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Full text: 46, 1928/1929

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, — 46. BdL Nr. 2. 
Registrierungen über den Gang der Temperatur und der relativen Feuchtigkeit an Brisentagen bekannt 
geworden sind, erscheint es zweckmäßig, das Wenige besonders zusammenzustellen, was in dieser Hin 
sicht beobachtet werden konnte. Die Beobachtungen beziehen sich auf die Küste von Venezuela und 
auf die Küste von Haiti. 
Auf der Ausfahrt waren die Aufenthalte in den venezolanischen Häfen zu kurz und erstreckten 
sich nur über Bruchteile des Tages, so daß keine genauen Beobachtungen über Land- und Seebrisen 
gemacht werden konnten. Nur beim Aufstieg Nr. 30 im Hafen von La (Tuayra am 21. 6. um 8% a ist man 
geneigt bis 500 m den Seewind anzunehmen. Dieser Tag ist aber nachmittags durch die schon erwähnte 
kräftige Regenbö gestört gewesen. Günstiger war der fast zweitägige Aufenthalt in Puerto Gabello auf 
der Heimfahrt am 27. und 28. 4. 27. 
An beiden Tagen war der Wechsel zwischen Land- und Seebrise gut entwickelt. Die Rückkehr 
strömung in der Höhe war jedesmal deutlich an den sich vom Gebirge ablösenden fr-cu zu erkennen, 
die aus SSW zogen und sich im Zenit auflösten. Die genauen Zeiten des Windwechsels waren folgende: 
Um 6 a war noch deutliche Landbrise vorhanden, um 7 a trat Windstille ein, es war der Zeitpunkt, wo 
die Strömung kenterte, aber erst um 8 30 a kam die Seebrise durch. Sie entwickelte sich im Laufe des 
Tages immer mehr und erreichte gegen 2 p ihre größte Stärke mit 5 mps. Die Wolken über Land, die 
mit der Oberströmung gegen See zutrieben, schlossen sich inzwischen zu einer Stratusdecke zusammen, 
die sich bis zum Zenit ausdehnte. Um 6 p begann die Abnahme der Bewölkung über dem Lande, um 
8 p war es bereits fast klar, eine schwache Landströmung war zum Durchbruch gekommen. 
Die am 27. 4. ausgeführten Piloten (Aufstiege Nr. 38 und 39) fielen beide in die Zeit der Seebrise. 
Beim Morgenaufstieg um 9M a war sie noch schwach entwickelt, über ihr lag in 1—2 km Höhe die 
Rückkehrströmung und jenseits dieser die allgemeine SE-Strömung. Nachmittags (4/i p) war die Lage 
etwa die gleiche, der Wechsel zwischen See- und Landbrise in der Höhe aber schroffer, obgleich am 
Boden die Brise schon bis zur Stille abgeflaut war. Der Frühpilot am 28. wurde um 7% a in der fest 
liegenden Bodenschicht aufgelassen und kam in 1 km Höhe in eine schwache SE-Strömung. Der Nach 
mittagsaufstieg erfaßte wieder beide Strömungen mit einer etwa bei 1000 m liegenden Grenze sehr gut, 
endete dann aber in der an die Oberströmung gebundenen Wolkendecke. 
Der 29. 4., an dem das Schiff im Hafen von La Guayra lag, brachte wesentlich andere Verhältnisse 
mit sich. Bei ganz geringer Luftbewegung zeigte die relative Feuchtigkeit wechselnde Werte zwischen 
70 und 90%. Auch die Temperatur schwankte um 4°. Es war offenbar ein Hin- und Herwogen von 
Luftschichten vom Land und vom Wasser. Erst kurz nach 2 p frischte der NE auf und nun kam der 
Seewind zum Durchbruch. Die Hygrographenkurve stieg um 20%, die Temperatur sank um 4°. Die 
beigegebenen Kurven (s. Tafel 5) zeigen dies deutlich. Die Umkehr fand in rund 2 km Höhe statt, in 
3 km wurde bereits wieder der SE angetroffen. 
Daß das Auftreten der See- und Landbrise auf Haiti nicht mit jener Regelmäßigkeit erfolgen kann, 
die ein glatter Küstenverlauf mit sich bringt, lehrt ein Blick auf das beigegebene Kärtchen, das 
die Lage von St. Marc, dem Beobachtungsorte, veran 
schaulichen soll. Während an der venezolanischen 
Küste die Seebrise dem allerdings nur geringen Luft 
druckgefälle entsprach und damit mit der Passat 
strömung zusammenfiel, weht in der Bucht von 
St. Marc die Seebrise der Passatströmung entgegen. 
Diese Tatsache mag es auch erklären, daß der See- 
wind meist verspätet eintrat, da der von der See 
zum Land gerichtete Gradient erst stärker ausge 
bildet sein mußte. Nach den Aufzeichnungen vom 
3. und 4. Mai machte sich der Seewind erst gegen Mittag zwischen 12 und 1 Uhr bemerkbar. Nur am 
5. Mai brach die Seebrise hei ganz wolkenlosem Himmel bereits um 8 a durch. Die Verstärkung der 
Cu-Bewölkung über Land,, die sich von Mittag an zeigte, deutete aber auch an diesem Tage darauf hin,
	        
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