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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

Dr. W. Peppler: Die Beobachtungen der Marinedraehenstationen Breedene/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. ;» 
körper. Dies verdient Beachtung hei Beurteilung der Genauigkeit von Temperaturmessungen an 
Stationen, die verschiedene Meteorographen benutzen. 
Die Prüfungseinrichtung der Drachenstation bekam dadurch weiteren praktischen Wert, daß sie in 
der Lage war, die Flugzeug-Höhenmesser der Flugplätze des Marinekorps zu prüfen. Die Apparate 
wurden auf elastische Nachwirkung und Temperatureinfluß genau geprüft und justiert, dabei auch 
kleinere Reparaturen ausgeführt. Es stellte sich dabei heraus, daß die zur Prüfung eingelieferten Flug- 
zeuganeroids wiederholt Höhenfehler von 500—1000 m aufwiesen. 
Beziehungen zu der Fliegerabwehr mit gefesselten Drachen undBallons. 
Bereits im Juli 1915 hatte ich Gelegenheit, mit der damals in Aufschwung kommenden Fliegerabwehr mit 
gefesselten Flugkörpern mich näher zu beschäftigen, da der Briigger Fliegerabwehrzug der Drachen 
station zur Ausbildung überwiesen wurde, wo er im Betrieb der Drachenstation und durch Instruktionen 
alles Notwendige der Aufstiegstechnik kennen lernte. 1 ) Die Fliegerabwehr arbeitete anfangs mit 
kleinen Drachenballons von 100 bis 300 m 3 Inhalt; die Leistungen waren jedoch ganz ungenügend, da 
sich der 100 m 3 - Ballon bei 1100 m Kabellänge auf einen Winkel von kaum 30°, also ca. 550 m Höhe stellte. 
Diese kleinen Drachenballons mit dem schweren Kabel waren ganz ungeeignet zur Erreichung von Höhen, 
die für eine Fliegerabwehr in Betracht kamen. Besser haben sich die kleinen aerologischen Kugel 
ballons aus gefirnißter Seide oder Gummistoff mit 30—50 m 3 Inhalt bewährt, deren Anwendung ich für 
diese Zwecke bereits 1914 vorgeschlagen hatte, und zu denen man später allgemein überging. Die 
Drachen Station führte auch verschiedene Versuche aus, ein Netz von Drachen, die durch lange Querdrähte 
miteinander verbunden waren, in die Luft zu setzen, um die Abwehrwirkung zu erhöhen. Aber diese 
Versuche mißglückten fast alle wegen des Durchhanges der Querdrähte; die Drachen wurden unstabil 
ünd störten einander. Doch hatten die Versuche den Erfolg, daß der Abwehrtrupp die Technik gut 
kennen lernte und frühzeitig mit deren Schwierigkeiten bekannt wurde, die man in militärischen Kreisen 
allgemein unterschätzte. Eine dauernd arbeitende Fliegerabwehr mit Drachen und Ballons mußte 
naturgemäß mit einem ganz anderen Materialverbrauch rechnen, wie eine aerologische Drachenstation. 
Es ist ein Anderes, die Drachen tage- und nächtelang im Winde stehen zu lassen, als einen nur wenige 
Stunden dauernden Aufstieg auszuführen. Die vom Winde dauernd beanspruchten Drachen werden 
unstabil und rasch abgenutzt. Der Materialverbrauch war daher bei der Fliegerabwehr ungeheuerlich 
groß. Als ich einmal zufällig einen Einblick erhielt in die Kosten, die die Fliegerabwehr innerhalb des 
Marinekorps verursachte, wurde mir der ungeheure Materialverbrauch klar. Die enormen Kosten standen 
sicher in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem Erfolge. Bei der Vervollkommnung der Fliegerabwehr 
mit Geschützen spielte sich der feindliche Flugbetrieb in den letzten Kriegsjahren in sehr großen Höhen 
ab, und am Tage ging selten ein Flugzeug unter 3000 m herab. Es blieben daher die Drachen und Ballons 
meist weit unterhalb der Flughöhe der feindlichen Flieger. Ich habe bei den unzähligen Fliegeran 
griffen fast nie den Eindruck gehabt, als störten sie sich viel an den Drachen und habe auch nicht 
sicher feststellen können, daß ein Flieger jemals durch die Abwehr zum Absturz gebracht worden ist; 
immerhin mag eine mehr moralische Wirkung auf die Flieger, besonders nachts, wo sie in geringerer 
Höhe flogen, nicht abzusprechen gewesen sein. 
Eine Zeitlang habe ich versucht, die zahlreichen Drachen der Flugabwehr der militärischen und 
wissenschaftlichen Aerologie nutzbar zu machen; dem Brügger Abwehrzug wurden Meteorographen 
überlassen, um nächtliche Dauerregistrierungen auszuführen; auch wurde em besonderer Höhenindi 
kator konstruiert, der aus einer einfachen starken Aneroiddose und einem damit verbundenen Hebel, 
der eine Marke mitnahm, bestand. Dieser Apparat sollte dazu dienen, die mit den Abwehrdrachen 
nachts erreichten Maximalhöhen einwandfrei festzustellen und damit auch die mit den Abwehrdrachen 
ausgeführte Windmessung zu verbessern. Leider ließ sich eine ersprießliche Zusammenarbeit mit der 
Fliegerabwehr nicht erzielen. Erst viel später, als die Drachenstation nach Brügge verlegt war, wurde 
h Es sei an dieser Stelle erwähnt, daß auch das Personal der späteren Drachenstation Kurland, deren Leitung H. John 
im Frühjahr 1916 übernahm, in Breedene ausgebildet worden ist.
	        
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