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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

14 Aerologisehe u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. wählend der Kriegszeit 1914—1918. — Hei't 3. 
ungleich und erreicht im Durchschnitt lange nicht die Höhe, wie etwa die Beobachtungen des Aero 
nautischen Observatoriums Lindenberg. Dieser Mangel fällt für eine synoptische Bearbeitung des 
Kriegsmaterials sehr ins Gewicht. 
Die Hauptfehler und Nachteile der aerologischen Methoden, soweit es die Windmessungen betrifft, 
seien kurz hervorgehoben. 
1. Methodische Fehler und Unzulänglichkeit en. Die aus Drachen und Piloten 
gebildeten Mittelwerte müssen gewisse Abweichungen ergeben, da die beiden Methoden bestimmte Witte 
rungsverhältnisse bevorzugen. Die Drachen benötigen eine Windgeschwindigkeit von ca. 5 mps und 
müssen in der Höhe Windzunahme antreffen, so daß allgemein die geringen Windgeschwindigkeiten her 
ausfallen. Schon aus diesem Grunde werden die Drachen höhere, die Piloten geringere mittlere Wind 
geschwindigkeiten liefern müssen. 
Ferner fallen andere bestimmte Wettertypen heraus; und selbst bei Anwendung aller zur Ver 
fügung stehenden aerologischen Methoden wird man die wahren Mittel nicht vollkommen erreichen. 
a) Sturm läge n. Bei zu stürmischem Winde und zu starker Windzunahme mit der Höhe sind 
große Höhen mit Drachen nicht zu erreichen. Die Grenze liegt ungefähr bei 25 mps in 500—1000 m. 
Stellt man alle Sturmlagen zusammen, so beträgt die mittlere erreichte Höhe kaum 1500 m. 
b) Es gibt einen nicht seltenen Windtypus, der sowohl Drachen wie Fesselballons unzugänglich 
ist und dadurch charakterisiert ist, daß der Wind unten für Drachen nicht ausreicht, in größeren Höhen 
aber für Fesselballons zu stark ist. Wir nannten diesen Typ in Flandern geradezu „Zeppelintypus“, da 
bei dieser Windverteilung auffallend oft günstiges „Zeppelinwetter“ herrschte. Zur Überbrückung 
dieser auch in Lindenberg fühlbaren Lücke in den Beobachtungen hat seinerzeit Assmann Versuche mit 
Drachenballons angestellt, aber ohne besonderen Erfolg. 
2. Bei Piloten ist ohne weiteres klar, daß die Methode an der Wolkengrenze zu Ende ist; selbst bei 
geringer Bedeckung mit tiefen “Wolken werden fast nie größere Höhen erreicht. Es fallen daher alle 
Wetterlagen mit großer Häufigkeit tiefer Wolken, also überwiegend zyklonale, stark heraus, aber auch 
ein Teil der antizyklonalen Wetterlagen mit Cu- und Str-cu-Bewölkung. Ebenso versagt die Methode bei 
starker Windzunahme ohne starke Drehung bis große Höhen, da infolge großer Entfernung bald die 
Sichtgrenze des Ballons erreicht ist. 
3. Methodische Fehler der einfachen Visierungen. An den Lindenberger 
Doppelvisierungen habe ich bereits im Jahre 1912 1 ) gezeigt, daß die Aufstiegsgeschwindigkeiten in den 
ersten Minuten erheblich größer sind, als die nach Hergesell oder Hesselberg zu Grunde gelegten. Ich 
habe diese größeren Aufstiegsgeschwindigkeiten in der Bodenschicht auf die dort überwiegenden auf- 
steigenden Luftströme zurückgeführt, Wenger sieht die Ursache in der durch Turbulenz verminderten 
Reibung. Hier bleibe dahingestellt, welche Erklärung die richtige ist, oder ob etwa beide Ursachen 
nebeneinander bestehen. Der hier interessierende Effekt ist jedenfalls, daß die Piloten in den unteren 
Schichten rascher steigen, als bei der Auswertung vorausgesetzt wird. Wenn dies richtig ist, woran nicht 
mehr zu zweifeln ist, dann muß sich bei gleichzeitigen Drachen- und Pilotaufstiegen eine systematische 
Differenz in den gemessenen Windgeschwindigkeiten zeigen. Im Mittel ist diese auch vorhanden, wie 
die nachstehenden Windgeschwindigkeiten aus 57 gleichzeitigen Drachen- und Pilotvisierungen von 
St. Michel beweisen. 
Bei 200 m findet sich eine außerordentliche Ab 
weichung von 2.3 ms, oberhalb 500 m werden die 
Differenzen unerheblich. 
Die Abweichung erklärt sich dadurch, daß in 
den unteren Schichten mit zu kleinen Aufstiegs geschwindigkeiten ausgewertet wird, wodurch die 
Windgeschwindigkeiten zu klein werden. Der ungefähre quantitative Betrag dieses Fehlers für eine 
bestimmte Pilotgröße und Füllung ist der erwähnten Arbeit leicht zu entnehmen; die mittlere Geschwin- 
Tab 
eile 
1. 
Unten 
200 
500 
1000 
1500 
Drachen 
4.0 
12.9 
13.7 
12.5 
11.7 
Pilot 
4.0 
10.3 
13.1 
12.2 
11.5 
Abweichung Drachen Pilot 
0.0 
2.6 
0.6 
0.3 
0.2 
’) Lindenberger Jahrbuch 1911, Bd. VII und 1913, Bd. IX.
	        
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