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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

6 Aerologisehe u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 3. 
Strecke, ‘200 m vom Windenhause an gerechnet, durch ein Kabel, damit das Manövrieren mit den 
Drachen nicht gestört werde. Das Kabel endete dicht beim Windenhause in einer Steckdose, die zum 
Schutze gegen die Witterung mit einem Holzkasten verkleidet war. An die Dose wurde bei Beginn des 
Aufstiegs ein flexibles Kabel angeschlossen. Im Windenhause befanden sich alle zum Aufstiege not 
wendigen Geräte, sowie ein Schreibpult, die Beleuchtung für Nacht auf stiege und auf der dem Eingang 
abgekehrten Seite die Ventilationsvorrichtung für die Meteorographen. 
Die Anfangs- und Endeinstellung der Meteorographen, Ventilierung und Vergleichung mit dem 
Aßmannschen Aspirationspsychrometer wurde mit Hülfe der in Skizze 1 (siehe Tafel) im Längsschnitt 
dargestellten Vorrichtung ausgeführt. Ein Zimmerventilator V saugte die Luft in einen Blechtrichter T 
mit zylindrischem Ansätze A von 50 mm Weite durch das Rohr des Meteorographen nach innen im 
Sinne des auf der Rückseite des Windenhauses stellenden Windes. Da der kleine Motor nur für 220 
Volt Spannung eingerichtet war, wurde er mit 2 Glühlampen hintereinandergeschaltet. Die dritte 
Lampe diente beim Anlassen des Ventilators als Vorschaltwiderstand. Die Ventilationsgeschwindig 
keit betrug, am Anemometer gemessen, etwa 6 ms, reichte also vollkommen aus. Die Ventilationsein 
richtung befand sich 155 cm über dem Boden; auf diese Höhe, ca. 4.5 m über NN, beziehen sich also alle 
Angaben der meteorologischen Ausgangswerte. Es ist notwendig, dies ausdrücklich zu betonen, da es natür 
lich sehr wichtig ist für die Vergleichung der Werte verschiedener Stationen, genau die relative Höhe über 
dem Boden zu kennen, in der die Anfangseinstellung ausgeführt ist. I>ieser Punkt ist bei anderen Drachen 
stationen, wie ich mich überzeugt habe, teilweise nicht gebührend beachtet worden. Bei einigen fehlte 
eine genügende Ventilation überhaupt, bei anderen wurde das Instrument sogar auf den Boden gelegt 
und mit einem daneben gehaltenen Aspirationspsychrometer verglichen. Das ergibt natürlich für die 
unterste Stufe viel zu große Temperatur- und Windgradienten, und macht die Weide mit denen anderer 
Stationen unvergleichbar. Bei einer vergleichenden Bearbeitung müssen diese Unstimmigkeiten vor 
allen Dingen geklärt werden. 
Die Motorwinde konnte bereits Anfang September 1915 in Betrieb genommen werden. Ein 
Nachteil der alten Großborsteler Winde, der sich bald bemerkbar machte, war der, daß die Draht 
trommel nicht ausgewechselt werden konnte, wie es in Lindenberg der Fall ist. Bei den an der Küste 
stark wechselnden Windstärken wäre es vorteilhaft gewesen, wenn etwa 2 Trommeln zur Verfügung 
gestanden hätten, eine Sturmtrommel mit nur 0.8, 0.9 und 1.0 mm Draht, und eine Trommel mit 0.7, 
0.8 und 0.9 mm Draht für normale Aufstiege. Anfangs wurde versucht, bei Sturm den mit einem 
Karabinerhaken an den dickeren Draht angeschlossenen 0.6 und 0.7 mm Draht vor dem Aufstiege immer 
auf eine Hülfsrolle abzuwickeln, um die Abreißgefahr zu verringern; dies Verfahren war aber zu zeit 
raubend und hatte manche Störungen im Gefolge, sodaß schließlich nur mit Drähten von Dicken von 
0.8 mm und mehr gearbeitet wurde. Bei der Schwierigkeit, die der Materialnachschub bereitete, war man 
gezwungen, ständig den Sicherheitskoeffizienten zu erhöhen, was wiederum die erreichten Höhen nach 
teilig beeinflußte. Die alte Winde hatte noch weitere Unzulänglichkeiten. Der Motor war für die auf 
tretenden starken Drachenzüge zu schwach und erlaubte auch nur mit ca. 3 ms einzuholen, wodurch die 
Vorteile eines raschen Hochwerfens der Drachen bei schwachem Winde verloren gingen. Ferner war 
die Drahtaufnahmerolle zu klein, sodaß der Draht Drall bekam und Knicke, die bei Fesselballon 
aufstiegen leicht zu Abreißern führten. Diesen Nachteil hatten auch andere Felddrachenwinden, die 
ich gesehen habe. Es folgt daraus die Lehre, die Aufnahmerollen so groß wie irgend angängig 
zu wählen. 
An sonstigen Einrichtungen besaß die Drachenstation eine Werkstätte für Reparatur und Bau von 
Drachen und Ballons, die in einer benachbarten Villa untergebracht war, wo sich auch das Quartier der 
Station befand. Hier wurden in der ersten Zeit sowohl die Drachen wie die Ballons vollständig gebaut, 
letztere nach einer von H. John ausgeführten Neuberechnung der Dimensionen. Da alle diese tech 
nischen Arbeiten sich im Wesentlichen eng an die Technik des Aeronautischen Observatoriums Linden 
berg anschlossen, sind weitere Bemerkungen darüber überflüssig. Ich will an dieser Stelle nur noch 
besonders betonen, welche Bedeutung für die Kriegsaeroiogie Richard Aßmanns Beschreibung des Aero
	        
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