Di. W. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedrachenstationen Breedene/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. 17
Geschwindigkeiten nach Quadranten der Windrose war die Methode nicht anwendbar und es mußte die
direkte Mittelbildung gewählt werden. Dadurch sind diese Mittel mit den Differenzenmitteln nicht ver
gleichbar, wohl aber untereinander, was auch lediglich der Zweck der Tabellen 12 u. 21 ist. (S. später.)
Die Abweichungen der Mittel beider Methoden werden naturgemäß um so größer, je mehr die
Zahl der Beobachtungen mit der Höhe abnimmt. Um den Betrag dieser Differenzen kennen zu lernen,
sind nachstehende beiden Reihen von Lindenberg und St, Michel nebeneinandergestellt.
Differenzen der Windgeschwindigkeitsmittel nach der absoluten und der Differenzenmethode.
500
1000
1500
2000
2500 m
Lindenberg 1903 — 1908 (A. Peppier)
0.1
O.l
0.1
0.3
0.7
St. Michel (August 1917 — September 1918.)
0.0
0.1
-0.5
0.9
-1.4
Die Abweichungen sind bis 1000 m sehr gering und wachsen darüber rasch an. Infolge der in ver
schiedenem Maße benutzten Aufstiegsmethoden, - Lihdenberg hat nur Fesselaufstiege, St, Michel in
größeren Höhen überwiegend Piloten — sind die Abweichungen bei beiden Reihen nicht im selben
Sinne. In Lindenberg gibt die absolute Methode in den oberen Höhenstufen größere Windgeschwindig
keiten als die Differenzenmethode, in St, Michel umgekehrt letztere.
Eine völlige Klarstellung der Fehlerfrage der einzelnen Methoden würde sehr umfangreiche
Rechnungen erforderlich machen mit einem viel größeren Material als das vorliegende aus Flandern,
eine Arbeit, die sehr mühsam ist. Sie würde sich aber lohnen, da sie sowohl über die Streuung der
meteorologischen Beobachtungen aller Elemente in der freien Atmosphäre um das wahre Mittel Auf
schluß geben würde, als auch über die Fehlergrößen der serologischen Methoden.
T. Die Windverhältnisse über der Küste. (Breedene Meer.)
Vergleich der mittleren Windgeschwindigkeiten von Breedene und Lin
denberg. Man hat schon mehrmals an der Hand von Mittelwerten längerer Reihen versucht, Schlüsse
zu ziehen auf die Differenzen der Windgeschwindigkeit der freien Atmosphäre über Mittel- und West
europa, resp. über Land und Küste; aber die Ergebnisse sind nicht einwandfrei gewesen, da man neben
der Unzulänglichkeit serologischer Beobachtungen, die vorläufig immer noch den Charakter von „Stich
proben“ haben, noch außer Acht gelassen hat, gleichzeitige Beobachtungen zu benutzen. Bei der Ver
änderlichkeit des Windes selbst im Mittel längerer Reihen, ist es bedenklich, nicht korrespondierende
Beobachtungen zu einem Vergleich zu benutzen.
Um alle Fehlerquellen nach Möglichkeit auszusohließen, wäre es nötig, nur möglichst gleich
zeitige Windmessungen derselben Methode zu benutzen. Letzteres ist nicht außer Acht zu lassen, da
es wahrscheinlich ist, daß Windmessungen aus Drachenaufstiegen, Piloten und Fesselballonaufstiegen,
kleine methodische Differenzen aufweisen aus Gründen, die ich bereits bei der Kritik der Beobach
tungen eingangs erörtert habe. Diese strengen Anforderungen völliger Gleichzeitigkeit und Homo
genität lassen sich leider bei dem aerologischen Materiale kaum verwirklichen, und man muß, um das
gesamte Beobachtungsmaterial nicht zu stark zu reduzieren, hoffen, daß die erwähnten methodischen
Fehler nicht erheblich sind, und andere Fehler in den großen Mitteln verschwinden. Man kommt daher
doch immer wieder dazu, die Mittel großer Zahlen zur Erforschung von meteorologischen Gesetzmäßig
keiten heranzuziehen und der exakten Untersuchung des Einzelfalles innerhalb gewisser Grenzen zu miß
trauen.
Um eine Serie gleichzeitiger Beobachtungen vergleichen zu können, habe ich neben Breedene die
mir zur Zeit allein zur Verfügung stehenden Mittelwerte von Lindenberg, und zwar das Jahr 1916,
benutzt. Die Werte für Lindenberg sind dem Jahrgang 1916 der A rbeiten des Kgl. Aeronautischen
Observatoriums entnommen. Es sind Mittelwerte der 3 Termin-Fesselaufstiege. Die Werte von Breedene
sind Mittel aus allen Aufstiegen; die häufig fehlenden Draehenaufstiege sind durch Piloten ersetzt, ein
Verfahren, was gewisse methodische Differenzen schafft, aber ich habe die Überzeugung, daß dadurch