Prof. Dr. K. Knoch und Dr. Ä. Lohr: Höhenwindmassungen auf dem Nordatl. Ozean und dem Karibischen Heer 1927. 21
Wolken ab. Der Fuß der Wasserhose mit tulpenförmigem Anheben der Wassermassen war deut
lich zu erkennen. Das Ganze bot ein typisches Bild, wie es aus Abbildungen genügend bekannt
ist. Der Ansatz des oberen Endes vom Trombenschlauch lag nicht am Ende des Böenwulstes,
sondern etwas nach der Mitte zu. Das rechte Ende der Böenwalze war gleichfalls zu sehen. Eine
Trombenbildung konnte hier aber nicht bemerkt werden. Als ein heraufziehender Regenschauer
zur Rückkehr nach der Stadt zwang, war die Erscheinung bedeutend schwächer geworden.
9. 5. 1927. Unter 26 h N, 69° W vorm. 5 23 a beobachtete der 1. Offizier der „Else Hugo Stinnes“ eine
gut ausgebildete Wasserhose etwa 1 Sm vom Schiff entfernt. Sie hing mit einer Regenbö zu
sammen, die wenige Minuten nach dem Auftreten der Wasserhose passiert wurde. Die Tempera
turkurve zeigt einen Temperaturabfall von 1.6°, der Hygrograph einen plötzlichen Anstieg der
relativen Feuchtigkeit um 12%, worin sich ein deutlich abgesetzter Kaltluftkörper kleineren Um
fanges ausdrückt.
11. 5. 1927. Um 8 55 a wurde unter 30° N, 63° W, also südöstlich der Bermudas bei Cumulus-Bewölkung
nordwestlich vom Schiff ein deutliches „Aufbrodeln“ des Wassers bemerkt. Der Seegang war nur
schwach. Die Erscheinung spielte sich etwa 300 m vom Schiff ab und konnte somit deutlich ver
folgt werden (siehe Bild). Die in die Höhe gerissenen Wassertröpfchen zeigten eine Drehbewegung
entgegengesetzt dem Drehsinn des Uhrzeigers. Da die Bewegung selbstverständlich nur von einer
Wolke ausgehen konnte, wurde der Blick unwillkürlich auf die über der fraglichen Stelle liegende
Cu-Wolke gelenkt. Es wurde ohne weiteres festgestellt, daß schräg nach rechts über der „auf
brodelnden“ Stelle aus der Cu-Wolke ein Wolkenzacken heraushing, in dem gleichfalls eine deut
liche Drehbewegung voi'handen war. Es handelte sich also um eine Wasserhose, bei der aller
dings der mittlere Teil nicht sichtbar wurde, da hier keine Kondensation stattfand. Auch hier
hing der „Wolkenzacken“ nicht aus dem Ende des walzenförmigen Cumulus heraus, sondern sein
Ansatz lag mehr nach der Mitte des Cumulus zu.
G. Land• und Seebrise.
Daß die Tagesaustauschströme zwischen Land und Wasser sich in den niederen Breiten besonders
gut entwickeln, ist bekannt. Auch wurde häufig genug hervorgehoben, welche Rolle sie dort als Bringer
angenehmer Kühle für den Menschen spielen. Da aber unseres Wissens aus Westindien noch keine
Wasserhose vom 11. Mai 1927, 9* südöstlich der Bermuda-Inseln etwa unter 30° N Breite, 63° W Läng«