Dr. W. Peppier: Die Beobachtungen der Mnrinedrachenstationen Breedene/Meer nnd St. Michel 1915—1918. ‘¿3
Stürme in der freien Atmosphäre näher untersucht. (Siehe: Die aerologischen Verhältnisse der freien
Atmosphäre bei typisch-zyklonaler Wetterlage. (Arb. d. kgl. Pr. Aeron. Obs. im Jahre 1913. S. 435.)
An der flandrischen Küste war diese untere Turbulenzschicht für die Drachen die gefährlichste Schicht,
in der sie häufig, von schweren Wirbeln überworfen, Kopfsprünge machten, und havarierten. Die Wind
schicht tritt am ausgeprägtesten auf der Front von anziehenden Depressionen, im inneren Teil des
Wirbels auf, bei Winden zwischen E bis SW. Hier sind die Bedingungen für Böen und Wirbel infolge
der scharfen Schichtung der Luftmassen und der starken Drehung und Windzunahme mit der Höhe am
günstigsten. Wenn Luftschichten mit starker Drehung und Windzunahme übereinander wehen, entstehen
Wirbel mit vertikaler Axe, die mit der Strömung fortschreiten, wobei der obere Teil des Wirbels infolge
der Windzunahme den unteren Teil überholen wird. Ein Spezialfall dieser Wirbelform sind die tromben
ähnlichen Gebilde, die man gelegentlich an Nimbus-und besonders Fr-Ni-Wolken bei stürmischem Wind
beobachtet. Bei diesen Wirbeln scheint die Hauptursache die vertikale Windzunahme zu sein, die Haupt
turbulenzschicht fällt fast stets mit dem Windmaximum zusammen. Das Verhalten der Drachen sowohl,
wie die Struktur der Fr-Ni, die oft wirbelartiges Aussehen haben, verraten die Wirbel deutlich.
Man kann diese Turbulenzerscheinungen bei verschiedenen Wetterlagen wenigstens in der Boden
schicht bis ca. 1000 m qualitativ studieren, wenn man das Dynamometer der Drachenwinde registrierend
einrichtet. Seit Juni 1918 habe ich öfter derartige Registrierungen ausgeführt mit einer neuen Eulitz’schen
Winde, deren Dynamometereinrichtung sehr leicht dazu zu verwenden war. Die Art der Registriervor
richtung ist so einfach, daß sie keiner speziellen Beschreibung bedarf. Der Zeiger des Dynamometers
wurde einfach mit einer Hebelübertragung versehen, die die Ausschläge auf einer Trommel mit ein-
stündiger Umlaufszeit übertrug. Besser wäre eine Trommel mit noch rascherer Umdrehungsgeschwin
digkeit gewesen, aber es war eine solche im Felde nicht zu beschaffen. Der Drachen wurde dann in die
zu untersuchende Höhe gesetzt und dort mehrere Stunden das Dynamometer registrieren lassen.
Natürlich liefert eine solche Registrierung nur ein ungefähres Maß der Turbulenz, da das System
Drachen und Draht gewisse Trägheitsverhältnisse hat. Die einzelnen Stöße interferieren und werden
durch den Widerstand des Drahtes selber modifiziert. Zudem ist das Problem der Fortpflanzung von
Stößen im Drachendraht kein einfaches, ebenso wenig wie das bekannte „Singen der Drähte“.
Sieht man von diesen Schwierigkeiten ab, so liefert die Zugregistrierung immerhin ein Maß der
Turbulenz. Ich will mich auf die Beschreibung von zwei besonders interessanten Fällen beschränken,
da eine Reproduktion aller Kurven nicht möglich ist. Eine andere Bearbeitung dieser Registrierungen
etwa nach Mittelwerten verspricht aber wenig Erfolg.
1. Dynamometerregistrierung vom 22. Juni 1918.
Ein 7 m 2 -Kastendrachen wurde mit 1000 m Draht in das Niveau der fr-ni in ca. 840 m Höhe
gesetzt. Zur Charakterisierung der Witterung sei der Drachenaufstieg mitgeteilt, der kurz vorher statt
fand.
Die fr-ni lagen anfangs bei 300—400 m, am
Schluß bei 700—900 m, die obere Wolkenschicht be
gann bei 1400 m und reichte nur bis 1600 m; hier In
version und große Trockenheit.
In Fig. 12, Tafel 2 ist ein Teil der sich über 4
Stunden erstreckenden Dynamometerregistrierungen
wiedergegeben. Die ganze Kurve zu reproduzieren,
ist unnötig, da sie während der ganzen Zeit ungefähr
dasselbe Aussehen hatte. Das Hauptergebnis ist, daß beim jedesmaligen Vorübergang der fr-ni am
Drachen der Zug böenartig anstieg, und ebenso rasch hinter der Wolke abflaute. Dies geschah mit
Drachenaufstieg: 7 31 -9 :I "a, Bew. 8, fr-ni, hohe ni (st-cu ähnlich)
H
t°
R.-F.
W
Unten
14.4
85
UV. X 4-8
200
12.2
87
W 9
500
10.2
87
WzN 11
1000
6.4
82
WNW 17
1500
2.8
95
WNW 20
2200
3.2
22
WNW 18
Inversion von 2.0' auf 3.8 J zwischen 1600 und 2000 m