Aus dein Archiv der Deutschen Seewürfe. 46. Bd. Heft 1,
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Dauer des Regenfalls. Westlich der Wasserscheide verstärken die Geländeregen des SW-
Monsuns das sommerliche Maximum. An der Abdachung der Rotemeerküste erzeugt der
NE-Monsun beim Ansteigen Winter- bzw. Frühjahrsregen, die sich z. T. auch auf dem östlichen
Hochland bemerkbar machen und so die Übergangstypen hervorrufen.
In Somalien herrscht starke Trockenheit, weil die Winde unter Bedingun
gen ins Land kommen, die sie verhindern, ihre Feuchtigkeit abzugeben. Der
SW-Monsun, als Landwind an sich schon nicht sehr feucht, trocknet aus, weil er vom Hochland gegen
die Küste herunterweht und sich föhnartig erwärmt. Anderseits überstreicht der NE-Monsun, bevor er
das Land erreicht, eine Zone kalten Küstenwassers (vgl. Handbuch der Ostküste Afrikas, ed. Reichs
marineamt, Berlin 1912).
Da der NE unter sehr spitzem Winkel ins Land hineinweht, bringt er die Trockenheit weit über
den Äquator. Dazu kommt, daß die Monsune in Ostafrika besonders kräftig und langdauernd ihre
Herrschaft behaupten. So erklärt sich die durchschnittliche Trockenheit des mitt
leren Ostafrikas, die Verschiebung des Regenäquators nach Süden und das Fehlen der dauernd
feuchten Form des Äquatorialtyps bis auf einige Gebirgsinseln.
Im Binnenlande verschwindet wenig südlich des Äquators der Einfluß des Monsunwechsels, und
man gelangt in den Herrschaftsbereich desSE-Passats. Er ist feuchter als der NE-Mon
sun, da sich ihm kein Auftriebwasser in den Weg stellt. Erst wenn er sich im Winter durchgesetzt
hat, findet die Regenzeit ihren Abschluß. Im Gebirge ist sie auf der Luvseite auch dann nicht zu Ende.
Dem Usambara-Bergland bringt der Passat Geländeregen auch im Winter, kann sogar ein drittes
Maximum im Juni oder Juli hervorrufen. Diese Wirkung reicht weit ins Land hinein (Voi, Kilimand
scharo).
Von dem Punkt an, wo der Südostpassat Alleinherrscher wird, beginnt an
der Küste das Gebiet der einheitlichen Regenzeit. Im Binnenland biegt die Grenze
zwischen einfacher und doppelter Periode nach N ab, weil der Monsun hier nicht so weit südwärts
gelangt (vgl. Loewe Seite 69).
Am Kilimandscharo wechseln NE-Monsun und SE-Passat jahreszeitlich miteinander ab; jener
weht von November bis März, dieser von April bis Oktober (Klute, 1920, Seite 5 [55]). Indem sie an
den Hängen emporsteigen, erzeugen sie Geländeregen auch zu der Zeit, wenn ringsum in der Steppe
Trockenheit herrscht. Zugleich verstärken sie die Maxima und zwar in verschiedenem Grad, je nach
der Lage der Station im Luv des einen oder des anderen Windes. Der SE-Passat ist der feuchtere.
Daher haben Gehänge, die ihm ausgesetzt sind, ihre große Regenzeit bei seinem Einsetzen im April/Mai
und empfangen besonders starke Regengüsse. Hier fallen die längsten und stärksten Niederschläge,
und in halber Höhe des Berges kommt es zu Regen in allen Monaten.
Umgekehrt ist es auf der dem trocknen NE-Monsun zugewendeten Seite. Dort fällt das Haupt
maximum auf den November, wenn der NE zum Durchbruch kommt, und die durchschnittlichen
Monatsmengen erreichen nur mäßige Höhe.
Die Unregelmäßigkeiten am Njassa-See sind Folgen passatischer Ge
länderegen. Man sieht das daran, daß sofort jenseits des Gebirgskamms der normale, trocknere
Regengang beginnt (G. Frey, Seite 34 [56]). Über der Wasserfläche beladen sich die Winde mit Dampf
und bringen dem nordwestlichen Grabenrand Feuchtigkeit. Dagegen wehen sie über die östlichen
Randhöhen als relativ trockne Winde, weil sie von der weiten ostafrikanischen Hochfläche kommen
und zur Grabensohle herabfallen.
Ganz Südostafrika verdankt seine Feuchtigkeit dem SE-Passat, der sich, bevor er das Fest
land erreicht, über der warmen Mozambique-Strömung mit Wasserdampf beladet. Das kommt den
Stufenlandschaften, aber auch dem Innern weithin zugute zur Sommerzeit, wenn der Passat am schwäch
sten weht. An der Küste von Natal bewirkt außerdem Windstau eine bedeutende Verlängerung und
Verstärkung der Regenzeit (Stauungsregen beim Ansetzen und Aufhören des Windes).