Dr. W. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedracheustationen Breedene/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. 4§
an, an der Küste nur auf den doppelten. Da die Bodenmessungen beider Stationen durchaus vergleich
bar sind, darf man daraus den Schluß ziehen, daß die Reibungskoeffizienten sich ähnlich verhalten wie
die Windzunahmen, also wie 2:3. Die stärkere Bodenreibung an der Landstation bewirkt auch, daß die
vertikale Windzunahme sich höher hinauf erstreckt als an der Küste.
Die in Tab. 21 zusammengefaßten Re
fachter Weise für nordwärts und ostwärts j
Diese Tabelle gibt den prozentischen
Betrag der Luftversetzung in östlicher und
nördlicher Richtung. Es kehren im großen
Ganzen, trotzdem man es mit einer anderen
Beobachtungsreihe zu tun hat, ähnliche Ver
hältnisse wieder, wie bei der Küstenstation.
Im Jahresmittel beträgt die Versetzung in
östlicher Richtung 70—80 "%>. Die nördliche
Versetzung liegt, wie bei Breedene, zwischen
50 und 60 %. Die Erscheinung, daß die süd
liche Komponente der Westströmung im
Winter zurücktritt und zwar mit zunehmen
der Erhebung in der freien Atmosphäre
findet sich auch bei St. Michel wieder. Die Relativzahlen von 0.57 am Boden und 0.38 in 2500 m zeigen
dies. Ebenso findet sich die Abnahme der Nordversetzung im Herbst mit zunehmender Höhe wieder.
Sehr charakteristisch verhält sich der Frühling: Im Jahre 1918 ist die Nordostströ -
mung so dominierend, daß im ganzen bis 2500 m Höhe die Luftversetzu'ng
ostwärts unterdrückt ist, und auch nordwärts findet keine Versetzung statt.
Vielleicht ist diese Eigentümlichkeit im westeuropäischen Klima allgemein so stark ausgeprägt, daß
der Frühling einen Massentransport von höheren zu niederen Breiten und westlichen Längenkreisen
im Mittel besitzt. Es würde dies interessante Folgerungen zulassen für die jährliche Schwankung in
der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre, und auch für die Erklärung der Kälterückfälle durch
einen weit hinaufreichenden Transport kalter polarer Luftmassen nach niederen Breiten. Eine Bear
beitung der langjährigen Lindenberger Drachenaufstiege würde diese Frage wohl zu klären vermögen.
Man wird später sehen, daß sich im Temperaturverlauf analoge Beziehungen finden.
Die B e z i e h u n gen z w i sehe n L u ftdruckgradientund Wi n d. Eine exakte Unter
suchung der Reibungsverhältnisse setzt vor allem die genaue Kenntnis des Luftdruckgradienten nach
Größe und Richtung voraus. Dazu müßte ein Netz von genauen Luftdruckmessungen um die Station
gegeben sein, bei vollkommener Gleichzeitigkeit der Beobachtungen. Diese Bedingungen sind aber
schwer zu erfüllen, und es bleibt meist nichts anderes übrig, als die Gradienten den Wetterkarten zu
entnehmen, was bei der Mangelhaftigkeit der Kriegswetterkarte nicht immer möglich ist. Die Haupt
schwierigkeit liegt darin, daß Breedene resp. Ostende die äußersten westlichen Stationen der Wetterkarte
darstellen. Es ist auch nicht immer möglich, zu den Morgenwindmessungen die zugehörigen Gradi
enten zu ermitteln, da die Windmessungen der Dra,chenstation nicht immer gleichzeitig mit dem Wetter
kartentermin stattfanden. Ich habe daher vorsichtig eine Reihe geeigneter Tage ausgewählt, wobei
darauf geachtet wurde, daß nur Fälle mit möglichst geradlinigem Verlauf der Isobaren oder sehr großem
Krümmungsradius benutzt wurden; alle zweifelhaften Fälle mit Unregelmäßigkeiten im Verlauf der
Isobaren sind ausgeschaltet. Bei den übrigbleibenden Fällen wurden auf einer auswischbaren Tafel noch
mals die Isobaren entworfen und darauf die Gradienten ausgemessen. Auf diese recht mühselige Weise,
glaube ich nur einwandfreie Fälle erhalten zu haben, so daß man die erhaltenen Werte, soweit über
haupt möglich, als reell ansehen darf. Ganz sind eventuelle Fehler nicht zu vermeiden, da einerseits
das Druckgefälle selten linearen Verlauf hat, und der Wind ein sehr veränderliches Element ist, anderer
seits aerologische Messungen immer mit gewissen Fehlern behaftet sind.
lativzahlen der Luftversetzung sind in Tab.- 22 in verein
gerichtete Komponenten berechnet.
Frühling
\ Meridional
| Äquatorial
T a b e 111
Unten 200
0.51 0.40
e 22.
500
0.39
1000
036
1500
0.42
2000
079
2500
0.47
0.34
0.44
0.42
0.52
0.50
0.53
0.54
Sommer
) Meridional
0.75
0.78
0:78
0.84
0.86
0.85
061
| Äquatorial
0.58
0.59
0.58
0,59
0.56
0.52
0.70
Herbst
I Meridional
0.86
0.90
0.92
0.93
0.94
0.93
0.91
| Äquatorial
0.72
0 61
0 58
0.51
0.53
0.52
0.51
Whiter
I Meridional
0.71
0.76
0.74
0.71
0.67
0.65
0.65
) ..
| Äquatorial
0.61
0.57
0.5(1
0.45
0.43
0.42
0.52
Jahr
j Meridional
0.71
0.75
0.76
0.76
0.77
0.79
0.74
t ..
[ Äquatorial
0.58
0.57
0.54
0.53
0.52
0.49
0.55