Prof. Dr. K. Knoek und Dr. A. Lohr: Höhenwindmessungen auf dem Nordatl. Ozean und dem Karibischen Meer 1927. ] g
Die Mittelwerte der Komponenten, die mittleren Resultanten, das Skalarmittel der Geschwindigkeit,
die prozentisehe Beständigkeit und die Maxima der Windgeschwindigkeit sind in der gleichen Weise
wie hei den Beobachtungen über dem N-Atlantik gebildet und sind in der Tabelle V (S. 44) enthalten.
Die Grenze zwischen westlichen und östlichen Komponenten.
Bei der Betrachtung der Einzelaufstiege fällt sofort die starkausgeprägte Divergenz zwischen W
und E-Winden in den untersten Schichten bei dem 66. Längengrad ins Auge. Während östlich des
angegebenen Längengrades in Gruppe A o eine ausgesprochene SW- und WSW-Strömung bis in große
Höhen hervortritt, die auch schon kurz vor Annäherung an Trinidad festgestellt wurde, herrscht west
wärts in Gruppe Aw schon die für das Karibische Meer charakteristische Ostströmung mit großer Be
ständigkeit. Allerdings ist noch in der Gegend von La Guayra oberhalb S—5 km Höhe eine Rück
drehung nach W zu verzeichnen. Bei der mittleren Ostkomponente der Luftversetzung im Gebiet des
Kar. Meeres muß Gruppe Ao gesondert behandelt werden. Hier steht die Strömung ganz unter dem Ein
fluß der Druckverteilung, die ihrerseits wieder im Zusammenhang mit der bei Erörterung der Grenze
zwischen westlichen und östlichen Winden über dem Nordatlantik erwähnten Konvergenz zu bringen
ist. Bei dieser Gruppe Ao tritt bereits bei 1000 m die Grenze zwischen E- und W-Wind auf. Während
unterhalb 1000 m bei der Mittelbildung noch der Einfluß des Land- und Seewindes im Bereiche der
Nordküste Südamerikas durch eine schwache E-Komponente sich geltend macht, herrscht oberhalb 1000 m
eine mit der Höhe an Beständigkeit zunehmende W-Strömung.
Nach Überschreiten des 66. Längengrades tritt ein ganz anderes Bild auf. Gruppe Aw, B und C
zeigen eine ausgesprochen passatische Luftversetzung. Steil steigt die Grenze zwischen E- und W-
Winden zwischen Ao und Aw bis zur erreichten Höhe von 11 km an, während meridional im Bereiche
der Westindischen Inseln bis 6 km Höhe keine Änderung der E-Strömung sich zeigt. Was die obere
Grenze zwischen E- und W-Winden hier anlangt, so fällt besonders auf, daß hei Gruppe B im Gebiet
von Haiti der Antipassat auf 7000 m heruntergreift, während er bei den anderen Gruppen Aw und G
bei den erreichten Höhen noch nicht zum Durchbruch kommt.
Es wurde nach der Methode der Pfeilsäulen, die bei der Bearbeitung der 3. Studien-Fahrt durch
Seilkopf und Sttive“) zur Anwendung kam, der Höhenwind durch Windpfeile (langer seitlicher Strich
2 m/sec, kurzer = 1 m/sec) dargestellt wie sie auf dem Schnitte über das Karibische Meer auf der Fahrt
von La Guayra nach Haiti bei den einzelnen Aufstiegen angetroffen wurden (Tafel 5). Aufstieg Nr. 42
zeigt dabei deutlich bis 3000 m hinauf den Einfluß des Landes, erst darüber kommt die E-Strömung mit
großer Intensität hier zur Geltung. Zwischen 12° und 15° N. Br. erfolgt dann eine erhebliche Stärke
zunahme der ESE- und E-Strömung in den unteren 3 Höhenkilometern, die vom 17. Breitengrad ab
nach N hin wieder abnimmt. Aus dieser graphischen Darstellung geht ferner auch das Ansteigen der
Grenzflächen des Antipassats über dem Karibischen Meer äquatorwärts deutlich hervor. Darauf wurde
bei den Ergebnissen der früheren Studienfahrten bereits hingewiesen. In Haiti zeigt sich das Einsetzen
des zunächst abgelenkten Antipassats sehr markant in 7 km Höhe, während äquatorwärts die Antipassat
grenze nicht mehr erreicht worden ist. Beispielsweise ist bei 12° N. Br. in 9 km, bei 15° noch in 10 km
Höhe ein kräftiger SE-Wind vorhanden und auch in La Guayra, bei ca. 1054° N. Br. läßt die kräftige
E-Strömung von 15 m/sec in 7 km Höhe darauf schließen, daß die einsetzende W-Strömung wohl nicht
unter 10 km zu suchen ist. 'Bei 13° N. Br. ergaben die Beobachtungen von Gi, deren Höhe auf 10—12 km
Höhe anzusetzen ist, daß in dieser Höhe der abgelenkte Antipassat als SW-Wind von 21 m/sec einsetzt.
Von 19° N. Br. bis in die Nähe der südamerikanischen Küste (11° N. Br.) hebt sich die Grenzfläche
des Antipassats von 6—7 km auf ca. 11 km. Dieses Resultat zeigt eine gute Übereinstimmung mit den
in den Sommermonaten angestellten Beobachtungen der 6. Studienreise 6 ). Die Grenzfläche des Anti
passats hat außerdem die Eigentümlichkeit, anfangs, ziemlich steil anzusteigen (bei 19° Nr. Br. in 7 km,
*) Seilkopf und Sttve, Ergebnisse von Höhenmossimgren auf dem Nordatlantischen Ozean und im Golf
von Mexiko 1923, Archiv d. Dt. Seewarte 1925, Nr. 2, Tafel 1.
e ) G e o r g i i und Seilkopf, a. a. O. S. 21.