zusammen. Die Zugzunahme war überwiegend mit Linksdrehung, die Abnahme mit
Rechtsdrehung verbunden, wie das Verhalten des Drachen zeigte. In den Wolkenfetzen segelte der
Drachen scharf an und der Zug stieg auf 60 kg und darüber. In der Figur sind rechts die den Zügen
ungefähr entsprechenden Windgeschwindigkeiten angegeben. Der Höhenwinkel des Drachen wechselte
zwischen 53° und 57°. Die Windrichtung war im Mittel rein W und schwankte um ca. 5° nach N und S.
Der im Drachen gleichzeitig registrierende Marvinapparat notierte starke Schwankungen der rela
tiven Feuchtigkeit. In den fr-ni stieg die Feuchtigkeit natürlich auf 100 %, aber in den Zwischenräumen
der Wolken herrschte relative Trockenheit bis 60%. Das Drachenanemometer lieferte eine mittlere
Geschwindigkeit von 16—17 ms. Die Temperaturschwankungen waren nicht erheblich; es ist möglich,
daß sie teilweise nur durch die wechselnde Höhenlage des Drachen verursacht sind; jedenfalls betragen
die durch den Vorübergang der Wolken verursachten Temperatursprünge nur wenige Zehntel Grad.
Während der Dynamometerregistrierung betrug die Temperatur unten 15.5°, in ca. 840 m 7.0 : im
Mittel. Das entspricht einem annähernd adiabatischen Temperaturgradienten. Die Turbulenzelemente
dieser Registrierung sind von auffallend hoher Größenordnung, im Mittel Zugschwankungen von ca.
20 kg, in einzelnen Stößen über 50 kg entsprechend. Man erhält den Eindruck, als ob die fr-ni mit echten
Wirbeln zusammenhingen, denen sie ihre Entstehung verdanken; es müssen damit starke Vertikal
bewegungen verbunden sein, worauf die relative Trockenheit zwischen den fr-ni hinweist. Daß keine
starken Temperaturschwankungen dabei auftreten, wird durch den adiabatischen Gradienten verständlich.
2. Dynamometerregistrierung vom 2. September 1918.
Diese Registrierung fand bei Cumulusbewölkung statt, aber nur wenig geringerer Windgeschwin
digkeit. Ebenfalls wurde ein 7 m* - Kastendrachen in 500 m Höhe ins Niveau der fr-cu gesetzt. Der kurz
vorher eingeholte Drachenaufstieg lieferte folgende Auswertung:
Die Registrierung (Fig. 13, Tafel 2) zeigt Tur
bulenz von viel geringerer Größenordnung als die
vorige. Eine Abhängigkeit von Zunahme und
Vorübergang der fr-cu ist nicht zu erkennen. Es
fehlen vor allem in der Kurve die Böen von großer
Amplitude, Stöße von über 10 kg Amplitude sind
selten. Dafür treten weit mehr Böen kleiner Ampli
tude auf; besonders im letzten Teil der Registrie
rung (Fig. rechts) sind diese sehr auffallend.
Man hat es also hier mit Turbulenz kleinerer Größenordnung zu tun, die sich von der vorigen
sehr unterscheidet. Auch in diesem Falle war die vertikale Temperaturabnahme in der unteren Schicht
sehr groß, sogar überadiabatisch (1.3°/100m). Starke Schwankungen der Temperatur und der Feuchtig
keit weist die Registrierung des Drachenapparates nicht auf.
Es könnten noch eine ganze Reihe solcher Kurven mit verschiedenartigem Turbulenzcharakter
besprochen werden, die in auffallender Beziehung zu Wolken- oder Temperaturschichten stehen; die
Reproduktion aller Kurven ist leider nicht angängig.
Ich möchte an dieser Stelle noch die eigenartigen Zugschwankungen berühren, die man bei manchen
Fesselballonaufstiegen beobachtet. Die Veröffentlichungen des Aeronautischen Observatoriums Linden
berg enthalten zahlreiche Aufstiege, bei denen ausdrücklich darauf hingewiesen ist; auch im Felde hatte
ich wiederholt Gelegenheit, die Erscheinung zu studieren:
Beim Auslassen, aber auch Einholen des Ballons beobachtet man oft regelmäßige oder auch un
regelmäßige Zugschwankungen um 5—10 kg in einigen Sekunden. Die Erscheinung der regelmäßigen
Drachenanfstieg: 1 ,ö —3 13 ]>, Bew. 5. cu, fr-cu
H
t°
R.-F.
W
Unten
16.2
51
W 4 6
200
13.2
52
WSW 12
500
9.8
70
WSW 14
1000
5.8
62
WSW 15
1500
1.7
77
WSW 20
2190
-3.6
72
WSW 15