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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

12 Aerologische u. hydrographische Beobachtung:, d. deutsch. Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 4. 
sondern der Wind dreht langsam in die Seewindrichtung, ohne daß es möglich wäre, zu ergründen, 
warum im einen Falle die Seewindschicht mit sehr scharfer Front herankommt, im anderen Falle nicht. 
Das Abflauen der Seebrise resp. der Übergang zur Landbrise geschieht selten schroff, sondern 
allmählich. Unter Abnahme der Geschwindigkeit dreht der Seewind, wenn er um Mittag aus NW oder N 
wehte, langsam über NE in die Landwindrichtung. Manchmal ist auch Linksdrehung zu beobachten, 
um so mehr, je westlicher der Seewind am Tage wehte. 
Der reine Landwind ist als solcher sehr schwer nachzuweisen. Es fanden sich unter den Einzel 
tagen nur wenige Tage mit typischem Landwind. Er ist auch meist nur schwach, höchstens 3 ms. Seine 
Richtung wechselt zwischen Ost und Süd. 
In einigen Fällen wurde beobachtet, daß nach Eintreffen des Seewindes die Wetterlage zu Ge 
witterneigung überging, ein Vorgang, der an tropischen Küsten viel häufiger zu beobachten ist. Zwei 
dieser interessanten Gewittertage sind früher beschrieben. Der Beobachter hat den Eindruck, als 
kämpfe Gewitter und Seewind um die Vorherrschaft. Ähnliches hat Sven Grenander 1 ) an der 
schwedischen Ostküste beobachtet. Er sagt darüber: „Nicht gar zu selten wird die Seebrise in ihrem 
Auftreten von einem Gewitter gestört“, und weiter: „Als eine Eigentümlichkeit ist zu bemerken, daß die 
Seebrise durch ein vorüberziehendes Gewitter zwar unterbrochen, aber nicht ganz zerstört wird, auch 
wenn dies von heftigen Regen- oder Hagelböen begleitet ist. Wenn das Ungewitter vorüber ist, kommt 
gewöhnlich die Seebrise von neuem wieder.“ 
An der flandrischen Küste war in dieser Beziehung besonders der 17. VIII. 16 lehrreich, wo beim 
Vorübergang von Gewitterherden der Wind um die ganze Windrose herumlief. Diese Gewitter waren 
echte Wärmegewitter und mieden die See vollständig. 
Der tägliche Gang der Windrichtung und Geschwindigkeit an Seewindtagen. 
Aus einer großen Zahl von Einzelbeobachtungen, die ich an Seewindtagen mit einem Hand 
anemometer oder dem Anemoindikator der Drachenstation angestellt habe, ist versucht worden, den 
täglichen Gang abzuleiten. Die Ergebnisse sind zu Figur 1 verwertet. Die Anzahl der Beobachtungen 
erscheint mir groß genug, um eine Registrierung zu ersetzen, sodaß ich es für überflüssig halte, zu 
diesem Zwecke noch die Anemographenregistrierungen von Ostende heranzuziehen. Direkte, aufmerk 
same Beobachtungen der Seewinde haben sogar manches vor Registrierungen voraus. Die Kurve gibt 
den täglichen Gang der Windgeschwindigkeit, die Pfeile die zugehörige Windrichtung (N oben, S unten 
in der Ebene der Zeichnung). Der tägliche Gang hat keine einfache Periode. Von 10 Uhr abends bis 
5 Uhr morgens ist die Windgeschwindigkeit annähernd konstant, steigt dann langsam bis 9a zu einem 
sekundären Maximum an, geht wieder zurück bis Mittag, um erneut zum Hauptmaximum um 3—4p an 
zusteigen, und abends allmählich abzufallen. Das sekundäre Maximum um 9a ist sicher nicht zufälliger 
Art, Auch von anderer Seite ist die Beobachtung gemacht worden, daß die Windgeschwindigkeit nach 
Sonnenaufgang merkbar verstärkt wird, also der Landwind, der um diese Zeit meist noch herrscht. Es 
dürfte dies dadurch zu erklären sein, daß mit steigender Erwärmung nach Sonnenaufgang das von 
Land nach See gerichtete Luftdruckgefälle sich auch in den untersten Luftschichten zunächst ver 
stärkt, bis der Transport der Luftmassen in der Höhe nach der See dort eine Akkumulation der Luft 
hervorruft, die zur Küste drängt und diese schließlich als Seewind erreicht. Erst dann beginnt bei wei 
terer Erwärmung des Landes der Seewind sich zu verstärken und nachmittags dasMaximum zu erreichen. 
Die Umkehrung des morgens seewärts gerichteten Druckgefälles tritt erst dann ein, wenn die von See 
vordrängende Brise die Küste erreicht, Oft drängt die Seewindschicht in scharfer Front gegen die Küste, 
was am Aussehen der See bereits zu erkennen ist. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß das erwähnte 
sekundäre Windmaximum um 9a nur in einem schmalen Küstenstreifen auftritt, da hier durch die scharfe 
r ) Sven Grenander: Über das Erscheinen der Seebrise an der schwedischen Ostkiiste. Dissertation Upsala 1912.
	        
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