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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

Dr. W. Peppier: Die Beobachtungen der Mnrinedrackeustationen Breedeue/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. 18 
fand um Sonnenaufgang oder 1—2 Stunden nachher statt, nachdem hei Hellwerden erst ein Pilot aus 
geführt worden war. Der zweite Drachenaufstieg fand um Mittag oder kurz nach Mittag statt. In den 
letzten Monaten der Tätigkeit in Breedene / Meer mußten aus militärischen Gründen die Fesselaufstiege 
auf die späteren Nachmittagsstunden verlegt werden. Die genaueren mittleren Zeiten sind in den ein 
zelnen Teilen der nachfolgenden Bearbeitung, wo es nötig ist, angegeben. Es sind bei der Bearbeitung 
durchweg die Aufstiegswerte benutzt, die einwandfreier sind als die Abstiegswerte, erstens wegen des 
geringeren Nachhinkens der Instrumente, besonders aber wegen der beim Abstieg durch die Verdunstung 
an dem aus niederen Wolken heraustretenden Thermometerkörper entstehenden Fehler. Bei den Fessel 
ballonaufstiegen wurden dagegen meist die Mittelwerte aus Auf- und Abstieg gebildet. 
Erwähnt sei noch, daß im Juni 1918, um den besonderen Windverhältnissen in der Nähe der Front 
und an der Küste Rechnung zu tragen, noch eine Zweigstation der Drachenstation eingerichtet wurde, 
die in der Nähe von Raversyde hinter den Dünen lag. Die Station erhielt Registrierinstrumente, einen 
Baro- und Thermographen, sowie eine Pilotausrüstung. Die Ergebnisse dieser Station konnten in der 
nachfolgenden Bearbeitung nur teilweise berücksichtigt werden, da ich nach dem Rückzug aus Belgien 
den Verbleib der Station nicht mehr habe ausfindig machen können. 
Das Ende der Drachenstation. Als Anfang Oktober 1918 der Rückzug aus Belgien 
vorbereitet wurde, erhielt die Drachenstation Befehl, sofort abzubauen und sich nach Wilhelmshaven zu 
begeben. Das Windenhaus und die Drachenschuppen wurden daher durch Feuer zerstört, auch mußte 
aus Mangel an Transportgelegenheit ein kleines Lager von Wasserstofflaschen zurückgelassen werden. 
Alles Übrige, Material und Instrumentarium, begab sich mit dem Personal über Antwerpen nach Wil 
helmshaven, wo die Drachenstation bei Beginn der Revolution sich auflöste. 
Die praktische, kriegsmäßige Verwertung der aerologischen Beobachtungen einer Kritik und Be 
sprechung zu unterziehen, möchte ich unterlassen, da dafür zur Zeit kaum noch Interesse vorhanden sein 
dürfte. Ich habe mich auf die rein technische und wissenschaftliche Seite der Bearbeitung beschränkt, 
was um so berechtigter ist, als es lediglich Aufgabe der Drachenstation war, die Beobachtungen auszu 
führen. Diese wurden telephonisch an das Observatorium Ostende, später Blankenberghe weitergegeben 
und dort für hydrographische und militärische Zwecke verarbeitet und an die interessierten militärischen 
Formationen weitergegeben. Nur die ballistisch-aerologischen Fragen wurden selbständig von Herrn 
Dr. Holling bearbeitet, der zu diesem Zwecke der Drachenstation zugeteilt wurde. Darauf näher einzu 
gehen, steht mir nicht zu, und ist auch im Rahmen der vorliegenden Bearbeitung nicht angebracht. 
B. Die Windverhältnisse über Breedene/Meer und St. Miehel bei Brügge. 
Kritische Bemerkungen über die Fehler aerologischer Windmessungen. 
Über die Leistungsfähigkeit der aerologischen Methoden zur Windmessung herrschen vielfach iui- 
klare Vorstellungen, und die Genauigkeit wird vielfach überschätzt, besonders von solchen, die die 
aerologische Praxis nicht kennen gelernt haben. Es kann liier nicht der Ort sein, die verschiedenen 
Fehlerquellen gründlich zu untersuchen, da dies sehr umfangreicher Vorarbeiten bedürfte. In einigen 
neueren Arbeiten hat man bereits begonnen, diese Fehler zu untersuchen, ohne daß die Frage voll 
kommen geklärt ist. Für die vorliegenden Beobachtungen von Flandern gilt in dieser Beziehung das 
selbe, was generell für die ganze aerologische Methode gilt. Besondere Fehlerquellen sind dagegen nicht 
vorhanden, und bei der Auswertung ist mit größter Vorsicht und Gründlichkeit verfahren worden. Die 
einfachen Pilotvisierungen habe ich teilweise selbst ausgewertet und alle laufend revidiert. 
Die Drachen- und Fesselballonaufstiege sind während der ganzen Tätigkeit der Drachenstation fast aus 
nahmslos von mir selber ausgewertet worden. Gerade im Kriege lagen die Hauptfehlerquellen und 
Ungenauigkeiten auf mehr persönlichem Gebiete, da die Auswertung vielfach ungeübtem, wissenschaftlich 
nicht geschultem Personal überlassen wurde. Die Güte der gesamten Kriegsbeobachtungen ist daher sehr
	        
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