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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

Ur. W. Peppier: Die Beobachtungen der Marineclrachenstationen Breedene/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. H 
war meist in großer Länge ausgeglüht und zeigte Brandspuren. Diese Abreißer landen fast ausnahms 
los im Winter bei Sturm oder Böen statt. 
Eme Schwierigkeit für Fesselballonaufstiege bildete das häufige starke Auffrischen der Winde 
an der Küste in den Vormittagsstunden (Seewindeinfluß der täglichen Periode); besonders charak 
teristisch war das an echten Seebrisentagen. War der Ballon zur Zeit des Eintreffens der Brise nicht 
eingeholt, so wurde er weit landeinwärts zu Boden gedrückt, und mußte unter Schwierigkeiten über die 
zahlreichen Wassergräben bugsiert werden. Für Drachenaufstiege war die Seebrise auch nicht geeignet, 
da sie nur am Boden stark genug war, sodaß die Drachen auf der Windschicht schwammen, und in den 
oberen schwachen Gegenwind nicht hineingingen. Oft hatte ich geradezu das Gefühl, als fehlten der 
Küste die für hohe Aufstiege günstigen mittleren W indgeschwindigkeiten, und seien überwiegend die 
Extreme vertreten, eine Ansicht, die allerdings durch die Windstatistik nicht gestützt werden kann. Sehr 
wertvoll wären Nachtaufstiege mit Drachen und Ballons gewesen, um bei Sonnenaufgang die 
Flugplätze mit Windwerten bedienen zu können. Aber es war nicht möglich, aus Personalmangel und 
technischen Schwierigkeiten regelmäßige Nachtaufstiege einzurichten. Dazu wäre auch ein lichtstarker 
Scheinwerfer nötig gewesen, dessen Benutzung aus militärischen Gründen nicht zulässig war und die 
übrigen Scheinwerfer der Fliegerabwehr gestört hätte. Nur Fesselballonaufstiege wurden nachts in 
dringenden Fällen ausgeführt, indem an den Ballon, um ihn sichtbar zu machen, eine elektrische 
Lampe gehängt wurde, sodaß er ca. 5 Minuten lang beim Auslassen sichtbar blieb. 
Die Verlegung der Drachenstation nach Brügge. Unter den mannigfachen 
Schwierigkeiten, mit denen die Station an der Küste zu kämpfen hatte, war die ernstlichste die zu 
nehmende Gefährdung der deutschen Flieger durch die Drachenaufstiege. Dieser Umstand störte den 
Betrieb sehr und war daran schuld, daß keine großen Höhen erreicht werden konnten. Die Station 
war für die umliegenden, nicht weit entfernten Flugplätze der „innere Feind“, wie ein Flieger sich 
mir gegenüber äußerte. Trotz aller Abmachungen über rechtzeitige telephonische Benachrichtigungen 
von beabsichtigten Flügen einerseits und Drachenaufstiegen andererseits, blieben die Schwierigkeiten 
bestehen; es kam vor, daß der eine Flugplatz morgens telephonisch einen Drachenaufstieg und Wind 
messungen forderte, und ein anderer Flugplatz 5 Minuten später heftig ersuchte, die Drachen herunter 
zunehmen. Aus diesem Dilemma gab es keinen Ausweg; die Gefähi'dung der Flieger wuchs beständig, 
da der Flugbetrieb über dem Abschnitt dauernd zunahm. Vorsichtsmaßregeln zur Warnung der 
Flieger, wie das Auslegen eines großen weißen Tuches mit rotem Pfeil in der Drahtrichtung, ver 
sagte bei großer Drahtlänge. Die Flieger kümmerten sich auch wenig um die Drachen. Am 12. No 
vember 1916 erfolgte tatsächlich der erste lange schon gefürchtete Zusammenstoß. Ein Marineflieger 
stieß mit dem Draht zusammen und stürzte ab, konnte aber schließlich das Flugzeug wieder 
auffangen. Sonderbarerweise wurde dabei an dem Dynamometer keine wesentliche Zugver 
mehrung verspürt. Von nun ab mußten die Aufstiege der Drachen Station stark eingeschränkt und die 
Station schließlich verlegt werden. Man entschloß sich bei der Suche nach einem neuen Aufstiegs 
platz für die Umgebung von Brügge, wo der Flugbetrieb geringer war und auch elektrischer Strom 
zur Verfügung stand. Die Übersiedelung erfolgte im Juli 1917, die ersten Aufstiege fanden bereits 
anfangs August 1917 statt. 
Die neue Drachenstation lag in St. Michel, einem Vorort von Brügge, östlich der 
Straße nach Thourout auf einer Radrennbahn. Die genauen geographischen Koordinaten sind 
<f> = 51° 11' 25" n. L. /. 3° 11' 44" ö. L. Die Höhe der Station betrug 9.6 m über NN. Die Nähe der 
Häuser, Gärten und Parkanlagen machten ein weites Austragen der Drachen unmöglich. 
Die Einrichtung der Station war der von Breedene, die früher beschrieben wurde, ähnlich; die 
Stromzuführung erfolgte wieder vom Windenhause bis zum Rande des Aufstiegsplatzes als Kabel, von 
da oberirdisch an Bäumen entlang zum Netz der 1 km entfernten elektrischen Straßenbahn. Da die Lei 
tung unsachgemäß an den Bäumen entlang gelegt war, gab es nach jedem Sturm Betriebsstörungen, und 
die Leitung zerriß. Auch sonstige Störungen durch Bombenwürfe in Brügge, die die Stromzuführung 
störten, gab es häufig. Das Windenhaus war mit geringen Abänderungen wie das der Drachenstation
	        
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