I>r. W. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedrachenstationea Breedene/Meer und St Michel in d. Jahr. 1915—1918. 5
Fig. 2.
übergegangen werden. Da in dem
Netz der hinter den Dünen entlang
laufenden elektrischen Küstenbahn
die nötige elektrische Kraft zur
Verfügung stand, entschied ich mich
für eine stationäre Station, die in
den Unbilden des flandrischen
Klimas große Vorteile bot gegen
über einer fahrbaren Automobil
drachenwinde.
Ich lasse eine Beschreibung der
Station aus der Feder meines da
maligen Assistenten, Hermann John,
der mit großem technischem Ge
schick sich den Aufgaben der
Drachenstation widmete, und man
che Verbesserungen und Neuerun
gen einführte, folgen.
Das Windenhaus. Das
Windenhaus der Drachenstation wurde nach dem Muster der Großhorsteier Anlage von der Kaiserlichen
Werft in Ostende erbaut. Auf einem massiven Betonblock wurde eine Kleinbahn-Drehscheibe von etwa
3 m Durchmesser verankert. Auf dieser wurde der Motor, die Drachenwinde und ein achteckiges
Schutzhäuschen aus Brettern mit Nut und Feder aufgebaut, Die zweiflügelige Tür nahm die Breite
von 2 Achteckseiten in Anspruch. (Bild 1 u. 2.) Vor dem einen der nach außen schlagenden Türflügel
stand die Drachenwinde; die andere Türhälfte diente als Eingang. Die Drachenwinde mit Motor war
von der Drachenstation Großborstel übernommen worden. Auf einem starken Holzrahmen war die
Vorratstrommel mit ihrer zweifach gelagerten Achse montiert, ferner darunter die in Exzentern ge
lagerte Antriebswelle, die von Hand aus oder mit dem Fuße parallel zu sich selbst zum Ein- und Aus
kuppeln nach oben und unten verschoben werden konnte. Der mit der rechten Hand zu bedienende
Bremshebel ist auf dem Bilde nicht sichtbar, wohl aber ein Stück des mit Messingbacken ausgelegten
Bremsbandes; dieses wirkte auf das mit der Vorratstrommel verschraubte Rad der Friktionskuppelung.
Der Draht lief von der Trommel zunächst senkrecht nach oben über die mit Spritzblechen versehene
Verteilerrolle, die vermittels des linkshändig bedienten Hebels um die gut sichtbare vertikale Achse
geschwenkt werden konnte. Eine automatisch wirkende Drahtverteilungsvorrichtung war nicht vor
handen. Von der Verteilerrolle lief der Draht senkrecht nach unten zu der zwischen den Spiralfedern
sichtbaren Dynamometerrolle und von da wieder senkrecht nach oben zur Azimut- oder Auslaufrolle.
Die Wirkung des im wesentlichen aus zwei starken Spiralfedern und zwei entsprechenden Dämpfungs
federn bestehenden Zugmessers ist ohne weiteres zu erkennen. Das Ablesen des von den Drachen aus
geübten Zuges geschah an der auf dem Bilde erkennbaren vertikalen Führungsstange. Als An
trieb diente ein kleiner Gleichstrommotor von etwa 2.5 PS. mit Widerstandsanlasser. Die Übertragung
nach der Kuppelungswelle der Winde erfolgte durch ein unter dem Motor angeordnetes Zahnradvor
gelege und von da über eine dreifache Stufenscheibe durch einen Lederriemen. Die Eisenmassen der
Winde waren elektrisch leitend gut miteinander und durch ein Kupferkabel mit dem eisernen Pivot ver
bunden, auf dem die Drehscheibe ruhte; von hier führte ein 3-teiliges Blitzkabel durch den Betonblock
in das nur % m tief liegende Grundwasser. Dadurch war eine gute Erdung geschaffen. Eine einfache
Blitzschutzvorrichtung wurde in der Weise ausgeführt, daß aus 2 dicken zusammengedrehten Kupfer-
drähten ein Bügel hergestellt wurde, der an einer Schnur von oben auf den Drachendraht herab
gelassen werden konnte. Dies erlaubte ein gefahrloses Abnehmen der Hülfsdrahtklemmen bei Ge
wittergefahr. Die Stromzuführung von der Küstenbahn, 600 Volt Gleichstrom, erfolgte auf der letzten