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Full text: 46, 1928/1929

Prof. Dr. K. Knoch und Dr.A. Lolli" Höhenwindmessungen auf dem Nordatl. Ozean und dem Karibischen Meei 1927. 19 
tropischen Tiefdrucksystems. Bis 1000 m kam durch eine WNW- bis NW-Komponente der Landwind 
zur Geltung, kurz darüber setzte Linksdrehung ein die von 1600 m ab einen SE-Wind in Erscheinung 
treten ließ. Von 2500 m ab kam wieder der SW-Wind zum Durchbruch. Die Regenfälle die bis ca. 
8 Uhr morgens andauerten, hatten den Charakter von Aufgleitregen. 
Glücklicherweise ging die Störung sehr schnell vorüber. Der Hochdruckrücken nordwärts von 
Westindien bildete sich wieder aus, so daß die Störungen, die die Verfasser in Curaçao erlebt hatten, 
nicht zustande kommen konnten. Hohe Aufstiege zeigten die schon weiter oben besprochene Schichtung 
der Atmosphäre dieser Breiten, gestört nur in den untersten Schichten durch den Luftaustausch zwi 
schen Land und Wasser. Passatisch war die Wetterlage auch in den ersten Tagen nach der Abfahrt 
von Haiti. Am Boden brachte sie sogar ausgesprochene Nordostströmung (Aufstiege 55—59), bis am 
9. Mai eine von N her vordringende Tiefdruckrinne eine Störung in das Druck- und Strömungsfeld 
brachte. 
Eine weitere für die Luftfahrt sehr interessante Wetterlage stellt der Durchzug einer 750 mm 
Depression in der Zeit zwischen dem 12. und 16. Mai dar, da derselbe von einem Sturmfeld in den 
höheren Schichten begleitet war. Zur genannten Zeit war der ganze mittlere Atlantik von einem statio 
nären Hochdruckgürtel bedeckt. Auf seiner Nordflanke verlagerte sich zwischen dem 12. find 14. Mai 
der Tiefdruckwirbel längs der nordamerikanischen Ostküste vom 40. zum 50. Breitengrad. Der Höhen 
aufstieg vom 14. morgens (Nr. 69) zeigte bis 9000 m eine ziemlich einheitliche SW-Strömung, die erst in 
den oberen Schichten mehr nach WSW überging. Dabei wurden schon oberhalb 500 m Höhe Wind 
stärken von über 20 m/sec. beobachtet, die zwischen 6 und 9 km Höhe sogar 80 m/sec. überstiegen, 
wobei als Maximalwert in der 6 bis 7 km Schicht 3914 m/sec. zu verzeichnen waren. Am Morgen des 
15. lag der Kern des Wirbels vor der Ostküste Neufundlands und bewegte sich von hier aus rein ost 
wärts. Mit der Entfernung desselben vom Schiffsort nahm die Oberströmung in den Morgenstunden 
(Nr. 71) von 8000 m ab, nachmittags (Nr. 72) von 800 m ab den Charakter einer reinen W-Strömung an, 
die besonders in den Vormittagsstunden von 4 km ab noch Sturmesstärke von über 80 m/sec. aufwies. 
Am 26. hatte der über den Atlantischen Ozean mit erhöhter Geschwindigkeit ostwärts wandernde Wirbel 
47° N und 25° W erreicht. Nun befanden wir uns auf der Rückseite dieses Wirbels, die einen er 
giebigen Kaltlufteinbruch im Gefolge hatte. Es herrschte am 16. morgens 4 Uhr noch Windstille, 
während um 7 Uhr der bisherige W-Wind bereits auf WNW später auf NW mit 10 m/sec. umsprang. 
Die Windmessungen an diesem Tage zeigten bis zu den erreichten Höhen eine ausgesprochene NW- 
Strömung. Im Laufe des Vormittags trafen die ersten Kaltluftstaffeln ein. Die Registrierungen zeigen 
deutlich den Übergang aus dem Tropikluftkörper in den Bereich der Polarluft an. Dabei betrug um 
7 Uhr die Differenz Luft/Wasser noch +1.7°, in den Abendstunden aber sank sie bereits auf — 2.9° herab. 
Die Wetterlage ist insofern für den Luftverkehr sehr interessant, als die beobachteten Windgeschwin 
digkeiten einen Anhaltspunkt für die Auswirkungen des Anbrandens der Tiefdruckwirbel der West 
windzone gegen das subtropische Windregime ergeben. 
4. Besondere Beobachtungen 
A. Der Tagesgany der Bewölkung. 
In der Darstellung des allgemeinen Reiseverlaufs wurde schon gelegentlich von dem regelmäßigen 
Ablauf des täglichen Gangs der Bewölkung gesprochen, bei dem ein ausgesprochenes Frühmaximum 
vorhanden war. Dies ist ja bekanntlich ein allgemeines Kennzeichen des Bewölkungsganges über den 
Meeren, der außerdem gegenüber dem über dem Lande eine nur geringe Amplitude aufweist. 
Bei der vorliegenden Studienfahrt drückt sich die schon erwähnte ungewöhnliche Witterung auch 
in dem mittleren täglichen Bewölkungsgang für die einzelnen Abschnitte aus. ln der folgenden Tabelle 
sind die in zweistündigem Abstand angestellten Bewölkungsschätzungen gemeinsam mit den Fernbe 
obachtungen zu einzelnen regional bedingten Gruppen zusammengefaßt,
	        
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