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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

48 Aerologisehe n. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 3. 
der Registrierungen eines Böenschreibers von Steffens—Hedde auf der Mole von Zeebrügge gefunden, 
daß die Böigkeit des Windes nicht linear mit der Geschwindigkeit anwächst, sondern daß gewisse 
Schwellenwerte der Geschwindigkeit vorhanden sind mit sprungweiser Zunahme der Böigkeit, deren 
eine bei 4—6 ms liegt. Auch Barkow 1 ) fand an den Aufzeichnungen des Potsdamer Anemographen, 
daß bei einer Geschwindigkeit von 4 ms eine Turbulenzschwelle vorhanden ist. 
Übrigens ist auch bei der zweiten Schicht (200—500 m) noch eine Abhängigkeit der Windzunahme 
vom Bodenwind zu sehen; natürlich sind an der Küste infolge der geringeren Reibung die Windzu 
nahmen bei allen Geschwindigkeiten etwas kleiner als über der Landstation. 
Aus den in Tab. 23 angegebenen Werten der Ablenkungswinkel läßt sich der Reibungskoeffizient 
für die Küstenstation berechnen. Die Formel dafür lautet K = 2 o> sin <f> cotg «, wo <„ die Winkel 
geschwindigkeit der Erde, g die geographische Breite = 51° 14', « der Ablenkungswinkel, und zwar im 
Mittel für die 4 Gradientgruppen = 72°. Es finden sich folgende Werte für den Reibungs 
koeffizienten K: 
Der Reibungskoeffizient ist größer als der von 
Ley für die Küstengebiete gefundene. Da die Werte 
von u für die verschiedenen Gradientgrößen nicht 
a 
72 c 
K 
0.000 377 
<P 
51° 14' 
51' 
Druckgefälle 
NE 
SE 
SW 
NW 
a 
cä. 90° 
78° 
66° 
67° 
K 
sehr klein 
0.0000 241 
0.0000 506 
0.0000483 
Breedene 
Für Küstengebiete 
dieselben sind, schwankt auch K ungefähr zwischen ( nach L ^ 772 o qqqq 258 
0.0000377 und 0.0000500 für Breedene. 
Für 200 m ergibt sich K bei einem mittleren Ablenkungswinkel von 85° zu 0.00000934. 
Schließlich habe ich noch die Reibungskoeffizienten für verschiedene Richtungen des Druck 
gefälles aus den Ablenkungswinkeln berechnet nach obiger Formel, und zwar für die Gradientgruppe 
von 2.7 mm. 
Für NE-Gefälle (reine Seewinde) wird K sehr 
klein, da « fast 90°. Am größten wird, wie zu er 
warten, der Reibungskoeffizient für den reinen Land 
windquadranten (SW) mit 0.0000506. 
Die Win dgesch windig keiten in 
der Bodenschicht über Breedene und 
St. Michel, verglichen mit denen vom Nauener Funkenturm. Zu einer genaueren 
Untersuchung der Windverhältnisse der Bodenschicht fehlen leider noch Zwischenbeobachtungen unter 
halb 200 m. Ich habe auch versucht, die von meinem Bruder bei der Bearbeitung der Ostender Anemo 
graphenregistrierungen gefundenen Werte zu benutzen, um einen Zwischenwert in der untersten 
Schicht zu erhalten. Aber die absoluten Werte sind schlecht zu vergleichen. Die Ostender Registrie 
rung ergibt in 30 m Höhe über dem Boden und ca. 10 m über dem Häusermeer von Ostende in der 
Periode Juli 1916 —Juli 1917 eine mittlere Windgeschwindigkeit von 5.18 ms. Das Mittel für die 
gleiche Periode für Breedene beträgt 5.14 ms, also kaum weniger. Die freie Lage der Drachenstation 
auf einer offen dem Winde allseits ausgesetzten, kahlen Weide erhöht die Windgeschwindigkeiten 
ebenso, als die größere Höhe des Ostender Anemographen über dem Boden. Die Lage ist im Wind 
schutz des Häusermeeres der Stadt und besonders der Kathedrale gegen die vorherrschenden SW- 
Winde nicht ungestört. Daher habe ich unter Benutzung meiner Werte für 200 und 500 m Höhe und 
der genaueren Untersuchungen über die Bodenschicht von Hellmann am Nauener Turm versucht, unter 
Benutzung der dort gefundenen vertikalen Windgradienten für die Schicht unterhalb 200 m (siehe 
Tafel, Fig. 5) den vertikalen Gang der Windgeschwindigkeit genauer zu untersuchen. 
Es ist natürlich bedenklich, die Konstanten von Nauen auf Flandern zu übertragen, da der verti 
kale Verlauf der Windgeschwindigkeit örtlich und klimatisch verschieden ist. Für Nauen hat Hellmann 
den vertikalen Gang genau festgestellt mit 5 Anemographen in 2, 16, 32, 123, 258 m Höhe und die Resul 
tate auch in eine Formel zu fassen gesucht. Da derartige Formeln keine Allgemeingültigkeit haben, 
J ) E. Barkow: Windäuderung mit der Höhe and Turbulenz. Ann. d. Hydr. 45. S. 1—6. 
2 ) Haan, Lehrbuch, S. 754.
	        
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