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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

4 Aerologische u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. während der Kx-iegszeit 1914—1918. — Heft 3. 
weise nicht aus, so daß heftige elektrische Schläge in der Winde häufig waren. So störend diese Er 
scheinung für die Aufstiegstechnik war, so lehrreich war es, danach den jeweiligen elektrischen Span 
nungszustand der unteren Luftschichten zu beobachten. Im Sommer 1915 benutzte ich diese elektrischen 
Schläge geradezu mit Erfolg für die Wetter- besonders die Qewitterprognose; mit überraschender 
Sicherheit folgte nämlich auf starke Entladungen in der Winde am Morgen, nachmittags Wolkenbildung, 
Gewitter oder Böen, wofür ich zahlreiche Belege aus meinem Tagebuche anführen könnte. Ich erwähne 
dies, um die Aufmerksamkeit auf diese meines Erachtens wichtigen Beziehungen zu lenken und viel 
leicht an anderen Stationen dementsprechende Versuche mit einer isolierten Winde anzuregen. Es wäre 
von Interesse, diese mit großen Schwankungen der Potentialdifferenz verbundenen Zustände messend 
zu verfolgen. 
Ich möchte an dieser Stelle einen interessanten Ballonabbrenner vom Morgen des 16. August 1915 
schildern, der einen guten Beweis für die spezifische Ladung von Böenwolken liefert. Bei schwach- 
windigem, zu Gewittern neigendem Wetter wurde ein Fesselballon hochgelassen, wobei in der Winde 
außerordentlich heftige Schläge verspürt wurden. Als der Ballon ca. 600 m Höhe erreicht hatte, zog 
plötzlich eine dunkle Böenwolke aus SSW auf. Da die Schläge in der Winde zu heftig waren, mußte 
der Ballon schließlich stehen gelassen werden. Es wurde nun beobachtet, daß, genau in dem Augen 
blicke des Eintauchens des Ballons in den Wolkenrand, der Ballon plötzlich Feuer fing und abbrannte, 
ohne daß ein Donner oder eine hörbare elektrische Entladung bemerkt wurde. 
Das Personal bestand anfangs nur aus dem Leiter der Station und Sergeant Bethge, der lange 
Zeit an der Drachenstation Großborstel tätig gewesen war und daher den Drachenbetrieb gut kannte. 
Weiteres eigenes Personal war zunächst nicht vorhanden. Es w r ar mit der in Breedene stationierten 
Marinefesselballonabteilung vereinbart worden, daß diese das nötige Personal zur Bedienung der Hand 
winde jeweils zur Verfügung stellen sollte. Das stellte sich aber als ein recht unglücklicher Notbehelf 
heraus, da die bedienende Mannschaft dauernd wechselte und es so unmöglich war, ein Stammpersonal 
heranzubilden. Es kam auch zu mancherlei Störun 
gen, da öfters die Aufstiege abgebrochen werden 
mußten, wenn die Luftschiffer militärisch ander 
weitig benötigt wurden; auch störten sich Drachen 
ballon und Drachen häufig gegenseitig, wobei die 
Drachenstation den Kürzeren zog und die Aufstiege 
einholen mußte. Ich erwähne dies, um zu zeigen, wie 
unvorteilhaft es w'ar, eine ungenügend ausgerüstete 
und nicht mit ausgebildeter Mannschaft versehene 
Drachenstation ins Feld zu senden. Es dürfte an 
deren Formationen, die nicht bereits vor dem Kriege 
bestanden, sondern rasch improvisiert wmrden, ähn 
lich ergangen sein. Erst in mühsamer Arbeit und 
Übung konnte sicli die Station zu einer größeren 
Vollkommenheit entwickeln in beständigem Kampf 
mit den im Kriegsbetrieb naturgemäß liegenden 
Schwierigkeiten. In dieser Hinsicht waren die später 
voll ausgerüstet ins Feld gesandten anderen Kriegs 
drachenstationen besser daran. 
Mit diesem Handbetrieb konnten auf die Dauer 
keine besonderen Leistungen erzielt werden, da in 
dem stürmischen Küstenklima die Züge meist zu groß 
wurden, und bei Erreichung größerer Höhen sich der 
Aufstieg über viele Stunden ausdehnte. Es mußte 
daher zur Einrichtung einer Station mit Motorbetrieb
	        
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