16 Aerologische u. Hydrographische Beobachtung. d. deutsch. Mariuestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 3.
sehen Verfahren schlecht miteinander überein. Die entstehenden Fehler sind zur Zeit quantitativ nicht
zu übersehen und könnten nur dadurch beseitigt werden, daß man die Prüfungseinrichtungen der ver
schiedenen Drachenstationen miteinander vergliche und sich auf eine Standardmethode einigte.
Die Ableitung von Tagesmitteln der Windgeschwindigkeit aus Terminbeobachtungen.
Da man sich vielfach daran gewöhnt hat, die ans einzelnen Terminaufstiegen abgeleiteten Mittel
werte als Tagesmittel schlechthin anzusehen, ist es notwendig, zu untersuchen, wie sich diese Termin-
mittel zum wahren Tagesmittel verhalten. Die Drachenaufstiege finden überwiegend am Tage statt. In
der Bodenschicht ist untertags die Windgeschwindigkeit größer als nachts, es ist daher zu erwarten, daß
die aus Tagesterminen abgeleiteten Mittelwerte über den wahren Mitteln liegen. In der freien Atmosphäre,
wo untertags das Minimum der Geschwindigkeit eintritt, werden die Terminmittel unter dem wahren
Mittel bleiben. Um einen Überblick über den Sinn und die Größenordnung dieser Abweichungen zu
erhalten, habe ich 2 Arbeiten von A. Peppier, über die tägliche Periode, der Windgeschwindigkeit in Ost
ende (in 30 m Höhe), und über Lindenberg benutzt. 1 ) Die Abweichungen der Mittel aus den gebräuch
lichsten Terminen vom wahren Tagesmittel für verschiedene Höhen sind in Tab. 3 berechnet.
Bei diesen Abweichungen ist zunächst zu
bedenken, daß die Genauigkeit der aeroiogischen
Methoden an und für sich nicht groß ist. Die Ver
hältnisse liegen auch nicht so einfach, daß durch
Korrektionen der Terminmittel viel zu gewinnen ist.
Am Boden liegen die Terminmittel I, II und III alle
über dem Mittel, da die Windgeschwindigkeit hier
zwischen 10 a und 8 p erheblich über dem Mittel liegt.
In 500 m ist die Tagesperiode die umgekehrte, die
Terminmittel sind daher um einen wesentlichen Betrag (ca. 0.2 mps) zu klein. Am geringsten sind die
Abweichungen in 1000 m; oberhalb 1000 m können die Abweichungen in Anbetracht der mit zu
nehmender Höhe rasch unsicherer werdenden aeroiogischen Mittel vorläufig noch vernachlässigt werden,
wenn sich auch bei der späteren Untersuchung der täglichen Periode über der Küste eine viel größere
Differenz der Geschwindigkeiten am Morgen und am Nachmittage in größeren Höben herausstellt.
T a b e 1 1 e 3.
t
11
111
7a + 2p
8a ; 3p
7a , 2p . 7p
2
2
~3F
Unten (Ostende 30 m)
0.08
0.15
0.10
500 m 1
-0.21
0.27
0.16
1000 m Lindenberg
0.04
0.03
0.05
2000 m 1
0.02
0.HI
0.14
Über die Methode der Mittelbildung.
Bei der Mittelbildung der Windgeschwindigkeit ist zu beachten, daß die aus den absoluten
Werten der einzelnen Höhen errechneten Mittel nicht dieselben Werte, wie die nach der Differenzen
methode an die Bodenwerte angeschlossenen ergeben. Nachdem hierauf von verschiedenen Seiten, zu
erst von AAVegener, 1 ) hingewiesen worden ist, hat man sich allgemein daran gewöhnt, mit der Differenzen
methode zu rechen. Sie muß bessere Mittel liefern, da die absoluten Werte der Windgeschwindigkeit
stärker um das wahre Mittel streuen, als die vertikalen Änderungen. Es ist daher auch in der vor
liegenden Bearbeitung immer nach Differenzen gerechnet. Nur bei der Untersuchung über die mittleren
1) A. Peppier, der tägliche (rang der Windgeschwindigkeit bis 2000 m über Lindenberg. Beiträge zur Physik der freien
Atmosphäre. VI. Band und der tägliche Gang der Windgeschwindigkeit in 30 m Höhe über Ostende und 90 m Höhe über Brügge.
Meteor. Zs. Heft 3 und 4. 1919. Es ist natürlich fraglich, ob die tägliche Periode der freien Atmosphäre über Lindenberg anf
die über Flandern übertragen werden darf.
ä) A. Wegener. Über die Ableitung von Mittelwerten aus Drachenaufstiegen ungleicher Höhe. Beiträge zur Physik der
freien Atmosphäre. III. Band.