Dr. H e 11 m u t Schmidt: Der jährliche Gang der Niederschlage in Afrika
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Kapitel III. Der Einfluß kühler Küstenströmungeu und kalten Auftriebwassers auf die
Ausgestaltung der Niederschlagsperiode und die Wirkung warmen Küstenwassers.
1. Überall, wo der Wind über eine relativ kalte Strömung h i n w e g s t r e i c h t
und sich dabei a b k ü h 11 und abregnet, bringt er dem Küstenstrich Trocken
heit, soweit er nicht durch Gebirge zum Aufsteigen gezwungen wird. In zweier
lei Weise macht sich die austrocknende Wirkung an den Typen der Niederschlagsperiode bemerkbar.
a) Der trockne Wind verwandelt die Normalform der Doppelperiode in den Typ äquatorial
trocken, d. h. in Doppelperiode mit zwei absoluten Trockenzeiten. Das ist der Fall an der Ober
guineaküste und in West-Angola.
b) Durch kaltes Küsten wasser und seine Wirkung auf den feuchten Wind
werden einige Küstenstriche, in denen der Breite nach Niederschläge im Hoch
sommer zu erwarten sind, in Wüsten um ge wandelt. An den SW-Küsten Amerikas,
Afrikas und Australiens breitet sich die Regenlosigkeit äquatorwärts aus. Hier erstreckt sich also die
Wirkung der Abkühlung auf das ganze Jahr. Der Kausalzusammenhang zwischen kalter Meeresströmung
und Regenlosigkeit ist jetzt ein für allemal sichergestellt durch die merkwürdige unperiodische Klima
änderung an der südamerikanischen Westküste im März/April 1925 (Geogr. Z. 1925, Seite 299). Auf
Grund von Berichten in „The Geogr. Review“, Juli 1925, Seite 363 ff. ist folgendes bekannt geworden:
„Von Anfang März bis Anfang April 1925 wurde die normale nordwärtsgerichtete, relativ kühle Küsten
strömung Boliviens und Nordchiles, der Peru- oder Humboldtstrom, vorübergehend durch eine wärmere,
von Norden kommende Strömung („el Nino“) ersetzt. Die Wirkungen dieses zeitweiligen Witterungs
wechsels waren . . . sehr stark . . . Die sonst fast regenlose und wüstenhafte Küste und die Küstenebene
erhielten heftige, vielfach von Gewittern begleitete Niederschläge, auch am Kordillerenabhang regnete es
viel stärker als sonst, die kahlen Küstenfelsen ergrünten, Flüsse ergossen sich ins Meer, aber die Wir
kungen der Niederschläge auf die ganz auf ein regenloses Klima zugeschnittenen Menschenwerke waren
überwiegend zerstörend. . . . Das Küstenwasser war in dieser Zeit 7^—8° wärmer als das sonst auftretende
Auftriebwasser; die südwärts gerichtete Strömung wurde von der nordbolivianischen Küste (Talara nördl.
von Paita) bis in die Breite von Valparaiso beobachtet.“ Damit ist der Beweis geliefert, daß tatsächlich
die kalte Küstenströmung und das Auftriebwasser die Regenlosigkeit hervorrufen.
2. An vielen tropischen Ostküsten, namentlich in Südostafrika, Südost
australien und Brasilien, üben warme Meeresströmungen eine regenfreund
liche Wirkung aus. Weil der Südostpassat hier vom warmen Meer ins winterkühle Land weht,
ist er ein feuchter Wind. Die Rolle, die er bei der Umbildung der Typen spielt, ist im Kapitel über
die Geländeregen besprochen (Seite 36).
Abschnitt II.
Afrika.
Kapitel I. Tropisches West- und Innerafrika.
In St. Louis steht die Sonne am 5. Mai und 9. August im Zenit; die Regenzeit setzt Anfang Juli
ein, erreicht ihren Höhepunkt im August und endet im September. Trotz der etwa zweimonatigen Ver
schiebung ist man berechtigt, von zenitaler Regenzeit zu sprechen. Für die Erklärung ist entscheidend,
daß den Winter hindurch der NE-Passat weht. Die Verspätung der Regenzeit ist darauf zurückzu
führen, daß zu Beginn des Sommers der Passat nur langsam abflaut und daher seine austrocknende
Wirkung bis über den Frühling hinaus ausübt. Äquatorwärts treten die Zenitstände auseinander. Da
in gleicher Richtung die Dauer der passatischen Zeit abnimmt, so dehnt sich die Regenzeit. Anderseits
kann sich mitten im Sommer ein Monsun entwickeln und, soweit er nicht auf Gebirge trifft, die kleine
Trockenzeit hervorrufen.